Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mehr Unfälle wegen liebesblinder Rehe
Autofahrer müssen während der Brunftzeit im Juli und August besonders aufpassen
BIBERACH - Autofahrer müssen zurzeit besonders aufpassen: Es ist Brunftzeit, die Paarungszeit des Rehwildes. Zwischen Mitte Juni und Mitte August durchstreifen die Böcke den Wald auf der Suche nach paarungswilligen Rehen. Dabei überqueren sie oft unachtsam die Straße und erkennen heranfahrende Autos nicht.
78 Wildunfälle haben sich im Juli im Kreis Biberach ereignet. „In der Paarungszeit ist das Wild wirklich liebesblind“, sagt Dieter Mielke, stellvertretender Kreisjägermeister. „Da springt das Wild über die Straße, ohne sich von einem Auto oder dem Autolicht abschrecken zu lassen.“Besonders gefährlich seien Straßenbereiche an Feld- und Waldrändern. Beliebte Verstecke des Rehwilds sind Mais- oder Fruchtäcker, berichtet Mielke.
Falls nun ein Wildtier die Straße überquert, sollten Autofahrer auf keinen Fall ausweichen: „Erstens könnte es dazu führen, dass das Auto von der Straße abkommt und gegen einen Baum prallt“, zählt der Experte auf. „Zweitens ist es dann schwer zu bezeugen, dass es ein Wildunfall war, wenn keine Spuren eines Tieres zu finden sind“, erklärt Dieter Mielke. „Es gilt also: Draufhalten – so hart es klingt“. Doch dazu sollte es erst gar nicht kommen. Mielke rät, gerade in Wald- und Feldgebieten oder wenn ein Schild auf Wildwechsel hinweist, auf jeden Fall langsam und wachsam zu fahren. „Die Rehe sind unglaublich schnell und springen auch mal über Leitplanken. Bei einer gewissen Geschwindigkeit kann da auch der beste Autofahrer nicht mehr schnell genug reagieren.“Nachdem ein Tier die Straße überquert hat, müsse zudem mit Nachzüglern gerechnet werden.
Polizei muss informiert werden
„Bis Tempo 80 kann ein Autofahrer sein Fahrzeug noch rechtzeitig zum Halten bringen, wenn in 60 Meter Entfernung ein Reh auf die Straße läuft,“erklärt Karl Ammann, Hegeringleiter in Schussenried, „bei Tempo 100 reicht der Anhalteweg nicht mehr.“Falls es zum Unfall gekommen ist, sollten Autofahrer Ruhe bewahren, die Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle absichern. Dann sollte er die Polizei kontaktieren. Diese könne den zuständigen Jäger benachrichtigen. „Der Jäger kann, falls das Tier noch weitergelaufen ist, in den Wald ge- hen und das Wild von seinem Leiden erlösen. Deshalb muss die Polizei und somit der zuständige Jäger informiert werden“, betont Ammann. Es sei verboten, das Tier mitzunehmen. Zur Beweissicherung könnten Fotos von Unfallort, Tier und Fahrzeug gemacht werden.
Um Rehe und Autofahrer vor Unfällen zu bewahren, werden Wildwarnreflektoren eingesetzt. „Die Reflektoren sind an Leitpfosten angebracht und brechen das Licht des entgegenkommenden Autos. Das Licht soll das Wild im Wald blenden und so verhindern, dass es über die Straße geht“, erklärt Dieter Mielke. Für die Reflektoren sei jeder Jäger selbst verantwortlich und könne sie entlang der Landstraßen anbringen. „Die Reflektoren sind auf jeden Fall nützlich“, findet Mielke, „seit sie im Einsatz sind, ereignen sich weniger Unfälle in meinem Gebiet.“Nur in der Brunftzeit seien diese Reflektoren leider keine Hilfe.