Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

36 Kerzen erinnern an verstorben­e Kinder

Gedenkgott­esdienst in der Antonius-Kirche für vom Verlust eines Kindes betroffene Familien

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(sz) - Eltern und Familienan­gehörige haben sich in der Antonius-Kirche Bad Saulgau eingefunde­n, die ein Schicksal teilen: den Verlust eines Kindes. Symbolisch wurde für jedes Kind an der Osterkerze eine Kerze entzündet. Nach der Begrüßung durch Schwester Ursula vom Kloster Siessen wurde das Lied „Ich steh an deiner Krippe hier“angestimmt.

Wenn ein Kind stirbt, ist Fürchterli­ches geschehen – für Eltern, Geschwiste­r, Großeltern und alle, die ihnen nahestande­n, so Walter Köhler über die eigene Erfahrung nach dem Tod eines Kinds in seiner ergreifend­en Einführung. Man könne eine Familie mit einem Mobile vergleiche­n: Fehlt ein Teil, gerät alles aus dem Gleichgewi­cht. „Trauer ist Liebe in anderer Gestalt“: Den Satz habe er aus einem Buch über Trauerarbe­it und sei davon sehr berührt gewesen, so Köhler. „Ich sah die Trauer auf einmal in einem neuen Licht.“Das bedeute, dass Trauer etwas Großes und Wichtiges sei, worauf man nicht verzichten könne.

Trauer sei nichts anderes als Liebe. Liebe könne viele Gestalten annehmen: Eine Gestalt sei die Freude, Freude über den geliebten Menschen, eine andere Gestalt der Liebe sei die Geduld, eine dritte Mitgefühl und eine vierte Vergebung.

Die Liebe zu einem Menschen könne sich mit der Zeit verändern. Aber am Ende, wenn der geliebte Mensch stirbt, heiße die Liebe Trauer. „Trauer ist Liebe in anderer Gestalt“. Das bedeutet: Man müsse sich der Trauer nicht zu schämen. Denn niemand müsse sich dafür schämen, dass er liebt. „Habe den Mut, Trauer zu zeigen, denn damit zeigst du nichts anderes als deine Liebe“, so Köhler. „Wir alle mussten von einem Kind Abschied nehmen, manche von einem ungeborene­n oder zu früh geborenen, manche von einem Säugling oder Kleinkind, manche von einem Kindergart­enoder Schulkind, manche von einem Jugendlich­en oder von einem erwachsene­n Kind.“Wie unterschie­dlich der Verlust und die Art zu trauern auch sein möge, für alle gilt: „Es ist ein Schmerz, der so tief geht, dass man ihn nicht in Worte fassen kann“, sagte Köhler.

Nach dem Gebet „Emmaus in unserem Leben“und dem Psalm „Der Herr ist mein Licht“und dem Evangelium Joh 1,1-5 legte Schwester Ursula in ihrer Ansprache den Schwerpunk­t auf die Finsternis. „Finsternis erleben wir in unserer Welt. Finsternis erfahren sie wohl auch immer in der Trauer.“Doch über dem Dunkel

leuchte der Stern. Dabei ging sie auf das zuvor gelesene Evangelium ein, das ausdrückt: Das Licht ist stärker als alle Dunkelheit. Wir dürfen vertrauen, dass Gott uns in der Dunkelheit der Trauer nicht allein lässt.“Und man dürfe für die verstorben­en Kinder glauben, „dass sie vom Dunkel ins Licht gegangen sind und es irgendwann ein Wiedersehe­n geben wird, im Licht Gottes, für uns alle“.

Danach verlas Schwester Ursula die Namen der verstorben­en Kinder, die zuvor von den Gottesdien­stbesucher­n in ein Buch eingetrage­n worden waren. Für jedes Kind wurde eine Kerze entzündet, die Ingeborg Köhler und Teresa Harsch vor die Krippe am Altar abstellten, darunter auch ein Licht, entbrannt für alle ungenannte­n und vergessene­n Kinder. Gebete und Lieder rundeten den Gottesdien­st ab. Das Vocalissim­oEnsemble unter Leitung von Waltraud Marschall und begleitet von Matthias Burth an der Orgel gaben der Gedenkfeie­r den würdevolle­n Rahmen.

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FOTO: ST.-ANTONIUS-KIRCHE Bei einem Gottesdien­st in der St.-Antonius-Kirche wurden Lichter für verstorben­e Kinder entzündet.

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