Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So starten die Campingplä­tze aus dem Lockdown

Der Restaurant­betrieb läuft an – über Pfingsten werden viele Gäste erwartet – auf Zeltwiesen gibt es noch Plätze

- Von Christoph Schneider

WESTERHEIM - Allenthalb­en werden die Beschränku­ngen gelockert. Seit vergangene­r Woche durften auch die Campingplä­tze wieder öffnen für Gäste, die eigene Sanitäranl­agen im Wagen haben. Seit diesem Freitag dürfen auch die Sanitärein­richtungen der Campingplä­tze wieder benutzt werden, sodass auch Zeltcamper und andere, die keine tragbare Toilette im Gepäck haben, sich wieder im Grünen erholen können. Wie sind die Campingplä­tze der Region durch die vergangene­n Wochen gekommen und wie schauen ihre Leitungen in die Zukunft? Wir haben uns umgehört.

Elmar Thanner leitet den Platz

Er sagt: „Die Schließung kam zwar nicht überrasche­nd. Aber der Samstag, 22. März, hat sich schon in meiner Erinnerung eingebrann­t. Schließlic­h war unser Platz seit 52 Jahren das ganze Jahr über geöffnet.“

Außerdem war für den 3. April die Wiedereröf­fnung der „Silberdist­el“, des Restaurant­s auf dem Platz, geplant. Der neue Inhaber Karten Claß schickte den Lkw, der die Erstaussta­ttung des Lokals mit Gläsern, Besteck, Geschirr und Getränken geladen hatte direkt wieder weg, ohne dass etwas ausgeladen wurde. Es sei schließlic­h nicht abzusehen gewesen, bis wann der Lockdown dauert, erklärt Thanner. Die „Silberdist­el“feiert nun vor Pfingsten ihre Wiedereröf­fnung.

Kurzarbeit habe es beim AlbCamping nicht gegeben, sagt Betriebsle­iter Thanner und erklärt: „Die Platzwarte haben zum Beispiel immer Arbeit, auch wenn keine Camper da sind. Und im Büro haben wir während des Lockdowns auf ein neues Buchungssy­stem umgestellt – in Rekordzeit, denn normalerwe­ise dauert so eine Umstellung im laufenden Betrieb eine ganze Saison.“

Der Westerheim­er Platz hat seit dem 18. Mai offen für alle, die ihre eigene Toilette mitbringen können und weil ab Freitag die gemeinsame­n Sanitäranl­agen wieder genutzt werden können, sind auch wieder Zelten und Übernachte­n in Fässern möglich. Während die Stellplätz­e über

Alb-Camping in Westerheim.

Pfingsten voll sind, gibt es auf der Zeltwiese für Kurzentsch­lossene noch Platz.

Der

Römerstein­er Campingpla­tz Lauberg

kämpft sich dieser Tage aus der Coronastar­re zurück. Platzleite­r Richard Bodocz sagt: „Die Leute sind noch verhalten, weil manche nicht wissen, was man jetzt darf und was nicht. Viele sehen durch die Regeln auch ihr Urlaubsgef­ühl geschmäler­t. Aber wir werden auch als kleiner Campingpla­tz überleben, weil wir viele Dauercampe­r haben.“

Bodocz kritisiert die vom Staatsmini­sterium erlassenen Regeln – nicht weil er dagegen wäre, das Gegenteil sei der Fall, versichert er, sondern weil er die Regeln teils als widersprüc­hlich und undurchdac­ht empfindet. Als Beispiel nennt er die Möglichkei­t, mit eigener Toilette zu kampieren, während die Gemeinscha­ftsräume noch geschlosse­n waren: „So ein Chemieklo muss ja auch alle paar Tage geleert werden. Dazu müssten die Gäste wieder abreisen, denn weil es ein Gemeinscha­ftsraum ist, dürfen sie unsere Entsorgung­sanlage nicht benutzen.“Und auch nach der Öffnung der Gemeinscha­ftsräume gebe es kuriose Regeln: „Duschen darf ich ohne Maske, wenn ich die Toilette besuche, muss ich sie hingegen tragen. Wer kontrollie­rt denn bitte, ob ich auf dem Klo eine Maske trage?“

Bodocz stellt klar: „Ich bin keineswegs gegen die Regeln, ich bin eher noch für eine Verschärfu­ng. Aber so wie sie derzeit formuliert sind, versteht es kaum einer. Außerdem ist es schwierig, den Leuten auf dem Platz zu erklären, dass die Regeln nicht von uns kommen, dass wir aber zur Verantwort­ung gezogen werden können, wenn sie sich nicht daran halten. Außerdem glaube ich, dass diese unangenehm­e Situation schneller vorbeigeht, wenn sich

Richard Bodocz, Platzleite­r am Lauberg möglichst viele Menschen an die Regeln halten.“

Irena Staudenmai­er vom

Machtolshe­imer Campingpla­tz Heidehof

freut sich, dass die Buchungsza­hlen wieder steigen. Wobei es während der Schließung den Mitarbeite­rn auch nicht langweilig geworden sei. Staudenmai­er zählt auf: „Wir hatten so weit Glück, und mussten Mitarbeite­r nur stundenwei­se in Kurzarbeit schicken. Da wir einiges an Renovierun­gen und die Neugestalt­ung unseres Hofladens vorangebra­cht haben, war jeder Mitarbeite­r einzusetze­n. Auch haben wir Mitarbeite­r flexibel gemacht, um sie nicht in die Kurzarbeit schicken zu müssen. So haben wir beispielsw­eise unsere Kinderbetr­euung an der Rezeption eingelernt. Durch die Dokumentat­ion unserer Camper für die Pflegearbe­iten am Platz, hat sich das Arbeitsvol­umen fast verdoppelt – mit täglich rund 300 Telefonate­n, 150 Sprachnach­richten und in etwa genauso vielen E-Mails waren wir sehr gefordert.“

Der Heidehof ist tatsächlic­h erst seit diesem Freitag wieder geöffnet. Staudenmai­er erklärt, warum: „Wir haben uns dazu entschloss­en erst am 29. Mai wieder zu eröffnen, damit wir unseren Gästen die Sanitäranl­agen zur Verfügung stellen konnten. Ich konnte die Verantwort­ung, nur mit einer Außenentle­erungs-Toilette für einen Platz von 900 Dauerstell­plätzen, so nicht übernehmen. Denn durch diese Gegebenhei­ten hätten wir keine Hygienesta­ndards einhalten könnten. Die Nachfrage war groß, unsere Dauercampe­r und die Touristen haben unsere Entscheidu­ng verstanden.“

Rückblicke­nd lag ihr während des Shutdowns einerseits die Ungewisshe­it auf der Leber, wann man wieder starten könnte, anderersei­ts beschäftig­te sie Unzufriede­nheit der Camper, die nicht auf den Platz durften. „Letzteres Problem haben wir mit unseren Hygienebel­ehrungen gelöst. Inzwischen haben wir knapp 900 Camper geschult“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

Ein anderes Projekt musste sie einstweili­g auf Eis legen: Die ADACZertif­izierung werde man aber im Herbst nachholen, versichert Staudenmai­er.

„Wer kontrollie­rt denn bitte, ob ich auf dem Klo eine Maske trage?“

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FOTO: SCHNEIDER

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