Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Durch den Deutschen Kaiser weht frischer Wind
Der Friseursalon Kupferschmid zieht ins ehemalige Restaurant – Das Café „Stil und Genuss“eröffnet am Samstag
PFULLENDORF - Dort, wo noch vor gut drei Monaten Gäste zu Mittag gegessen haben, frisieren Anja Brucker und ihre Angestellten inzwischen die ersten Kunden. Dort, wo noch vor gut drei Monaten Gäste Kaffee getrunken haben, können sie es ab Samstag wieder tun: Ins ehemalige Restaurant Deutscher Kaiser in Pfullendorf ist mit dem Friseursalon Kupferschmid und dem Café „Stil und Genuss“auch viel frischer Wind eingezogen.
Ende Mai hatte das Wirte-Ehepaar Sonja und Paul Woerz das Restaurant im Herzen der Stadt aus Altersgründen geschlossen. Kurz darauf begannen bereits die Umbauarbeiten für das Café im Gastraum und den Friseursalon im Nebenzimmer. In der vergangenen Woche bekamen die ersten Kunden ihre neuen Haarschnitte. Für den Start des Cafés fehlen nur noch letzte Feinarbeiten. Dabei war der Umzug ihres Salons aus dem Ortsteil Aach-Linz nach Pfullendorf für Anja Brucker zunächst eher eine fixe Idee gewesen.
Aus einer Idee wird Realität
Als das Aus für das Restaurant bereits besiegelt war, sei sie mit ihrer Familie im Deutschen Kaiser zum Essen gewesen, erzählt die Friseurmeisterin. Dabei habe sie die Idee vom Salon mit dem benachbarten Café vorgebracht – eigentlich aber nicht besonders ernst gemeint. Doch nicht nur Sonja und Paul Woerz fanden den Gedanken gar nicht so abwegig. „Auch meine Familie hat sich für die Umsetzung ausgesprochen“, sagt Anja Brucker. Schließlich habe sie dann auch noch Meinungen von einigen ihrer Stammkunden eingeholt. „Auch die fanden die Idee gut.“Am Ende stand für alle Beteiligten fest: Der Plan soll Wirklichkeit werden.
Nach drei Monaten Umbauarbeiten sind vom ehemaligen Restaurant nur noch die Grundzüge wiederzuerkennen. Die schwere Holzverkleidung ist verschwunden, Holztüren wurden durch Glastüren ersetzt. Die Räume wirken offener und heller. „Wir haben unter anderem Wände eingezogen, Fenster und Fußböden erneuert und neue Möbel angeschafft“, sagt Anja Brucker. Historische Fotos erinnern im ehemaligen Nebenzimmer an die traditionsreiche Geschichte des Friseursalons Kupferschmid und im ehemaligen Gastraum an die lange Geschichte des Restaurants Deutscher Kaiser.
Diese ist mit dem Neustart mitnichten ganz zu Ende gegangen: Sonja und Paul Woerz wohnen nach wie vor im Haus und einige ihrer Mitarbeiter bleiben auch Anja Brucker erhalten. Damit wird es im Café nicht nur Kaffee und Kuchen geben, sondern zum Beispiel auch Salate und einen Mittagstisch – zubereitet in der Küche, in der Paul Woerz bis Ende Mai den Kochlöffel geschwungen hatte. „Selbstverständlich steht das Café allen Gästen offen – und nicht nur den Kunden unseres Friseursalons“, unterstreicht Anja Brucker.
70 Jahre in Aach-Linz
Die Chefin und ihr Team fühlen sich am neuen Standort ohnehin wohl. Dennoch sei ihr der Abschied aus Aach-Linz auch schwer gefallen, sagt die Friseurmeisterin. 70 Jahre lang war der Salon Kupferschmid, der sich zuvor in Ravensburg befunden hatte, in dem Pfullendorfer Ortsteil zu Hause. „Ich habe einen Kunden, der seit 60 Jahren zu uns zum Haareschneiden kommt“, sagt Anja Brucker. Dieser wolle jetzt aber auch gerne den fünf Kilometer langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen – wie fast alle anderen Stammkunden auch.
Der ehemalige Friseursalon in Aach-Linz, der sich im Haus der Familie Brucker befindet, soll zu Wohnraum umgebaut werden. Diesen will dann Anja Bruckers 17-jähriger Sohn Benedikt nutzen. Er führt die Familientradition weiter und absolviert im Salon seiner Mutter eine Ausbildung zum Friseur.