Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ehrliche Worte bei den Mengener Narren
Zunftmeister weisen auf Probleme hin, haben aber auch schöne Seiten der Fasnet im Blick
MENGEN - Bei der Hauptversammlung der Mengener Narrenzunft sind die schönen und die schwierigen Seiten der Vereinsarbeit zur Sprache gekommen. Rund 80 Mitglieder waren da, die Zunftmeister Michael Vogel und Frank Lang leiteten die Versammlung. In den Berichten wurde auf ein Jahr mit vielen Herausforderungen geschaut. Michael Vogel erklärte, dass sein Amt in den vergangenen drei Jahren nicht immer einfach gewesen sei. Es sei zeitaufwendig, es gab Streit und schwere Entscheidungen, aber vor allem Fasnetsveranstaltungen und Brauchtumspflege. Deshalb stehe er für weitere drei Jahre zur Verfügung.
Das nächste große Projekt ist die Katzede, die zum Narrenheim werden könnte: Die Narrenzunft hat der Stadt ein Nutzungskonzept vorgelegt. Die stellvertretende Bürgermeisterin Brunhilde Raiser sagte, den Schlüssel habe sie nicht dabei, doch werde der Gemeinderat sich ausführlich mit dem Nutzungskonzept befassen.
Der Bericht von Kassier Uli Schwald zeigte, dass die Narrenzunft Rücklagen in Höhe von rund 70 000 Euro hat. Die Fasnetsveranstaltungen bringen aber nicht genügend Geld ein: Es entsteht ein bedeutendes Defizit, das unter dem Jahr mit Bewirtungen bei Veranstaltungen wettgemacht wird. Im besten Fall schaffe man damit eine knappe schwarze Null, erklärte Schwald. Zunftmeister Vogel erklärte das Defizit, das beim Bürgerball entstanden ist. Die Ablachhalle sei eine Sporthalle und habe keinerlei technische Ausstattung. Daher müsse der Verein viel Geld in die Hand nehmen, um sich darin für den Fasnetsball einzurichten. Zunftmeister Lang erklärte, dass es ab diesem Jahr keinen Kartenvorverkauf mehr geben werde, weil die Bürger erst kurz vor Beginn des Bürgerballs kämen und sehr früh wieder heimgingen. Dadurch werde nicht genug verzehrt, was den Umsatz schmälere. Die Zunftmeister appellierten an die Mitglieder, unter dem Jahr bei Veranstaltungen mitzuarbeiten, um Geld einzuspielen.
Raiser erklärte, dass die Stadt das Defizit nicht ausgleichen werde. Wenn es aber Probleme wegen der Ausstattung der Halle gebe, sei sie bereit, sich einzusetzen. Sie empfahl den Narren, das offene Gespräch mit der Stadtverwaltung zu suchen. Sie gab aber auch zu bedenken, dass fast jeder Verein Schwierigkeiten hat, die notwendigen Mittel einzuspielen.
Der neue Vorsitzende der Stadtkapelle, Klaus Vogel, kündigte an, dass der Musikerball künftig im Ennetacher Bürgerhaus stattfinden werde. Die Entscheidung, die Ablachhalle zu verlassen, sei nicht leicht gefallen. „Wir wissen, dass wir euch wehtun. Ich hoffe, ihr scheltet nicht zu sehr über uns“, sagte er den Mengener Zunftmeistern. Das Bürgerhaus eigne sich eben besser für Fasnetsbälle als die Ablachhalle, die vor allem eine Sporthalle sei, erklärte er.
Hohe Auflagen, enorme Kosten
Schriftführerin Heike Schmal zeigte in ihrem Bericht die schönen Seiten der Fasnet. Mit vielen Bildern blickte sie auf die Umzüge des vergangenen Jahres zurück. Patrick Baumgärtner berichtete von der Ditzelede- und Plätzlesgruppe. Das Jahr habe Spaß gemacht, die Kommunikation zwischen Plätzlegruppe und Rat könnte aber verbessert werden. Bernd Köhler sprach für die 87 aktiven Stadthexen. Im kommenden Jahr werde es wieder eine Hexenparty geben; die Gruppe sei dafür aber auf helfende Hände angewiesen. Alexander Appaltauer berichtete, dass sich die Löwengruppe sehr vergrößert habe – dafür wurden viele neue Häser genäht.
Die Runde der Grußworte erwies sich als informativ und humorvoll zugleich. Brunhilde Raiser lobte die Zunft für deren Brauchtumspflege.
Die Narren leisteten ein wichtiges Spiel, indem sie der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und sie zum Nachdenken bringen. Zunftmeister Raphael Osmakowski-Miller erinnerte daran, dass die Vereine nach dem Krieg von der Obrigkeit wieder gegründet wurden, um die Gesellschaft zusammenzuhalten. Er prangerte an, dass nun nur noch geschaut werde, ob finanziell etwas herausspringe. Er lobte die Besonderheiten der Mengener Fasnet wie die Moritatensänger, den Schnättermarkt und den Bumbum. Der Ennetacher Zunftmeister Stroppel kündige das große Bruderschaftstreffen an. Auch er beklagte die hohen Auflagen und wahnsinnigen Kosten. Es könne nicht sein, das eine Zunft acht Jahre auf ein Treffen hinarbeiten müsse, um es finanziell stemmen zu können.