Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Alarmstimmung nach Hacker-Angriff
Auswärtiges Amt und Verteidigungsministerium von Attacke betroffen
BERLIN - Hacker-Angriff auf das Auswärtige Amt, auch das Verteidigungsministerium ist von der IT-Attacke betroffen: Die Nachrichtendienste und das Bundessicherheitsamt würden einen „IT-Sicherheitsvorfall“untersuchen, der Informationstechnik und Netze des Bundes betreffe, bestätigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwochabend. Der Angriff sei „isoliert und unter Kontrolle gebracht“. An dem Vorfall werde „mit hoher Priorität und erheblichen Ressourcen gearbeitet“. Nähere Details könnten wegen der noch laufenden Analysen und Sicherungsmaßnahmen nicht öffentlich bekanntgemacht werden, hieß es aus dem Innenministerium.
Ermittlungen seit Dezember
Alarmstimmung in der Hauptstadt. Was zuletzt immer wieder gerade mit Blick auch auf die Bundestagswahl im vergangenen September befürchtet worden war, scheint eingetroffen zu sein: eine Cyber-Attacke auf das IT-Netz der Bundesregierung. Bereits im vergangenen Jahr sollen russische Hacker in das Datennetz der Bundesverwaltung, dem Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB), eingedrungen sein und hätten es mit Spionagesoftware infiltriert, hieß es am Mittwoch in Regierungskreisen. Ziel sei vor allem das Netz des Auswärtigen Amtes gewesen. Auch das Bundesverteidigungsministerium sei betroffen. Dort sei das Ziel allerdings nur der Rechner eines aus dem Auswärtigen Amt stammenden Mitarbeiters gewesen, hieß es. Der Bundesnachrichtendienst, der Verfassungsschutz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ermittelten bereits seit Dezember. Offen bleibe, wie tief die Hacker in das Netz der Regierung eingedrungen seien, wie groß das Ausmaß des Schadens sei, hieß es in Sicherheitskreisen.
Warum der brisante Vorfall erst jetzt bekannt wird, bleibt unklar. Auch der Bundestag soll erst am heutigen Donnerstag darüber informiert werden. Die Opposition verlangt umfassende Aufklärung. „Sollten sich die Meldungen bestätigen, muss die Bundesregierung schnellstmöglich aufklären, welche Daten konkret abgeflossen sind und ob im Zuge des Angriffs eine Sicherheitslücke verwendet wurde, die deutschen Behörden bekannt war“, erklärte GrünenNetzpolitiker Konstantin von Notz. Auch werde die Frage zu klären sein, warum die Öffentlichkeit erst jetzt über den Angriff informiert worden sei. Wenn nach den bisherigen verheerenden Angriffen auf den Bundestag 2015 und andere nun auch das sehr viel besser geschützte Regierungsnetz und Ministerien betroffen seien, zeige das, wie schlecht es um die IT-Sicherheit im Land insgesamt stehe, so der Grüne. Seit Jahren warne man die Bundesregierung davor, fordere sie auf, endlich die nötigen Schritte für einen effektiven Schutz der digitalen Infrastrukturen zu unternehmen, so von Notz.
Der Angriff aus dem Netz sei „gut vorbereitet und gezielt“gewesen, heißt es in Regierungskreisen. Sichere Beweise dafür, dass der Angriff von der russischen Gruppe „APT28“gekommen ist, gibt es nicht. In Regierungskreisen wird seit Längerem über gezielte Netzangriffe von russischer Seite spekuliert.