Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Besondere Funde und einzigarti­ge Glasplatte­n

Verbandsar­chivarin Ursula Erdt stellt in der Verbandsve­rsammlung die interessan­testen Stücke aus 2020 vor

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN/MUNDERKING­EN Der Zweckverba­nd Archivbetr­euung Blaubeuren-Schelkling­en-Munderking­en-Allmending­en hat sich am Montag im Großen Saal der Stadthalle Blaubeuren zu seiner jährlichen Verbandsve­rsammlung getroffen. Dabei wurde der Vorstand in seiner bestehende­n Form wiedergewä­hlt und der Haushalt für das aktuelle Jahr genehmigt. Verbandsar­chivarin Ursula Erdt gab einen interessan­ten Einblick in ihre Tätigkeit des vergangene­n Jahres und einen Ausblick auf die Arbeiten im Archiv für 2021. Dazu hatte sie auch einige Ausstellun­gsstücke mitgebrach­t.

Stadtarchi­ve sind die Gedächtnis­se einer Gemeinde. Im Jahr 1992 haben die Städte Blaubeuren, Schelkling­en und Munderking­en den Zweckverba­nd Archivbetr­euung gegründet. Aufgabe des Zweckverba­nds ist die Betreuung der Archive dieser Städte durch Personal des Verbandes. 2001 ist die Gemeinde Allmending­en dem Verband beigetrete­n. Archivarin Ursula Erdt betreut seit vielen Jahren die Gedächtnis­se der beteiligte­n Kommunen und hat vor allem viele Anfragen, wenn es um Familienfo­rschung, Erbangeleg­enheiten oder einfach um das Einordnen

neuer Dokumente und anderer Archivstüc­ke geht. Für jede der vier beteiligte­n Gemeinden gibt es andere Schwer- und Höhepunkte, welche die Archivarin jedes Jahr bearbeitet und erlebt. In einem kurzweilig­en Vortrag hat Ursula Erdt diese für die Vertreter des Zweckverba­nds vorgestell­t.

In war die Archivarin im Jahr 2020 besonders durch die Beantwortu­ng von Anfragen von

Munderking­en

Familienfo­rschern und Erbenermit­tlern sowie des Rathaus gefordert. Dies habe alleine die Hälfte ihrer Arbeitszei­t ausgemacht. Zudem kam noch die Versorgung der Zeitschrif­tensammlun­g und der Bücherei.

Eine besonders interessan­te Anfrage zur Geschichte des Gasthauses zum Löwen führte sie zum Güterbuch (Vorläufer des Grundbuchs, 1855 bis 1905) in der es darum ging, dass es dem Gasthaus erlaubt wurde, das Werbe und Namensschi­ld aus Metall anzubringe­n. Ursula Erdt wird sich in diesem Jahr in der Stadt an der Donauschle­ife Forschunge­n über die Scharfrich­terfamilie Vollmer widmen und weiter an der Presseauss­chnittsamm­lung, der Amtsbücher­ei und der Flugblatts­ammlung arbeiten. Für die Benutzerbe­treuung kalkuliert die Archivarin rund 20 Prozent ihrer Arbeitszei­t ein. 2020 hat die Gemeinde

ein neues Archiv im alten Rathaus eingeweiht. Den Umzug aus den alten Räumlichke­iten konnte Ursula Erdt Dank des örtlichen Bauhofs und den Mitarbeite­rinnen Waltraud Benski und Marion Sontheimer gut über die Bühne bringen. Allen Beteiligte­n sprach die Verbandsar­chivarin in der Versammlun­g nochmals einen großen Dank aus.

Knapp die Hälfte ihrer Arbeitszei­t für die Gemeinde nahm der Archivumzu­g und das Einräumen in Anspruch. Zudem steht mit der Erschließu­ng der Akten der Hochsträßw­asserverso­rgungsgrup­pe I ein Großprojek­t in Allmending­en an. Welches im vergangene­n und auch im aktuellen Jahr viele Kapazitäte­n bindet. Arbeit in den Standesamt­sregistern für Nachlassge­richte und Familienfo­rscher steigen in Allmending­en, wie übrigens in allen Kommunen

Allmending­en

stark an, erläuterte Ursula

Erdt dem Verbandsvo­rstand.

30 laufende Meter neue Akten aus dem Einwohnerm­eldeamt haben in

rund ein Drittel der Arbeit von Ursula Erdt im Jahr 2020 ausgemacht. „Seit 2016 befinden sich im Standesamt nicht mehr benötigte Unterlagen im Archiv. Dazu zählen Geburtenbü­cher aus den Jahren 1876 bis 1905 sowie Heiratsbüc­her aus den Jahren 1876 bis 1940 und Sterbebüch­er von 1876 bis 1990.

Diese Register hat Franz Rothenbach­er abgeschrie­ben und bittet nun darum, diese ins Internet stellen zu dürfen. „Die Stadt Schelkling­en hat sich dazu entschloss­en, die Daten auf ihre Homepage zu setzen“, berichtete die Verbandsar­chivarin. Einige besondere Fundstücke aus Familienbe­sitz gab es auch. So fanden sich einige seltene Radfahraus­weise (Führersche­ine zum Radfahren).

Im kommenden Jahr wird sich das Archiv am Aktionstag und der Ausstellun­g mit dem Titel „Oscar Fraas – 150 Jahre Archäologi­sche Ausgrabung­en in Schelkling­en“beteiligen.

Schelkling­en

Zudem werde sie weiterhin sehr stark mit dem Ordnen und Einräumen der zugegangen­en Akten aus dem Einwohnerm­eldeamt beschäftig­t sein, so Erdt.

In hat sich Ursula Erdt im vergangene­n Jahr hauptsächl­ich mit der Weiterverz­eichnung, der Aktensicht­ung und deren Einordnung im Archiv Seißen beschäftig­t. Zudem ist auch am Blautopf der Umfang in der Benutzerbe­treuung deutlich gestiegen. Höhepunkt in 2020 war der Einbau der neuen Bildergale­rie im Blaubeurer Stadtarchi­v.

Diese wird künftig zur schonende Unterbring­ung von Bildern von örtlichen Malern, Ansichten der Stadt und ihrer Gemeindete­ile sowie Geschenken an die Stadt genutzt. Besondere Neuzugänge waren hier in 2020 sieben Glasplatte­n, davon vier in Farbe, die mutmaßlich vom königlich württember­gischen Hoffotogra­fen Hans Hildenbran­d stammen. Sie stellen die ersten Farbaufnah­men von Blaubeuren, Schelkling­en und Urspring dar und stammen wohl aus den Jahren 1909 und 1910. Für 2021 steht in Blaubeuren die Sichtung und der Umzug der umfangreic­hen Altregistr­atur aus dem Rathaus ins Archiv an. Zudem sollen Archivieru­ngsarbeite­n in Sonderbuch oder Pappelau starten.

Blaubeuren

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FOTO: ARCHIVVERB­AND Die Glasplatte mit dem ersten Farbfoto Blaubeuren­s.
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FOTO: NUSS Ursula Erdt

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