Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gemeinde denkt an Anbau an das Haus für Kinder

Demografis­che Entwicklun­g mit steigender Zahl an Kindern in Westerheim bedeutet neue Herausford­erungen

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Die Zahl der Kinder wird in Westerheim in den nächsten Jahren steigen. Die demografis­che Entwicklun­g veranlasst die Gemeindeve­rwaltung im Kinder- und Kleinkinde­rsektor aktiv zu werden und Vorsorge zu treffen, auch auf dem baulichen Gebiet.

Die Kindergart­en- und KleinkindB­edarfsplan­ung war Thema der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Westerheim und da hat sich das Gremium mehrheitli­ch dafür ausgesproc­hen, einen Vorentwurf für einen Anbau an das Haus für Kinder erstellen zu lassen. Einstimmig sprachen sich die Räte angesichts des eigenen Bedarfs an Kindergart­enplätzen dafür aus, auch weiterhin keine auswärtige­n Kinder im U3- und Ü3-Bereich in Westerheim aufzunehme­n.

Mehrere Möglichkei­ten hatte die Gemeindeve­rwaltung Westerheim in Betracht gezogen, was die Unterbring­ung der Jungen und Mädchen bis zu sechs Jahren ab 2024 oder 2025 anbetrifft: Möglich wäre, einen Wald- oder Naturkinde­rgarten einzuricht­en, den Mehrzweckr­aum im Kinderhaus umzufunkti­onieren oder eine Gruppe in der Schule am Sellenberg zu installier­en. Doch diese Vorschläge scheitern aus diversen Gründen, wie Hauptamtsl­eiterin Lydia Warkentin erläuterte:

Gegen einen Wald- und Naturkinde­rgarten würden die rauen Wetterverh­ältnisse und die begrenzte Zahl von maximal 20 Kindern sprechen. Der Mehrzweckr­aum im Haus für Kinder sei ein Qualitätsm­erkmal der Einrichtun­g und sollte nicht verloren gehen. Werde eine Kindergart­engruppe im Physikraum der Schule eingericht­et, so müsste diese separat in eigener Trägerscha­ft geführt werden mit der Folge, dass dann die Gemeinde Westerheim eine dritte Kindertage­sstätte habe. Kindergart­enund Schulbetri­eb müssten zudem strikt getrennt werden, auch was den Außenberei­ch angeht.

Lydia Warkentin zeigte auch die Kosten auf: Für den Umbau des Mehrzweckr­aums seien 141 000 Euro veranschla­gt, für die Umwandlung des Physikraum­s in der Schule brauche man mindestens 340 000 Euro. Zudem wies sie daraufhin, dass bei der Unterbring­ung einer Gruppe in der Schule mindestens immer zwei pädagogisc­he Fachkräfte immer anwesend sein müssten, was in Urlaubszei­ten und bei Krankheits­vertretung schwierig werden könnte.

Hintergrun­d der Überlegung­en der Gemeindeve­rwaltung bilden die steigenden Kinderzahl­en, aber auch die Tatsache, dass die katholisch­e Kirchengem­einde an einer langfristi­gen Einrichtun­g weiterer Plätze nicht interessie­rt sei, wie Warkentin darlegte. Denn ab dem Kindergart­enjahr 2025/2026 werde es die fünfte Gruppe im Kindergart­en Arche Noach nicht mehr geben. Dann sei auch spätestens die Umwandlung der altersgemi­schten Gruppe in eine reine U3-Gruppe erforderli­ch und eine weitere Ü3-Gruppe würde im Haus für Kinder nötig werden. In Ergänzung sei nach den aktuellen Berechnung­en zum Kindergart­enjahr 2030/ 2031 in Westerheim wohl eine weitere U3-Gruppe nötig.

Zum Hintergrun­d: Die Gemeinde muss in den kommenden Jahren für rund 150 Jungen und Mädchen im Ü3-Bereich einen Kindergart­enplatz anbieten. Dies soll in insgesamt sechs Gruppen erfolgen: fünf Gruppen im katholisch­en Kindergart­en Arche Noach sowie eine Gruppe im bürgerlich­en Haus für Kinder. Die

Krux an der gefundenen Lösung: Der Betrieb der fünften Kindergart­engruppe in der Arche Noach ist auf fünf Jahre befristet, da aus baurechtli­chen Gründen die zusätzlich benötigten Module nur für die Zeitspanne von fünf Jahren aufgestell­t werden dürfen. So stellt die Aufstockun­g in der Arche Noach nur eine Interimslö­sung und ein Provisoriu­m dar, eine langfristi­ge Lösung hat der Westerheim­er Gemeindera­t zu finden, was nun mit dem Anbau an das Haus für Kinder erfolgen soll.

Beschlosse­n hat der Gemeindera­t mit Zustimmung des katholisch­en Kirchengem­einderats im Juli 2019, dass in der Arche Noach vom 1. September 2020 an eine fünfte Kindergart­engruppe eröffnet wird, die zunächst als Kleingrupp­e startet und von März 2021 an zu einer ganzen Kindergart­engruppe aufgestock­t wird. Die Finanzieru­ng der weiteren Gruppe für 25 Kinder liegt ganz bei der bürgerlich­en Gemeinde.

Zur Entwicklun­g im Kleinkindb­ereich meinte Lydia Warkentin: „Der Betreuungs­bedarf wird sicherlich steigen. Deshalb ist eine langfristi­ge Ausweitung der U3-Betreuung sinnvoll und erforderli­ch.“Um dies vorrangig zu gewährleis­ten könnte mitteloder langfristi­g die altersgemi­schte Gruppe im Haus für Kinder in eine reine U3-Gruppe umgewandel­t werden. In den vergangene­n beiden Kindergart­enjahren seien im Schnitt 27 Prozent aller Westerheim­er Kinder U3-betreut worden, bei einer Betreuungs­quote von 29 Prozent im Jahr 2018 in Baden-Württember­g. Der tatsächlic­he Bedarf könne nur schwer vorhergesa­gt werden, so die Hauptamtsl­eiterin.

Um langfristi­g allen Jungen und Mädchen aus Westerheim einen U3und Ü3-Betreuungs­platz bieten zu können, schlägt die Gemeindeve­rwaltung nun vor, am Haus für Kinder einen Ü3-Raum, einen U3-Raum sowie einen gemischten Raum anzubauen. Der Anbau würde natürlich weitere Sanitär- und Personalrä­ume wie auch ein Kinderrest­aurant mit sich bringen. Bei den drei Gegenstimm­en von Wolfram Meyer, Pius Kneer und Richard Tritschler beauftragt­e das Gremium das Architektu­rbüro Ott aus Laichingen sowie die im Haus für Kinder einst zuständige­n Fachingeni­eure, einen Vorentwurf samt Kostenschä­tzung zu erstellen.

Im Vermögensh­aushalt 2019 der Gemeinde Westerheim sind bereits Planungsko­sten von 30 000 Euro für das Vorhaben eingesetzt. Im Investitio­nsplan sind für die Kinderbetr­euung 800 000 Euro ausgewiese­n.

 ?? FOTOS: STEIDLE ??
FOTOS: STEIDLE
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany