Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Rangnick vermisst die Galligkeit

Österreich verliert nach einer schwachen Leistung in Norwegen: Nach dem 1:2 bei Erling Haaland und Co. herrscht schlechte Stimmung.

- Von Andreas Asen

KÖLN – Mit dieser Millimeter­entscheidu­ng über Sieg oder Niederlage wollte sich Ralf Rangnick nicht lange auf halten. Aber über die Einstellun­g seiner Österreich­er müsse man reden, sagte der konsternie­rte Teamchef nach dem bitteren 1:2 (1:1) in Norwegen. Der EM-Schwung ist jedenfalls dahin, der Fehlstart in die Nations League perfekt.

„Bei der Euro haben wir die Galligkeit des Underdogs gehabt. Bei Norwegen sind absolute Weltklasse-Spieler dabei. Auch solche Spiele müssen wir eigentlich wie ein Underdog spielen“, sagte Ralf Rangnick. Dass Erling Haalands Siegtreffe­r (80. Minute) erst nach minutenlan­gem Studium der Videobilde­r zählte? Unwichtig! „Es nutzt alles nichts, wir haben verloren“, stellte Rangnick fest.

Bei den Österreich­ern, die bei der EM im Sommer in Deutschlan­d sogar als Geheimfavo­rit gehandelt worden waren, ehe sie im ersten K.o.-Spiel an den Türken scheiterte­n, stimmt derzeit wenig. Das hatte vor der Niederlage in Oslo bereits das 1:1 (1:1) in Slowenien gezeigt.

„Jetzt müssen wir schauen, dass wir die nächsten Heimspiele gewinnen, dann

ist nach wie vor noch alles möglich“, sagte der Coach zwar - aber damit das gelingt, braucht das Team in allen Bereichen eine Steigerung.

Zu allem Überf luss zog der Leipziger Christoph Baumgartne­r auch noch den Zorn auf sich. Der Bundesliga­prof i hatte sich den Ball zu weit vorgelegt - und ging dann derart hart in den Zweikampf mit dem norwegisch­en Kapitän Martin Ödegaard, dass dieser sich wohl schwerer verletzte. Auf dem Boden liegend schrie Ödegaard, er hielt sich den linken Knöchel, Tränen stiegen in seine Augen. An ein Weiterspie­len war nicht zu denken, und auch Baumgartne­r wäre fast abgeräumt worden.

„Ich hätte gerne noch ein Duell mit dem Österreich­er geführt, damit er spürt, wie es ist, einen zurückzube­kommen“, sagte der norwegisch­e Innenverte­idiger Leo Östigard. Gut für Baumgartne­r: Er wurde wenig später ausgewechs­elt und entging somit der Rache der Norweger und bat am nächsten Tag um Entschuldi­gung. „Es war niemals meine Absicht, diesen fantastisc­hen Spieler zu verletzen“, so der Leipziger.

Die Skandinavi­er konnten sich derweil nicht so recht über diesen Erfolg freuen. Der Preis, Ödegaard möglicherw­eise für längere Zeit verloren zu haben, war hoch. Er sorge sich „natürlich“um den Spielmache­r, sagte Nationaltr­ainer Stale Solbakken. Und auch beim FC Arsenal dürften sie genau hinschauen: Ödegaard ist Kopf und Taktgeber des Vizemeiste­rs, und am Sonntag (15 Uhr/Sky) steht bereits das London-Derby beim Rivalen Tottenham Hotspur an.

Rangnick kennt solche Probleme. „Bei uns fehlen schon auch ganz, ganz wichtige Spieler.“Hoffnung bietet der Faktor Zeit: Die nächsten Nations-League-Spiele steigen im Oktober - jeweils zu Hause. (SID)

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FOTO: TERJE PEDERSEN/NTB/DPA Norwegens Martin Ödegaard (li.) verletzte sich später im Spiel.

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