Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Besondere Funde und einzigartige Glasplatten
Verbandsarchivarin Ursula Erdt stellt in der Verbandsversammlung die interessantesten Stücke aus 2020 vor
BLAUBEUREN/MUNDERKINGEN Der Zweckverband Archivbetreuung Blaubeuren-Schelklingen-Munderkingen-Allmendingen hat sich am Montag im Großen Saal der Stadthalle Blaubeuren zu seiner jährlichen Verbandsversammlung getroffen. Dabei wurde der Vorstand in seiner bestehenden Form wiedergewählt und der Haushalt für das aktuelle Jahr genehmigt. Verbandsarchivarin Ursula Erdt gab einen interessanten Einblick in ihre Tätigkeit des vergangenen Jahres und einen Ausblick auf die Arbeiten im Archiv für 2021. Dazu hatte sie auch einige Ausstellungsstücke mitgebracht.
Stadtarchive sind die Gedächtnisse einer Gemeinde. Im Jahr 1992 haben die Städte Blaubeuren, Schelklingen und Munderkingen den Zweckverband Archivbetreuung gegründet. Aufgabe des Zweckverbands ist die Betreuung der Archive dieser Städte durch Personal des Verbandes. 2001 ist die Gemeinde Allmendingen dem Verband beigetreten. Archivarin Ursula Erdt betreut seit vielen Jahren die Gedächtnisse der beteiligten Kommunen und hat vor allem viele Anfragen, wenn es um Familienforschung, Erbangelegenheiten oder einfach um das Einordnen
neuer Dokumente und anderer Archivstücke geht. Für jede der vier beteiligten Gemeinden gibt es andere Schwer- und Höhepunkte, welche die Archivarin jedes Jahr bearbeitet und erlebt. In einem kurzweiligen Vortrag hat Ursula Erdt diese für die Vertreter des Zweckverbands vorgestellt.
In war die Archivarin im Jahr 2020 besonders durch die Beantwortung von Anfragen von
Munderkingen
Familienforschern und Erbenermittlern sowie des Rathaus gefordert. Dies habe alleine die Hälfte ihrer Arbeitszeit ausgemacht. Zudem kam noch die Versorgung der Zeitschriftensammlung und der Bücherei.
Eine besonders interessante Anfrage zur Geschichte des Gasthauses zum Löwen führte sie zum Güterbuch (Vorläufer des Grundbuchs, 1855 bis 1905) in der es darum ging, dass es dem Gasthaus erlaubt wurde, das Werbe und Namensschild aus Metall anzubringen. Ursula Erdt wird sich in diesem Jahr in der Stadt an der Donauschleife Forschungen über die Scharfrichterfamilie Vollmer widmen und weiter an der Presseausschnittsammlung, der Amtsbücherei und der Flugblattsammlung arbeiten. Für die Benutzerbetreuung kalkuliert die Archivarin rund 20 Prozent ihrer Arbeitszeit ein. 2020 hat die Gemeinde
ein neues Archiv im alten Rathaus eingeweiht. Den Umzug aus den alten Räumlichkeiten konnte Ursula Erdt Dank des örtlichen Bauhofs und den Mitarbeiterinnen Waltraud Benski und Marion Sontheimer gut über die Bühne bringen. Allen Beteiligten sprach die Verbandsarchivarin in der Versammlung nochmals einen großen Dank aus.
Knapp die Hälfte ihrer Arbeitszeit für die Gemeinde nahm der Archivumzug und das Einräumen in Anspruch. Zudem steht mit der Erschließung der Akten der Hochsträßwasserversorgungsgruppe I ein Großprojekt in Allmendingen an. Welches im vergangenen und auch im aktuellen Jahr viele Kapazitäten bindet. Arbeit in den Standesamtsregistern für Nachlassgerichte und Familienforscher steigen in Allmendingen, wie übrigens in allen Kommunen
Allmendingen
stark an, erläuterte Ursula
Erdt dem Verbandsvorstand.
30 laufende Meter neue Akten aus dem Einwohnermeldeamt haben in
rund ein Drittel der Arbeit von Ursula Erdt im Jahr 2020 ausgemacht. „Seit 2016 befinden sich im Standesamt nicht mehr benötigte Unterlagen im Archiv. Dazu zählen Geburtenbücher aus den Jahren 1876 bis 1905 sowie Heiratsbücher aus den Jahren 1876 bis 1940 und Sterbebücher von 1876 bis 1990.
Diese Register hat Franz Rothenbacher abgeschrieben und bittet nun darum, diese ins Internet stellen zu dürfen. „Die Stadt Schelklingen hat sich dazu entschlossen, die Daten auf ihre Homepage zu setzen“, berichtete die Verbandsarchivarin. Einige besondere Fundstücke aus Familienbesitz gab es auch. So fanden sich einige seltene Radfahrausweise (Führerscheine zum Radfahren).
Im kommenden Jahr wird sich das Archiv am Aktionstag und der Ausstellung mit dem Titel „Oscar Fraas – 150 Jahre Archäologische Ausgrabungen in Schelklingen“beteiligen.
Schelklingen
Zudem werde sie weiterhin sehr stark mit dem Ordnen und Einräumen der zugegangenen Akten aus dem Einwohnermeldeamt beschäftigt sein, so Erdt.
In hat sich Ursula Erdt im vergangenen Jahr hauptsächlich mit der Weiterverzeichnung, der Aktensichtung und deren Einordnung im Archiv Seißen beschäftigt. Zudem ist auch am Blautopf der Umfang in der Benutzerbetreuung deutlich gestiegen. Höhepunkt in 2020 war der Einbau der neuen Bildergalerie im Blaubeurer Stadtarchiv.
Diese wird künftig zur schonende Unterbringung von Bildern von örtlichen Malern, Ansichten der Stadt und ihrer Gemeindeteile sowie Geschenken an die Stadt genutzt. Besondere Neuzugänge waren hier in 2020 sieben Glasplatten, davon vier in Farbe, die mutmaßlich vom königlich württembergischen Hoffotografen Hans Hildenbrand stammen. Sie stellen die ersten Farbaufnahmen von Blaubeuren, Schelklingen und Urspring dar und stammen wohl aus den Jahren 1909 und 1910. Für 2021 steht in Blaubeuren die Sichtung und der Umzug der umfangreichen Altregistratur aus dem Rathaus ins Archiv an. Zudem sollen Archivierungsarbeiten in Sonderbuch oder Pappelau starten.
Blaubeuren