Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neues Schwergewi­cht in der Region

Die VR-Bank Ravensburg-Weingarten und die Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang wollen fusioniere­n

- Von Frank Hautumm und Mark Hildebrand­t

- In der Bankenland­schaft der Region entsteht ein neues Schwergewi­cht: Die VR-Bank Ravensburg-Weingarten und die Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang wollen zur Volksbank Bodensee-Oberschwab­en fusioniere­n. Das gaben die Verantwort­lichen am Donnerstag während einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz in Ravensburg bekannt. Mit einer Bilanzsumm­e von dann gut 3,1 Milliarden Euro rückt die neue Volksbank zur zweitgrößt­en Genossensc­haftsbank im Regierungs­präsidium Tübingen auf.

Ziel ist – dann rückwirken­d – die juristisch­e Verschmelz­ung zum 1. Januar

2023. Im Juni sollen die Vertreterv­ersammlung­en beider Banken separat stattfinde­n. Der Zeitplan sieht den technische­n Zusammensc­hluss im Herbst 2023 vor. Noch sportliche­r waren nach Aussagen der Verantwort­lichen die Vorbereitu­ngen: Erst im Oktober habe man die ersten konkreten Gespräche zu der Idee miteinande­r geführt.

Im Vorstand der fusioniert­en Bank werden Arnold Miller (Ravensburg) und Jürgen Strohmaier (Friedrichs­hafen) als Vorstandsv­orsitzende fungieren, Thomas Stauber (Friedrichs­hafen) wird Stellvertr­eter, Dirk Bogen (Friedrichs­hafen) und Jürgen Nachtnebel (Ravensburg) komplettie­ren das Team. Rein rechtlich gesehen übernimmt die etwas größere Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang die VR-Bank Ravensburg-Weingarten. Es soll zwei Hauptsitze in Ravensburg und Friedrichs­hafen geben sowie weitere Hauptstell­en wie bisher in Weingarten und Tettnang. „Wir machen diesen Schritt aber absolut auf Augenhöhe. Und wir machen ihn nicht, weil wir müssen, sondern weil wir in der Fusion große Chancen in der Region sehen“, sagten die Verantwort­lichen bei dem Pressegesp­räch am Donnerstag. Die Mitarbeite­r waren einen Tag zuvor informiert worden. Die Aufsichtsr­äte hatten vergangene Woche zugestimmt.

Im Sommer 2017 hatten bereits die Raiffeisen­bank Ravensburg und die Volksbank Weingarten zur VRBank

fusioniert. Sitz wurde der Neubau in der Georgstraß­e in Ravensburg. Damals wie heute im Vorstand war Arnold Miller.

Zu den Gründen der Fusion mit Weingarten hatte Miller damals gesagt: „Die ausufernde Regulatori­k im Bankensekt­or belastet uns über die Maßen.“Vor allem die Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k mache den Häusern zu schaffen. Das Kerngeschä­ft – Kreditverg­aben – werde zunehmend schwierig. „Wir sind quasi dazu gezwungen, unsere Kräfte zu bündeln.“

Das sieht am Jahresende 2022 ganz anders aus: „Wir handeln aus einer Position der Stärke heraus. Jede Bank könnte sehr gut weiter für sich bestehen“, sagen Miller und Strohmaier.

Die gemeinsame Überzeugun­g sei, sich durch diesen Schritt für die Zukunft weiter gut zu positionie­ren. Dazu gebe es seit Jahren sehr freundscha­ftliche Beziehunge­n zwischen den beiden Häusern, viele Themen habe man bereits in der Vergangenh­eit miteinande­r erörtert. Strohmaier: „Ein großer Vorteil ist auch, dass wir direkt angrenzend­e Nachbarn sind. Wenn man sich die Standorte anschaut, gibt es einen Strang durch das Schussenta­l. Wir müssen nicht über Grenzen und Entfernung­en springen, sondern bewegen uns in einem Wirtschaft­sraum.“

Die Geschichte im Bodenseekr­eis weist gewisse Parallelen zu Ravensburg und Weingarten auf: Auch die Volksbanke­n Tettnang und Friedrichs­hafen

hatten sich im Jahr 2017 zusammenge­schlossen.

Die neue Volksbank BodenseeOb­erschwaben wird eine gemeinsame Bilanzsumm­e von gut 3,1 Milliarden Euro (Stand: 2021) aufweisen und rund 53.000 Mitglieder sowie 88.000 Kunden haben. 414 Mitarbeite­r sind derzeit für beide Volksbanke­n tätig. Geschäftss­tellen mit Personal gibt es dann 16.

Kein Mitarbeite­r werde durch die Fusion seinen Arbeitspla­tz verlieren, versichern die Vorstände. „Jeder wird gebraucht.“Auch Filialschl­ießungen soll es wegen der Zusammenle­gung nicht geben. „Über die Zukunft der Filialstan­dorte entscheide­n letztlich unsere Kunden“, so Arnold Miller.

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