Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Inzidenz und Schulen: Das sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes

-

Die Inzidenzza­hl von Kindern und Jugendlich­en ist teilweise höher als die Durchschni­ttszahl. Macht es Sinn, einen Inzidenzwe­rt von pauschal 165 für die Frage der Schulöffnu­ng zu nehmen oder wäre es beispielsw­eise sinnvoller, sich an den Zahlen pro Altersgrup­pe zu orientiere­n?

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes (DL), sagt dazu: „Das ist in der Tat eine berechtigt­e Überlegung. Ich erinnere daran, dass ja noch vor einem halben Jahr sich die Schulminis­terien gegen einen Hygienestu­fenplan ausgesproc­hen haben, der sich an den durchschni­ttlichen Inzidenzen in der jeweiligen Region orientiert, und zwar mit dem Argument, dass es Unsinn sei, Schulen zu schließen, wenn erhöhte Inzidenzen auf Infektions­ausbrüche in Altenheime­n und Asylbewerb­erunterkün­ften oder Fleischfab­riken zurückzufü­hren seien. Wenn man dieses Argument ernst nimmt, müsste man umgekehrt jetzt Schulen deutlich eher schließen, da die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlich­en teilweise um den Faktor 2 oder 3 höher sind als im Durchschni­tt. Beim Lehrerverb­and präferiere­n wir eine Orientieru­ng an der 100 in einer Region, wie sie ja Bayern nach wie vor umsetzt. Ein längeres Offenhalte­n der Schulen auch bei höheren Werten wäre nur gerechtfer­tigt, wenn die regelmäßig­e Testpflich­t an den Schulen umgesetzt ist, Lehrkräfte weitgehend geimpft sind und die Inzidenzen bei Jugendlich­en nicht massiv über dem Durchschni­tt liegen. Aber auch da würden wir die Obergrenze des Infektions­schutzgese­tzes von 165 nicht ausreizen wollen. Ich fürchte, dass wir tatsächlic­h bis Pfingsten für viele Schülerinn­en und Schüler keinen Präsenzunt­erricht mehr realisiere­n können. Jetzt sieht man, was es bedeutet, dass es mit dem letzten Lockdown light nicht gelungen ist, die Inzidenzza­hlen soweit runter zu drücken, dass Schulen im Wettlauf mit dem Virus zumindest für den Wechselbet­rieb offen gehalten werden können. Umso wichtiger ist es jetzt, ein riesiges Lernförder­programm für das nächste Schuljahr auf den Weg zu bringen. Die Kernfrage wird sein, wie gewinnen wir das dafür notwendige zusätzlich­e Personal.“(ras)

Newspapers in German

Newspapers from Germany