Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Säen und ernten im kleinen Wohnzimmer-Garten
Wenn das Wetter sich von der übellaunigen Seite zeigt und der Sommer tief im Garten vergraben ist unter totem Laub und braunem Gras, muss der Kleingärtner in uns in den Winterschlaf. Muss er? Nicht unbedingt. Denn auch im Haus gedeihen Pflanzen, wenn man’s richtig anstellt. Mit dem Salat- und Kräuteranbau ist das in konventionellen Töpfen aber so eine Sache. Meistens fehlt es nicht an Wasser und eifriger Zuwendung, sondern an der Kraft der Sonne.
Inzwischen gibt es Unternehmen, die dem Indoor-Gardening, also dem Gärtnern in den eigenen vier Wänden, mit allerhand Gerät auf die Sprünge helfen. Da ist die Firma „Berlin Green“keine Ausnahme. Das junge Unternehmen stellt gefällig designte Holzboxen aus Birke her, die ein intelligentes Innenleben haben. Zum einen sorgen ein integrierter Wasserbehälter sowie handliche Zylinder aus fruchtbarer Erde dafür, dass die mitgelieferten Samen alsbald verlässlich aufgehen. Was auch an der integrierten LED-Beleuchtung liegt, die den Pflanzen so eine Art ewigen Sommer vorgaukeln. Sensoren überwachen, ob es in den Zylindern aus Pflanzsubstrat immer hübsch feucht ist. Wenn nicht, fordert eine App zum Wassertanken auf.
Der Clou des Systems ist die digitale Anbindung ans Handy. Über eine schicke App lassen sich Funktionen wie etwa die Lichtintensität steuern. Außerdem zeigt die App ziemlich verlässlich an, wann es Zeit ist zu ernten, je nach Pflanzenart nach vier bis sechs Wochen. Denn bereits beim Ansäen weiß die App – sofern der Wohnzimmergärtner alles richtig gemacht hat – in
welchem der insgesamt acht Plätze in der Box welche Kräuter oder Salate aufs Austreiben warten. Im
Startpaket sind neben zweierlei Basilikum verschiedene Pflücksalate dabei. Darunter so hübsch anzusehende Sorten wie „Mizuna“oder roter Römersalat.
Gerade mit Kindern macht es viel Spaß, den gesamten Wachstumsprozess vom Säen bis zur Ernte praktisch live mitzuerleben: Substrat-Zylinder einsetzen, Samen hineinstreuen, transparente Keimhauben aufsetzen – App mit Infos füttern und warten. Anfangs verlangt das System allerdings viele intensive Stunden unter künstlicher Sonne. Will heißen: Wenn das Ding bei voller Helligkeit auf dem Tisch steht, wird der Raum von diesem Licht praktisch dominiert – teilweise auch nachts, denn je heller, desto schneller wächst es. Reguliert man die Helligkeit runter, meckert die App und warnt davor, dass die Keimlinge langsamer gedeihen. Eine Baumwollhaube, die man über die Box stülpen kann, schafft da ein bisschen Abhilfe, kostet allerdings 40 Euro extra.
Allerdings: Das System von „Berlin Green“funktioniert, die App informiert verlässlich über den Wachstumsfortschritt. Während unseres Tests sind sämtliche Salate und Kräuter auch schön aufgegangen. Der Hersteller wirbt damit, dass der Energieverbrauch bei sieben Cent für zwölf Stunden liegt.
Apropos Kosten: Billig ist die „Green Box“mit Startpaket nicht. Regulär kostet sie 199 Euro. Substratzylinder und eine beachtliche Anzahl von Pflanzen – von Erdbeere bis Chili, von Gurke bis Kornblume – können dann nachgekauft werden. Dabei sind die Erntemengen recht überschaubar. Salate und Kräuter eignen sich als hübsche Zugabe für die eigene Küche. Die Idee, ein bisschen Grün – nicht nur im Winter – ins Zimmer zu holen, funktioniert aber dennoch.
Weitere Informationen zum Wohnzimmer-Garten: www.berlingreen.com