Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bitte nur freiwillig!
Es ist eine seltsame Mischung aus Sommerloch und CDUMissstimmung, die zur Diskussion über die allgemeine Dienstpflicht führt. Sicher gibt es viele Konservative, die der Wehrpflicht nachtrauern. Und nicht nur Konservative. Es war SPD-Verteidigungsminister Peter Struck, der ohne Wenn und Aber hinter der Wehrpflicht stand, weil er die Bundeswehr tief in der Gesellschaft verankert wissen wollte.
Und doch: Es ist ein Kampf von gestern. Um zu sparen und mangels aktueller Bedrohungen wurde vor sieben Jahren von einer konservativliberalen Koalition die Wehrpflicht ausgesetzt und die Bundeswehr verkleinert. Es gab für beides gute Gründe. Es wäre eine Mammutaufgabe, alles rückgängig zu machen. Das weiß auch CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, die deshalb sehr im Vagen bleibt. Sie regt Nachdenken über eine allgemeine Dienstpflicht an, die aber nicht verpflichtend sein soll. Das ist eine Beruhigungspille für jene in der CDU, die noch heute hadern.
Eine allgemeine Wehrpflicht wäre rechtlich denkbar; eine Dienstpflicht für alle aber nicht. Deutschland hat keinen Notstand, und die jungen Menschen sind überall gefragt als künftige Fachkräfte. Gerade hat man die Schulzeiten verkürzen wollen, um die Jugend schneller in den Beruf zu bringen. Welchen Sinn hat es da, ein weiteres Jahr vorzuschalten? Und wer wollte von zwangsrekrutierten jungen Menschen gepflegt werden?
Vor allem anderem aber: Der deutsche Staat hat keinen Grund, mit einer allgemeinen Dienstpflicht in die Freiheit aller jungen Menschen einzugreifen. Auf sie warten genügend Herausforderungen und Arbeit, wenn sie erwachsen sind.
Natürlich wünschte man sich, dass noch mehr Jugendliche sich sozial engagieren. Deshalb ist ein freiwilliges soziales Jahr eine tolle Idee, und die Bufdis sind mit Sicherheit eine Bereicherung. Und vielleicht kann der ein oder andere, der jetzt in Australien farmt, auch für ein Hilfsprojekt in Äthiopien gewonnen werden. Aber bitte nur freiwillig!