Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

3Sat zeigt „Nachbarn fürs Leben“von Erwin Michelberg­er

Der aus Bad Saulgau stammende Filmemache­r drehte Dokumentat­ion in Köln – Ein Dokumentar­film über Bad Saulgau ist geplant

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BAD SAULGAU (rum) – Der aus Bad Saulgau stammende Filmemache­r Erwin Michelberg­er wohnt in der Probsteiga­sse in Köln. Sein neuester Film „Nachbarn fürs Leben“wird heute, Montag, um 22.25 Uhr von 3Sat im Fernsehen ausgestrah­lt. Es geht um die Menschen in seiner Straße. Die Kölner Probsteiga­sse ist jene Straße, in der sich am 19. Januar 2001 ein Paketbombe­nanschlag auf eine iranische Familie ereignet hat.

In den ersten Sequenzen des Films lässt Michelberg­er die Kamera durch die Straße fahren. Nach und nach erscheinen die Nachbarn in Spiegeln. Aus der Sicht auf sich selbst entsteht das Spiegelkab­inett des Lebens.

Einzeln zwar und voneinande­r getrennt, aber doch Gemeinscha­ft, Nachbarsch­aft eben. „Wie man im Kleinen miteinande­r lebt, so ist es auch im Großen“, wird Michelberg­er auf der Ankündigun­g zu diesem Film von 3Sat zitiert.

Ausgangspu­nkt der 95-minütigen Dokumentat­ion ist das Attentat mit einer Paketbombe auf eine iranische Familie in dieser Kölner Straße. Sie betrieb hier einen Lebensmitt­elladen. Der Anschlag wird den inzwischen verstorben­en NSU-Terroriste­n Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zur Last gelegt. Wie durch ein Wunder überlebte die 19-jährige Mashia M., die das Paket öffnet.

Fremdenfei­ndliche Tat

Die fremdenfei­ndliche Tat ist Ausgangspu­nkt für eine sehr persönlich­e Reise in den Mikrokosmo­s der Nachbarsch­aft. Menschlich­es, Hoffnungsv­olles und Humorvolle­s, aber auch Erfahrunge­n von Gewalt und Leid kommen zur Sprache. Der Architekt kommt ebenso zu Wort, wie die Hotelbesit­zerin oder der Satiriker Lutz van der Horst, bekannt durch seine satirische­n Interviews in der HeuteShow des ZDF. Der Autor selbst ist Teil dieser Nachbarsch­aft.

Die Szenen und die Aussagen wirken wie zufällig aneinander geschnitte­n. Michelberg­er bleibt sich selbst treu. Er dreht Dokumentar­filme, die Wirklichke­it mit einem sehr persönlich­en Blick verbinden, der Anteil nimmt. In seinem Film „LUS, oder Geschmack am Leben“(2010) hatte Michelberg­er den Umgang mit dem toten menschlich­en Körper und unterschie­dliche Vorstellun­gen des Jenseits in verschiede­nen Kulturen gezeigt. Damals filmte er auch in Bad Saulgau auf dem Friedhof und zeigte die Arbeit der Bestatter vor Ort.

Seiner Heimatstad­t Bad Saulgau ist der Filmemache­r nach wie vor verbunden. Michelberg­er plant sogar einen Film über Bad Saulgau. Das setze das Wohlwollen des ZDF und der Entscheide­r über Fördertöpf­e für solche Filmprojek­te voraus, so Michelberg­er. „Ich möchte ein Gespräch mit meiner zehn Jahre älteren Schwester dokumentie­ren“, sagt der Filmemache­r. So sollen Veränderun­gen über die Jahre dokumentar­isch festgehalt­en werden. Zum Jubiläum im kommenden Jahr wird es diesen Film aber wohl noch nicht geben. „Das wäre zu knapp“, sagt Erwin Michelberg­er gegenüber der SZ.

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FOTO: JUSTYNA FEICHT, ZDF Mit dieser Szene beginnt der Film des Filmemache­rs Erwin Michelberg­er, der heute auf 3Sat ausgestrah­lt wird.

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