Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Impfpriorisierung soll Schwache schützen“
Virologe Mertens erklärt, ab welchem Zeitpunkt jeder immunisiert werden sollte
- Spätetsens ab Juni soll jeder Bürger einen Impftermin bekommen. Bislang gilt noch eine Prioritätenliste auf Grundlage einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). In Bayern soll diese aber bereits Mitte Mai ausgesetzt werden. Ob das Vorhaben des Bundes Sinn macht, erklärt der StikoChef Thomas Mertens im Gespräch mit Katja Korf.
Halten Sie das für vertretbar, welche Voraussetzungen müssen dazu aus Ihrer Sicht erfüllt sein?
vor Überlastung zu schützen. Voraussetzung für die „Aufhebung der Priorisierung“ist also, dass alle Menschen, die wegen Alter oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben, ein Impfangebot erhalten haben.
wie infektiös Menschen nach der Erst- und der gegebenenfalls notwendigen Zweitimpfung sind?
Wir wissen, dass das Risiko einer Infektion (ohne Erkrankung) bei einem Geimpften bei Kontakt wesentlich geringer ist als bei einem nicht geimpften Menschen (etwa noch 20 Prozent). Wir wissen auch, dass die Virusausscheidung eines Geimpften, der sich danach infiziert hat, wesentlich geringer ist als die eines nicht Geimpften bei Infektion. Der Geimpfte scheidet für kürzere Zeit Virus aus und auch viel weniger Virus. Ob diese mögliche Virusausscheidung durch einen zuvor Geimpften noch ausreicht, um weitere Menschen anzustecken, wissen wir noch nicht genau. Das ist tatsächlich auch nur schwer exakt feststellbar, Untersuchungen hierzu werden durchgeführt. Zusammengefasst glaube ich, dass das Übertragungsrisiko durch Geimpfte so viel geringer ist, dass Erleichterungen – zum Beispiel Verzicht auf Testungen mit Antigenschnelltest, Quarantäne– möglich sind. Ein Problem könnte dann bestehen, wenn ein zuvor Geimpfter, der sich danach infiziert hat, als „Restvirusausscheider“Kontakt mit einem ungeimpften Menschen mit hohem Risiko für schwere Covid-19 Erkrankung hat.
Und wie sieht das bei Genesenen aus?