Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gedenktage erinnern an Reformation, Verstorbene und Kriegsopfer
Symbolik rückt das Evangelium, die Vergänglichkeit des Lebens und die Gegenwart des Todes in den Mittelpunkt
RAVENSBURG (KNA/mö) - Mit dem Reformationstag, dem 31. Oktober, beginnt eine Folge wichtiger Feierund Gedenktage, die mit dem Totensonntag am 20. November endet. Eine Übersicht.
Warum ist der Reformationstag wichtig?
Am 31. Oktober gedenken Protestanten der Reformation. Im Jahr 1517, einen Tag vor Allerheiligen, hat der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) in 95 Thesen die damalige Ablasspraxis der Kirche kritisiert.
Was wollte Luther bezwecken?
Luthers Anliegen war die Wiederherstellung (Reformation) einer dem Evangelium gemäßeren Kirche. Zentrale Voraussetzung dafür war seine in den folgenden Jahren erarbeitete Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche.
Am 31. Oktober wird abends Halloween gefeiert. Was bedeutet der Name?
Halloween kommt von „All Hallows eve“oder „All Hallows evening“, was auf den Abend vor dem Allerheiligenfest zurückgeht. Dieses feiern die Kirchen seit dem Jahr 835 am 1. November.
Woher kommt das Fest dann?
Erste Belege für das Brauchtum finden sich im späten Mittelalter, vor allem in Irland, zum Teil auch in Schottland. Damals luden die Menschen am Vorabend von Allerheiligen zu Festessen ein. Zugleich zogen Kinder von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten. Solche „Heischegänge“am 31. Oktober waren zum Teil mit Almosen für die Armen verbunden.
Wie wird gefeiert?
In den USA ziehen die Kinder verkleidet von Haus zu Haus und drohen mit dem Spruch „trick or treat“einen Streich an, falls sie keine Süßigkeiten bekommen. In vielen Gegenden Deutschlands klingeln Kinder mit der Forderung „Süßes oder Saures“an den Haustüren. Auf Halloween-Partys verkleiden sich auch Erwachsene möglichst gruselig.
Dann folgen Allerheiligen und Allerseelen. Die christlichen Feste erinnern an die Toten. Wieso?
Auf katholischer Seite sind das Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2.
November. Eigentlicher Totengedenktag ist Allerseelen, doch da Allerheiligen in einigen Ländern Feiertag ist, hat es sich durchgesetzt, an diesem Tag schon die Friedhöfe zu besuchen und die Gräber zu segnen. An Allerheiligen wird der Heiligen gedacht, auch der weniger bekannten. An Allerseelen wird für die Verstorbenen gebetet, damit Gott ihre Seelen in den Himmel aufnimmt.
Gibt es auch evangelische Trauertage im November?
Die Protestanten gedenken am Totensonntag (Sonntag, 20. November 2022) ihrer Verstorbenen, besuchen die Friedhöfe, zünden Kerzen an und legen Blumen nieder. Dieser Sonntag, der letzte im Kirchenjahr, wird auch Ewigkeitssonntag genannt. Zunächst lehnten die Reformatoren eine Übernahme des katholischen Totengedenkens am Allerseelentag in den Kalender ihrer Kirche ab. Auf Wunsch vieler evangelischer Christen wurde dennoch ein Gedenktag für die Toten eingeführt.
Gibt es auch nicht kirchliche Trauertage im November?
Ein weltlicher Gedenktag ist der Volkstrauertag (Sonntag, 13. November 2022), der immer am zweitletzten Sonntag vor dem ersten Advent begangen wird. Dann gedenken die Deutschen der Opfer der beiden Weltkriege sowie des Nationalsozialismus und legen Blumen und Kränze nieder an entsprechenden Gedenkstätten.
Der Tag soll zu Versöhnung, Verständigung und Frieden mahnen. Er wurde durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt und erstmals 1922 im Frühjahr begangen. Die Nationalsozialisten funktionierten ihn zum „Heldengedenktag“um. Um sich davon abzusetzen, wurde der Volkstrauertag nach dem Zweiten Weltkrieg in den November verlegt.
Sind die Trauertage auch „stille Feiertage“?
Volkstrauertag und Totensonntag sind zusammen mit dem Karfreitag die einzigen bundesweiten „stillen Feiertage“. Allerheiligen ist in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ein stiller Tag, also in den Bundesländern, wo der Tag auch gesetzlicher Feiertag ist.