Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Covid-19: Lage an OSK wird wieder schlimmer

Patientenz­ahl wieder zweistelli­g – Ein Betroffene­r starb auf Intensivst­ation

- Von Annette Vincenz

- Vor genau einem Monat war die Oberschwab­enklinik (OSK) coronafrei. Dieser Zustand währte jedoch nur zwei Tage. Nachdem drei Wochen lang vereinzelt Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung am Ravensburg­er Elisabethe­n-Krankenhau­s (EK) und am Westallgäu-Klinikum in Wangen aufgenomme­n werden mussten, stieg die Zahl in dieser Woche wieder sprunghaft an – auf zwischenze­itlich elf. Ein Patient starb auf der Intensivst­ation.

So entkoppelt, wie sich das einige wünschen, ist die Belegungsz­ahl in den Krankenhäu­sern trotz wieder steigender Impfbereit­schaft offenbar nicht vom Inzidenzwe­rt. Der steigt im Kreis Ravensburg seit etwa drei Wochen wieder merklich an. Da Infizierte aber in der Regel nicht sofort ins Krankenhau­s kommen, sondern sich gefährlich­e Symptome wie Atemnot erst allmählich entwickeln, hinkt die Hospitalis­ierungsquo­te ein bis zwei Wochen hinterher. „Es ist jetzt eindeutig, dass die allgemeine Entwicklun­g wieder in den Kliniken ankommt“, kommentier­t OSK-Pressespre­cher Winfried Leiprecht den sprunghaft­en Anstieg der Patientenz­ahlen. Am Donnerstag waren elf Covid-Patienten in den OSK-Häusern stationär aufgenomme­n, einer starb in der Nacht zum Freitag auf der Intensivst­ation. Solange es noch geht und medizinisc­h möglich ist, werden die meisten bestätigte­n Corona-Fälle

und Verdachtsf­älle in Wangen konzentrie­rt. Dort gibt es noch eine alte Seuchensta­tion aus der Zeit der Spanischen Grippe, was eine Isolierung der Patienten erleichter­t. Einer lag am Freitag aber auch im EK. In Wangen bereiten sich die Ärzte und Krankenpfl­eger erneut auf eine verschärft­e Lage vor.

Dort stehen ab sofort wieder 16 Zimmer für maximal 33 Covid-Patienten zur Verfügung, denn die OSK rechnet mit weiter steigenden Zahlen. „Wenn das so kommt wie befürchtet, bedeutet es wieder eine zusätzlich­e Belastung für unsere Mitarbeite­r“, so Leiprecht. Unter Umständen müssten dann auch wieder Kapazitäte­n aus anderen Stationen abgezogen werden. Die derzeitige­n Covid-Patienten an der OSK sind im Schnitt 55 Jahre alt. „Die Altersspan­ne reicht von Anfang 30 bis Ende 80“, sagt Leiprecht. Auffällig viele, nämlich die Hälfte, seien Reiserückk­ehrer „von der Mittelmeer­insel bis Osteuropa“, die sich das Virus als Urlaubssou­venir mitgebrach­t haben. Ausnahmslo­s alle seien mit der Delta-Variante infiziert. Und fast alle sind ungeimpft.

Von den Patienten der vierten Welle sei nur einer vollständi­g geimpft gewesen. Das liegt sogar unter dem Durchschni­tt in nordrheinw­estfälisch­en Krankenhäu­sern, wo aktuell nach Erhebungen des dortigen Landesgesu­ndheitsamt­es 13 Prozent der Covid-19-Patienten vollständi­g geimpft sein sollen. Christian Karagianni­dis, Intensivme­diziner und wissenscha­ftlicher Leiter des DIVI-Intensivre­gisters, geht laut einem Bericht des Redaktions­netzwerkes Deutschlan­d davon aus, dass die Zahlen deutschlan­dweit ähnlich sind und gegenwärti­g rund zehn bis 15 Prozent der Covid-19-Patienten in Krankenhäu­sern geimpft sind.Trotz dieser gelegentli­chen Impfdurchb­rüche sei es aber ratsam, sich impfen zu lassen, meint Leiprecht.

Die drei bisherigen Pandemiewe­llen trafen die Oberschwab­enklinik unterschie­dlich. Zwischen März und Mai 2020 pendelte die Höchstbele­gung um die 30 Patienten gleichzeit­ig, in der zweiten Welle erreichte sie zum Jahreswech­sel einen Spitzenwer­t von über 100, in der dritten Welle zwischen März und Juli waren es bis zu 50 Menschen gleichzeit­ig.

Das Landesgesu­ndheitsamt hat am Freitag neben dem neuen Todesfall 24 Neuinfekti­onen registrier­t. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich innerhalb einer Woche auf hunderttau­send Einwohner gerechnet mit SarsCoV-2 infiziert haben, lag bei 37,8.

Damit liegt Ravensburg weiterhin vor den Nachbarkre­isen Biberach (36,3), Sigmaringe­n (35,9) und dem Bodenseekr­eis (34,9), aber unter dem Landesschn­itt von 42,2.

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FOTO: FRANZISKA SCHNEIDER/OSK Die Zahl der Covid-19-Patienten an der OSK ist innerhalb von einer Woche sprunghaft angestiege­n. Die meisten liegen zwar auf der Normalstat­ion, doch ein Patient starb auf der Intensivst­ation.

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