Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
1000 Starts und Landungen weniger
Flugplatz in Mengen wird von der Betriebspflicht befreit
- Auch den Betreiber des Flugplatzes Mengen-Hohentengen trifft die Coronakrise hart. Die GmbH mit Geschäftsführer Jörg Menge an der Spitze hat bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Regierungspräsidium Stuttgart, einen Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht gestellt, der inzwischen bewilligt (siehe Auf einen Blick) wurde und seit Dienstag, 14. April gilt und den Betrieb auf ein Mindestmaß reduziert. Ab sofort erfolgt nur noch eine Öffnung auf Anforderung, kurz PPR (Prior Permission Required; dt.: vorherige Genehmigung erforderlich). Das heißt. Es gibt nur noch Flüge, Starts und Landungen, die vorab beantragt und genehmigt wurden. Vorerst soll diese „PPRPhase“bis zum 30. April andauern. Ausgenommen sind hoheitliche Einsätze wie der Bundespolizei, der Polizei oder des Zolls sowie Rettungsflüge, die aber ebenso alle vorab zu beantragen und zu genehmigen sind. Die Auswirkungen sind, so rechnet Menge, viel länger zu spüren. Vorerst gilt die Kurzarbeit bis zum 30. Juni.
Die Flugbewegungen, also Starts und Landungen, sind bereits in den vergangenen zweieinhalb Wochen erheblich weniger geworden. „Ich denke, im Vergleichszeitraum zum Vorjahr haben wir rund 1000 Starts und Landungen weniger“, sagt Jörg Menge. Denn in „normalen Jahren“zählt der Flughafen Mengen-Hohentengen, der einen Status als Verkehrslandeplatz hat, 30 000 Starts und Landungen pro Jahr (zum Vergleich: Der Flughafen Stuttgart hat 146 000 Flugbewegungen pro Jahr, rund 400 pro Tag). Hält die Coronakrise an, fehlt dem Flughafen Mengen-Hohentengen ein Gutteil seines Umsatzes. „Und auf Coronahilfe können wir aufgrund unserer Betreiberstruktur nicht hoffen“, sagt Menge. „Das heißt, wir können nur versuchen, unsere Umsatzausfälle über Kurzarbeit einigermaßen aufzufangen.“
Coronabedingt hat der Flughafen Mengen-Hohentengen schon in den vergangenen Wochen einiges umgestellt. Auch die Kunden, die quasi nicht zu den Stammkunden gehören, können bargeldlos und ohne EC-Karte zahlen, sie erhalten eine Rechnung. Die Flugleiter im Tower wechseln sich im Dienst ab, das Platzwartehepaar kommt nur kurz am Morgen vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, vor allem, um zu putzen und zu desinfizieren. „Natürlich erwarten wir, dass es in den kommenden Wochen einiges zu tun gibt, da mit dem Frühling auch die Wachstumsphase in der Natur beginnt“, sagt Menge. Und bei 65 Hektar Gesamtfläche ist da einiges zu tun. Jörg Menge selbst und seine Mitarbeiterin im Büro sitzen sehr weit auseinander. „Wir haben zwei Büros zwischen uns“, sagt Menge, auf Meetings und Konferenzen verzichte man oder erledige es übers Telefon oder via EMail. Das Restaurant ist ohnehin geschlossen. Menge denkt aber auch ans Hotel auf dem Gelände.
„Dort sind die Buchungen derzeit auch im Keller.“
In den vergangenen Wochen konnte der Flugplatz Mengen-Hohentengen den Betrieb auch aufrecht erhalten - im Vergleich zu einigen vergleichbaren Flughäfen dieser Art im Land - da ab 11. März einige Flugzeuge landeten, die Urlauber zurückgeholt haben. Auch hier gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen. Der Pilot muss eine „General Declaration“- eine allgemeine Erklärung zum Flug ausfüllen, mit Start- und Zielort und einigen anderen Angaben, jeder Fluggast - oder besser ein Gast pro reisender Familie - muss eine Aussteigerkarte ausfüllen, mit persönlichen Angaben zum Herkunftsund zum Aufenthaltsort, um notfalls eine Rückverfolgung zu gewährleisten und um die Kontakte nachvollziehen zu können. Die entsprechenden Papiere wurden dann an die Bundespolizei weitergeleitet. Da die Mitarbeiter im Tower bundespolizeiliche Befugnisse haben, konnte diese Aufgabe vom Flughafen selbst wahrgenommen werden. Ernst wäre es allerdings geworden, wäre ein Flug mit einem erkrankten Passagier gelandet. „Dann hätten wir dieses Flugzeug separieren müssen, der Notfallplan 112 hätte gegriffen, inklusive Einschaltung von Gesundheitsamt, Arzt und Feuerwehr. „Aber das war Gott sei Dank nicht nötig“, ist Menge erleichtert. Doch mit der Rückführung fast aller Urlauber fallen nun auch diese Flüge im Großen und Ganzen weg.
Wenn nun in den kommenden Tagen und Wochen ein so genannter PPR-Flug, also ein angemeldeter und genehmigter Flug, in Mengen-Hohentengen landen will, hält sich die Mannschaft des Flughafens bereit. „Die Mitarbeiter im Tower wechseln sich alle paar Tage im Dienst ab, kommen von zu Hause oder halten sich ohnehin auf dem Gelände auf.“„Wir haben einen eigenen Dienstplan. Und ich bin ohnehin da“, sagt Jörg Menge. Natürlich hofft er darauf, dass es trotzdem die eine oder andere - angemeldete Landung in Mengen-Hohentengen gibt. „Stuttgart
ist ja ganz geschlossen, da die Betondecke der Start- und Landebahn erneuert wird. Ich hoffe, dass der eine oder andere, der vorhatte in Stuttgart zu landen, nun bei uns landet. Schließlich müssen wir ja irgendwie Umsatz generieren“, sagt Menge.