Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
So starten die Campingplätze aus dem Lockdown
Der Restaurantbetrieb läuft an – über Pfingsten werden viele Gäste erwartet – auf Zeltwiesen gibt es noch Plätze
WESTERHEIM - Allenthalben werden die Beschränkungen gelockert. Seit vergangener Woche durften auch die Campingplätze wieder öffnen für Gäste, die eigene Sanitäranlagen im Wagen haben. Seit diesem Freitag dürfen auch die Sanitäreinrichtungen der Campingplätze wieder benutzt werden, sodass auch Zeltcamper und andere, die keine tragbare Toilette im Gepäck haben, sich wieder im Grünen erholen können. Wie sind die Campingplätze der Region durch die vergangenen Wochen gekommen und wie schauen ihre Leitungen in die Zukunft? Wir haben uns umgehört.
Elmar Thanner leitet den Platz
Er sagt: „Die Schließung kam zwar nicht überraschend. Aber der Samstag, 22. März, hat sich schon in meiner Erinnerung eingebrannt. Schließlich war unser Platz seit 52 Jahren das ganze Jahr über geöffnet.“
Außerdem war für den 3. April die Wiedereröffnung der „Silberdistel“, des Restaurants auf dem Platz, geplant. Der neue Inhaber Karten Claß schickte den Lkw, der die Erstausstattung des Lokals mit Gläsern, Besteck, Geschirr und Getränken geladen hatte direkt wieder weg, ohne dass etwas ausgeladen wurde. Es sei schließlich nicht abzusehen gewesen, bis wann der Lockdown dauert, erklärt Thanner. Die „Silberdistel“feiert nun vor Pfingsten ihre Wiedereröffnung.
Kurzarbeit habe es beim AlbCamping nicht gegeben, sagt Betriebsleiter Thanner und erklärt: „Die Platzwarte haben zum Beispiel immer Arbeit, auch wenn keine Camper da sind. Und im Büro haben wir während des Lockdowns auf ein neues Buchungssystem umgestellt – in Rekordzeit, denn normalerweise dauert so eine Umstellung im laufenden Betrieb eine ganze Saison.“
Der Westerheimer Platz hat seit dem 18. Mai offen für alle, die ihre eigene Toilette mitbringen können und weil ab Freitag die gemeinsamen Sanitäranlagen wieder genutzt werden können, sind auch wieder Zelten und Übernachten in Fässern möglich. Während die Stellplätze über
Alb-Camping in Westerheim.
Pfingsten voll sind, gibt es auf der Zeltwiese für Kurzentschlossene noch Platz.
Der
Römersteiner Campingplatz Lauberg
kämpft sich dieser Tage aus der Coronastarre zurück. Platzleiter Richard Bodocz sagt: „Die Leute sind noch verhalten, weil manche nicht wissen, was man jetzt darf und was nicht. Viele sehen durch die Regeln auch ihr Urlaubsgefühl geschmälert. Aber wir werden auch als kleiner Campingplatz überleben, weil wir viele Dauercamper haben.“
Bodocz kritisiert die vom Staatsministerium erlassenen Regeln – nicht weil er dagegen wäre, das Gegenteil sei der Fall, versichert er, sondern weil er die Regeln teils als widersprüchlich und undurchdacht empfindet. Als Beispiel nennt er die Möglichkeit, mit eigener Toilette zu kampieren, während die Gemeinschaftsräume noch geschlossen waren: „So ein Chemieklo muss ja auch alle paar Tage geleert werden. Dazu müssten die Gäste wieder abreisen, denn weil es ein Gemeinschaftsraum ist, dürfen sie unsere Entsorgungsanlage nicht benutzen.“Und auch nach der Öffnung der Gemeinschaftsräume gebe es kuriose Regeln: „Duschen darf ich ohne Maske, wenn ich die Toilette besuche, muss ich sie hingegen tragen. Wer kontrolliert denn bitte, ob ich auf dem Klo eine Maske trage?“
Bodocz stellt klar: „Ich bin keineswegs gegen die Regeln, ich bin eher noch für eine Verschärfung. Aber so wie sie derzeit formuliert sind, versteht es kaum einer. Außerdem ist es schwierig, den Leuten auf dem Platz zu erklären, dass die Regeln nicht von uns kommen, dass wir aber zur Verantwortung gezogen werden können, wenn sie sich nicht daran halten. Außerdem glaube ich, dass diese unangenehme Situation schneller vorbeigeht, wenn sich
Richard Bodocz, Platzleiter am Lauberg möglichst viele Menschen an die Regeln halten.“
Irena Staudenmaier vom
Machtolsheimer Campingplatz Heidehof
freut sich, dass die Buchungszahlen wieder steigen. Wobei es während der Schließung den Mitarbeitern auch nicht langweilig geworden sei. Staudenmaier zählt auf: „Wir hatten so weit Glück, und mussten Mitarbeiter nur stundenweise in Kurzarbeit schicken. Da wir einiges an Renovierungen und die Neugestaltung unseres Hofladens vorangebracht haben, war jeder Mitarbeiter einzusetzen. Auch haben wir Mitarbeiter flexibel gemacht, um sie nicht in die Kurzarbeit schicken zu müssen. So haben wir beispielsweise unsere Kinderbetreuung an der Rezeption eingelernt. Durch die Dokumentation unserer Camper für die Pflegearbeiten am Platz, hat sich das Arbeitsvolumen fast verdoppelt – mit täglich rund 300 Telefonaten, 150 Sprachnachrichten und in etwa genauso vielen E-Mails waren wir sehr gefordert.“
Der Heidehof ist tatsächlich erst seit diesem Freitag wieder geöffnet. Staudenmaier erklärt, warum: „Wir haben uns dazu entschlossen erst am 29. Mai wieder zu eröffnen, damit wir unseren Gästen die Sanitäranlagen zur Verfügung stellen konnten. Ich konnte die Verantwortung, nur mit einer Außenentleerungs-Toilette für einen Platz von 900 Dauerstellplätzen, so nicht übernehmen. Denn durch diese Gegebenheiten hätten wir keine Hygienestandards einhalten könnten. Die Nachfrage war groß, unsere Dauercamper und die Touristen haben unsere Entscheidung verstanden.“
Rückblickend lag ihr während des Shutdowns einerseits die Ungewissheit auf der Leber, wann man wieder starten könnte, andererseits beschäftigte sie Unzufriedenheit der Camper, die nicht auf den Platz durften. „Letzteres Problem haben wir mit unseren Hygienebelehrungen gelöst. Inzwischen haben wir knapp 900 Camper geschult“, sagt die Geschäftsführerin.
Ein anderes Projekt musste sie einstweilig auf Eis legen: Die ADACZertifizierung werde man aber im Herbst nachholen, versichert Staudenmaier.
„Wer kontrolliert denn bitte, ob ich auf dem Klo eine Maske trage?“