Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Störche in Moosheim sind wahre Meister der Nestbaukunst
Paare machen es sich auf dem Kirchturm gemütlich – Ausreichend Nahrungsangebot im Schwarzachtal
- Im vergangenen Jahr waren es noch drei Storchenpaare, die auf dem Moosheimer Kirchturm ihre Nester gebaut und darin gebrütet haben. Derzeit sind mindestens fünf Paare zugange, die es sich auf dem Glockenturm von St. Johann gemütlich machen. Dabei wurden alle vorhandenen Nesthilfen auf dem Turm genutzt, um sich eine passende Brutstätte für die Nachzucht zu schaffen.
Im vergangenen Jahr brütete sogar ein Storchenpaar auf der Kreuzrose, die nur leicht befestigt auf einer Zinnenspitze aufsitzt. Das führte dazu, dass die Pfarrgemeinde beschloss, aus Sicherheitsgründen dieses Nest abzutragen und beide Zinnen mit Drahtwerk vor weiteren Brutaktivitäten zu schützen. „Viel hat das nichts gebracht, denn flugs hat sich ein Brutpaar daneben auf dem Dachfirst ein Nest gebaut“, sagt Kirchenpflegerin Brigitte Wetzel. In Absprache mit der Storchenbeauftragten
Ute Reinhard musste der Sicherheit Rechnung getragen und das Nest auf der Zinnenspitze abgetragen werden. „Für dieses Vorhaben brauchten wir die größte Hebebühne, die wir aus der Umgebung bekommen konnten“, so Wetzel. Doch die Hebebühne war in Frankreich beim Brand der Kirche von Notre Dame im Einsatz.
Zusätzlich musste ein Fachmann gefunden werden, der sich in Sachen Storchenabwehr auskennt und auch schon an anderen Kirchen und Gebäuden tätig war. Schlussendlich konnte das Vorhaben umgesetzt werden, nun sind die beiden Kirchturmspitzen mit einem Drahtwerk geschützt. Doch anscheinend ließ das die Störche kalt. Sie zeigten sich von der kreativsten Seite und sind auf keine Nisthilfe wie andernorts angewiesen, denn sie sind wahre Meister der Nestbaukunst. Ob auf dem First, im Hauptnest, zwischen den Zinnen und auch im Schneefanggitter, den Störchen gefällt’s anscheinend in Moosheim und auch das Nahrungsangebot
im Schwarzachtal scheint ausreichend zu sein. „Wir suchen dringend Freiwillige, die sich vorstellen können, ein Nest bei sich zu installieren und vielleicht dadurch ein Brutpaar von der Kirche abzuziehen“, so Brigitte Wetzel. Interessenten könnten sich bei der Storchenbeauftragten melden.
Am Kindersegen hat sich die Storchenflut bis jetzt anscheinend nicht in Moosheim ausgewirkt, „eher in Tissen, aber die haben ja eigene Störche“, sagt die Kirchenpflegerin schmunzelnd. Selbst beim Bürgerball war die Storchenschwemme in diesem Jahr ein Thema, als „Umweltbeauftragter Lehenherr“(Roland Langenberger) von den „vielen, schönen, lieben Tieren“schwärmte. Aber „Ortsvorsteher Alfons Reuter“(Wolfgang Langenberger) hatte da eine andere Meinung, ihm schwebte eher eine Jagdkanzel im Kirchhof vor. Nein, soweit wird es sicher in Moosheim nicht kommen, denn neben den „Kirchenstörchen“hat sich in der Ortsmitte auf einem Privathaus
ein weiteres Paar zum Brüten niedergelassen. Wenn noch weitere Bürger sich für eine Patenschaft für Storch Adebar entscheiden könnten, wäre die Kirchenpflegerin überglücklich. „Vielleicht verlassen dann ein paar den Kirchturm“, ist ihre große Hoffnung.