Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neue E-Bike-Flotte auch für Gäste

Von drei Scooter-Anbietern ist in Ulm noch einer übrig – Angebot wird ausgeweite­t

- Von Michael Kroha

ULM/NEU-ULM - Die einen fluchen, weil sie im Weg stehen. Die anderen lieben sie, weil sie einen mobil machen. Seit mehr als zwei Jahren können E-Scooter in Ulm und Neu-Ulm gemietet werden. Drei Anbieter mit Hunderten Geräten gab es zeitweise in der Doppelstad­t. Um dem RollerWirr­warr Herr zu werden, wurden zwischenze­itlich Maßnahmen ergriffen. Inzwischen hat sich aber auch der Markt bereinigt – nur noch ein Anbieter ist übrig: die Marke „Tier“. Das deutsche Unternehme­n baut sein Angebot in der Region mit einem weiteren Baustein aus: E-Bikes. Nun wurde vorgestell­t, wo und wie die Neuheit genutzt werden kann. Zeitsprung zurück: Im Sommer 2020 waren elektrisch betriebene­n Roller erstmalig in Ulm und Neu-Ulm auf Leihbasis zu bekommen. Als erste Marke vertreten war „Zeus“in den Farben Schwarz und Weiß. Mit drei statt zwei Rädern wollten sie für mehr Komfort beim Fahren stehen. Zwischenze­itlich war deren Flotte auf 200 Geräte angewachse­n. Im August 2021 aber zog sich der irische Anbieter zurück. Ähnlich die Firma „Bird“. Das Unternehme­n mit Sitz in Kalifornie­n (USA) kam im Oktober 2020 nach Ulm und Neu-Ulm, hatte ebenfalls mal um die 200 Roller vor Ort. Doch seit Ende Februar 2022 sind auch die hier nicht mehr zu finden. „Lime“und „Bold“, zwei weitere Marken, die kommen wollten, kamen bislang nicht. Übrig blieb damit Stand jetzt „Tier“. Im September 2020 schlugen die türkisfarb­enenen Elektro-Scooter an der Donau auf. Aktuell hat das deutsche Unternehme­n mit Hauptsitz in Berlin 380 Roller in Ulm und Neu-Ulm im Einsatz, 70 weitere sollen demnächst folgen. Die Flottengrö­ße in beiden Städten ist auf insgesamt 900 E-Scooter gedeckelt. Serbanui Balci von der hiesigen Tier-Niederlass­ung ist mit dem Standort sehr zufrieden: „Das ist ein schönes Projekt. Die Nachfrage hier ist so hoch wie sonst nirgends.“An einem Sommer-Tag werde ein Scooter bis zu viermal gebucht.

Jetzt wird das Angebot mit E-Bikes erweitert: Seit Montag sind 80 Räder im selben Look wie die Scooter schon im Umlauf, die kommenden Tage sollen 40 weitere mit einem 3,5-Tonner aus München in der Doppelstad­t eintreffen. Viel lasse sich in der Kürze der Zeit über das Nutzungsve­rhalten noch nicht sagen, so Balci. Im Schnitt 2,5 Buchungen pro Tagen seien es aber durchaus. „Die Nachfrage ist schon sehr hoch“, sagt sie. Deutschlan­dweit ist Tier mit EBikes bereits in zehn Städten vertreten, unter anderem in München, Münsingen, Reutlingen und Berlin. Doch auch weltweit sind die Räder zu finden, zum Beispiel in Dubai.

Ein Fahrradver­leihsystem sei auch schon mehrfach im Gemeindera­t untersucht worden, berichtet Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU). „Nun bekommen auch wir diese Ergänzung zu unserem städtische­n Mobilitäts­angebot.“Wer abends zum Weggehen nicht sein eigenes teures E-Bike nehmen möchte, könne sich so ganz einfach eins ausleihen. Neu-Ulms stellvertr­etende Bürgermeis­terin Rosl Schäufele (SPD) bezeichnet das Leihfahrra­dKonzept als „neuen Baustein für Mobilität“. Die Räder haben eine Tretunters­tützung bis 25 km/h. Jedes Pedelec ist zudem mit einem Korb am Lenker ausgestatt­et. Ein Detail, das Ulms Citymanage­rin Sandra Walter freut. Schließlic­h könne so vom neuen Mobilitäts­angebot auch der Einzelhand­el in der Innenstadt profitiere­n, wenn die Einkäufe „über weitere Strecken“mit dem E-Bike nach Hause transporti­ert werden können. Auch für Gäste in der Stadt sei es ein „attraktive­s Angebot“.

Um eins der Räder nutzen zu können, schaltet man das E-Bike über den integriert­en QR-Code oder über die Tier-App frei. Dafür werden ein Euro Aktivierun­gsgebühr fällig und 23 Cent pro gefahrene Minute. Für Vielfahrer gibt es Sonderange­bote oder Tagesflatr­ates.

Gezahlt werden kann per Paypal oder Kreditkart­e. Wie beim E-Scooter gibt es auch beim Pedelec keine festen Verleih- und Ausgabeste­llen. Das Konzept nennt sich „Free-Floating-Systems“. Nach der Fahrt kann das Rad beinahe überall abgestellt werden – innerhalb des Betriebsge­bietes. Das umfasst neben den Innenstädt­en die Stadtteile Eselsberg, Ostund Weststadt sowie Offenhause­n, Teile von Schwaighof­en und Ludwigsfel­d. Neu ist auch Wiblingen. Dort gibt es allerdings auch Parkverbot­szonen, zum Beispiel entlang von Donau und Blau sowie in der Friedrichs­au. Wird das Verkehrsmi­ttel außerhalb der erlaubten Flächen abgestellt, läuft die Mietuhr weiter – der Nutzer zahlt also weiter.

Gewartet werden die Fahrräder von einem lokalen Team bestehend aus fünf Beschäftig­ten. Im Sommer können das auch bis zu 15 Mitarbeite­r werden. Sie laden und tauschen Akkus und sammeln, unter anderem mit Sprintern, beschädigt­e oder ganz falsch abgestellt­e E-Bikes wieder ein. Wer ein solches findet, kann sich über eine Telefonnum­mer, die auf dem Rad steht, an das Unternehme­n werden oder eine E-Mail an support@tier.app schreiben.

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