Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
THW-Logistikzentrum oder Bahn-Werkstatt
Für das Gelände des Holzhofs in Bad Schussenried gibt es gleich zwei Interessenten
- Auf dem brachliegenden Holzhof-Gelände in Bad Schussenried tut sich was. Anscheinend interessieren sich sowohl das Land Baden-Württemberg als auch das Technische Hilfswerk (THW) für das Grundstück direkt an der Umgehungsstraße. Das Land sucht nach einer geeigneten Fläche für eine Reparaturwerkstatt, in der die Loks und Waggons der Züge der Südbahn gewartet werden können. Das THW benötigt einen dauerhaften Standort für ein neues großes Logistikzentrum, in dem dezentral Reserveschutzmaterialien gelagert werden können, die dann im Katastrophenfall zur Verfügung stünden. Sollten sich diese beiden Einrichtungen in Bad Schussenried ansiedeln, würde sich das in vielfacher Hinsicht positiv auf die Region auswirken.
Noch stehen die Verhandlungen ganz am Anfang und entschieden ist noch gar nichts. Die Stadt Bad Schussenried hat nun jedoch erste Schritte in die Wege geleitet, um dieses Vorhaben zu unterstützen. Der Schussenrieder Gemeinderat fasste vergangene Woche den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für das Areal. Dieser Bebauungsplan „Rohrwiesen“legt fest, dass auf dem Gelände nur ein Industriegebiet entstehen darf. Der künftigen Verwendung sind somit klare Grenzen gesetzt. Die Stadt schreibt, dass sie den Bebauungsplan aufstelle, weil das Land seine Absicht geäußert habe, dort die Reparaturwerkstatt zu errichten.
Einfluss darauf, an wen der private Eigentümer des Grundstücks letztendlich verkauft, hat die Stadt nicht. Sie kann aber mithilfe der Vorgaben im Bebauungsplan die weitere städtebauliche Entwicklung steuern und nicht gewünschte Projekte verhindern. Bis 2013 befand sich auf dem Areal die Holzhof-Genossenschaft, die vom Land für die Vermarktung von Holz initiiert worden war. Nachdem der Holzhof 2013 geschlossen wurde, verkaufte das Land das Grundstück.
Aktuell gehört es Karl Friedrich Rommel, der mit seiner Familie auf dem Gelände lebt. Rommel bestätigte, dass es mit THW und der Nahverkehrsgesellschaft Gespräche gegeben hat. Es gebe jedoch von keinem der beiden verbindliche Absichtserklärungen. „Für mich war es daher überraschend, dass die Stadt mit der Aufstellung des Bebauungsplans da schon vorauseilend Tatsachen schafft“, sagte er. Prinzipiell sei er zwar bereit, das Areal zu verkaufen. Das hänge jedoch stark vom Nutzen und Verkaufspreis ab.
Ein Sprecher der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk bestätigte, dass der Dauerstandort des Logistikzentrums im Landkreis Biberach sein werde. Derzeit arbeite man an
der Umsetzung des Konzepts. Eine Auskunft dazu, ob Schussenried der Standort sein werde, könne man im Moment nicht geben. Der Biberacher Bundestagsabgeordnete Martin Gerster ist Präsident der THWBundesvereinigung und bestätigte ebenfalls, dass die Suche nach einem endgültigen Standort für ein Logistikzentrum in vollem Gange sei. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages habe beschlossen, bundesweit mehrere große THW-Logistikzentren zur dezentralen Krisenvorsorge aufzubauen. Einer dieser Standorte soll in Oberschwaben entstehen.
Vor einem Jahr habe der THWLandesverband Baden-Württemberg eine geeignete Liegenschaft im Gewerbegebiet Ulm-Himmelweiler anmieten können. „Zahlreiche im Krisenfall notwendige Produkte, Materialien und Gerätschaften wurden dort eingelagert, darunter beispielsweise medizinische Masken, Schutzkittel, Feldbetten, Sandsäcke, Sandsackfüllmaschinen, Notstromaggregate, jede Menge Hilfsgüter und -instrumente, die man in Notlagen schnell in großer Menge benötigt“,
erklärt Gerster. In den letzten Monaten starteten aus Ulm bereits mehrere Hilfstransporte zur Versorgung und Unterstützung Geflüchteter aus der Ukraine. Der Standort in Ulm sei jedoch nur ein temporärer.
„Nach meinem Kenntnisstand gibt es aktuell Interesse aus dem Landkreis Sigmaringen. Ich freue mich aber sehr, dass Bad Schussenried Anstrengungen unternimmt, einen Standort für diese wichtige Infrastruktur anzubieten. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung, insbesondere zur inzwischen elektrifizierten Südbahn wie auch beispielsweise zum Bundeswehr-Hubschrauberstandort Laupheim würde ich mich freuen, wenn Bad Schussenried am Ende tatsächlich in Betracht kommt“, so Gerster.
Ersten Überlegungen zufolge solle dieses Zentrum für Krisenvorsorge vollkommen energieautark laufen. Dies hätte einen Vorbildcharakter für die bundesweit fünf weiteren Standorte. „Ich bin sowohl mit Verantwortlichen im THW wie auch mit der Stadt Bad Schussenried im guten Austausch“, sagte der Bundestagsabgeordnete.
„Im Krisenfall würde die gesamte Region erheblich von der Nähe zu einem solchen Standort profitieren. Erst in den letzten Jahren gab es beispielsweise im Kreis Biberach etliche Hochwasserlagen. Mit dem Material und den Gerätschaften eines THW-Logistikzentrums im Umkreis von wenigen Kilometern könnte man künftig das Ausmaß der Schäden gerade auch bei uns in der Oberschwaben schneller in den Griff bekommen.“
Ein Sprecher des Verkehrsministeriums bestätigte, dass Bad Schussenried „ein möglicher Standort für eine Werkstatt zur Wartung von Schienenfahrzeugen für den Schienenpersonennahverkehr auf der Südbahn“sei. Zur Vorbereitung eines Vergabeverfahrens habe die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) und das Verkehrsministerium bei der Stadt angefragt, ob diese Fläche für diesen Zweck zur Verfügung stehe. „Es finden dazu verschiedene Gespräche statt. Bad Schussenried ist weiterhin ein Standort, der in der Auswahl ist“, so das Verkehrsministerium.