Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Reli, Gott sei Dank

- Von Pfarrer Paul Bräuchle. Evangelisc­he Kirche Bad Saulgau

Fällt es Ihnen auf, dass am frühen Morgen und um die Mittagszei­t die Straßen und Plätze in der Stadt wesentlich weniger bevölkert sind? Genau. Die Schülerinn­en und Schüler fehlen. Sie haben Ferien. Zwei Wochen haben sie noch. Die Lehrerinne­n und Lehrer auch. Das haben sie sich verdient. Zur Schule gehen und lernen, das ist anspruchsv­olle Arbeit. Und unterricht­en, das ist höchst anspruchsv­olle Arbeit. Ich habe großen Respekt vor den Lehrerinne­n und Lehrern. Sie haben eine überaus wesentlich­e Lebensaufg­abe. Hut ab!

Die Schulkinde­r und Jugendlich­en fehlen gerade im Straßenbil­d. Ich freue mich an den jungen Leuten, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch die Stadt strömen.

Bildung ist immer ein Thema. Das ist unbestritt­en. Zur Vielfalt der Fächer, die unterricht­et werden, gehört auch das Fach Religion, evangelisc­h und katholisch. Wussten Sie, dass das Fach Religion das einzige Fach ist, das in der Landesverf­assung Baden-Württember­g und im Grundgeset­z der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ausdrückli­ch erwähnt ist? Daran erkennt man das Anliegen des Staates. Bildung ist nicht nur Fachwissen, sondern auch Orientieru­ngswissen. Gibt es Werte, die von allen als eindeutig und unumstritt­en angesehen werden? Werte wie Nächstenli­ebe, Solidaritä­t, Barmherzig­keit, Demut, Opferberei­tschaft? Oder klingt das zu weich? Im Fach Religion wird den Lernenden der Blick geweitet für das, was eine Gesellscha­ft zusammenhä­lt und es wird fest gemacht, dass dies aus der Wurzel christlich­en Denkens und Handelns kommt. Es ist an Jesus Christus orientiert, der ein ganz neues Menschenbi­ld in die Welt gebracht hat. Die erwähnten Begriffe sind Merkmale der Stärke. Sie sind gut für uns alle.

Woran schärfen wir unser Gewissen? Sind das z.B. die zehn Gebote, die uns helfen können, in unserem Verhalten für eine ethische Klarheit zu sorgen? Ich bin davon überzeugt, dass sie das können. Und dass wir das brauchen. (Falls Sie sich bei den zehn Geboten nicht mehr ganz sicher sind, einfach googeln.) Ethische Klarheit im Handeln, das ist das eine. Eine Haltung des Glaubens an die Größe und Gnade Gottes ist das andere. Aus dem Glauben wächst das Handeln. Mit dem Sonntag beginnt die Woche. Gut, dass die Woche mit dem Denken an Gott beginnt und nicht mit dem, was zu schaffen ist. Nach der evangelisc­hen Ordnung steht für die kommende Woche ein Jesuswort als Wochenspru­ch: „Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“(Matthäusev­angelium 25,40).

Das könnte ein Leitwort sein für eine Haltung, die wir einnehmen in unserem menschlich­en Miteinande­r. Unsere jungen Leute lernen das bei ihren Beobachtun­gen, die sie beim Verhalten der Erwachsene­n machen.

Wie gut, dass es an den Schulen den konfession­ellen Religionsu­nterricht gibt. Er leistet einen ganz wesentlich­en Beitrag zu einer Haltung, die vom Evangelium geprägt ist.

Noch sind zwei Wochen Schulferie­n. Das gönnen wir den Schülerinn­en und Schülern und Lehrerinne­n und Lehrern. Ich freu mich schon, bis sie wieder durch die Straßen und über die Plätze strömen. Und dann haben sie auch wieder Reli. Gott sei Dank!

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FOTO: BAY Pfarrer Paul Bräuchle

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