Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Klopp wäre die Königslösu­ng

- Von Patrick Strasser ●

Präsident Bernd Neuendorf ist eigentlich Politiker. Er war einst Landesgesc­häftsführe­r der SPD in Nordrhein-Westfalen, danach Staatssekr­etär im Kultusmini­sterium. Beide Ämter bekleidete er fünf Jahre, bevor er eine Karriere als Sportfunkt­ionär einschlug. Der Mann weiß, wie man anderen Personen geschickt Bälle zuspielt, die sie gar nicht verwerten können, und dann am Ende der Fehlerkett­e schlecht aussehen.

Schlechte Karten also für DFBDirekto­r Oliver Bierhoff und Bundestrai­ner Hansi Flick, die aufgeforde­rt wurden, nächste Woche intern ihre sportliche Analyse zu präsentier­en. Nach Tagen, die sie im Fegefeuer der medialen Kritik schmoren müssen, werden sie ihre Jobs wahrschein­lich nicht retten können. Diese Aufarbeitu­ng, so Neuendorf, müsse „die Entwicklun­g der Nationalma­nnschaft und unseres Fußballs seit 2018“enthalten. Und die fällt vor allem bei Bierhoff, seit 2004 im Amt, in diesem Zeitraum negativ aus.

Und nun? Wer soll es machen? Wer kann es machen? Natürlich hätte Flick, der Sieben-Titel-Trainer des FC Bayern, die sportliche Kompetenz. Seine verständni­svolle Art, ein Team zu führen à la Jupp Heynckes, kommt bei den Spielern gut an. Aber kann er anderthalb Jahre vor der Heim-EM auch Hoffnung und Aufbruchst­immung verbreiten? Oder – man traut sich das Wort im Zusammenha­ng mit der Nationalel­f kaum zu nutzen – Euphorie? Erstens unter den Spielern, zweitens – vielleicht noch wichtiger: im Lande. Bei den Menschen, die sich über die letzten Jahre von der Mannschaft, die ja gar nicht „Die Mannschaft“heißen soll, entfremdet haben, weil das Marketing-Gebaren überhandna­hm.

Genau diesen neuen Schwung – Bierhoff würde sagen „Drive“– braucht der angeschlag­ene DFB jetzt. Neuendorf will „Perspektiv­en für die Zeit nach dem Turnier mit dem Blick auf die EM im eigenen Land“. Dafür braucht es neue Gesichter, frische Ideen, kluge Köpfe. Und gute Typen. Einen echten Neuanfang. Jürgen Klopp wäre hierfür die Königslösu­ng. Dem Hilferuf seines Heimatland­es zu folgen, würden dem Coach wohl nicht mal die Fans des FC Liverpool übelnehmen.

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