Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gemeinde denkt an Anbau an das Haus für Kinder
Demografische Entwicklung mit steigender Zahl an Kindern in Westerheim bedeutet neue Herausforderungen
WESTERHEIM - Die Zahl der Kinder wird in Westerheim in den nächsten Jahren steigen. Die demografische Entwicklung veranlasst die Gemeindeverwaltung im Kinder- und Kleinkindersektor aktiv zu werden und Vorsorge zu treffen, auch auf dem baulichen Gebiet.
Die Kindergarten- und KleinkindBedarfsplanung war Thema der jüngsten Gemeinderatssitzung in Westerheim und da hat sich das Gremium mehrheitlich dafür ausgesprochen, einen Vorentwurf für einen Anbau an das Haus für Kinder erstellen zu lassen. Einstimmig sprachen sich die Räte angesichts des eigenen Bedarfs an Kindergartenplätzen dafür aus, auch weiterhin keine auswärtigen Kinder im U3- und Ü3-Bereich in Westerheim aufzunehmen.
Mehrere Möglichkeiten hatte die Gemeindeverwaltung Westerheim in Betracht gezogen, was die Unterbringung der Jungen und Mädchen bis zu sechs Jahren ab 2024 oder 2025 anbetrifft: Möglich wäre, einen Wald- oder Naturkindergarten einzurichten, den Mehrzweckraum im Kinderhaus umzufunktionieren oder eine Gruppe in der Schule am Sellenberg zu installieren. Doch diese Vorschläge scheitern aus diversen Gründen, wie Hauptamtsleiterin Lydia Warkentin erläuterte:
Gegen einen Wald- und Naturkindergarten würden die rauen Wetterverhältnisse und die begrenzte Zahl von maximal 20 Kindern sprechen. Der Mehrzweckraum im Haus für Kinder sei ein Qualitätsmerkmal der Einrichtung und sollte nicht verloren gehen. Werde eine Kindergartengruppe im Physikraum der Schule eingerichtet, so müsste diese separat in eigener Trägerschaft geführt werden mit der Folge, dass dann die Gemeinde Westerheim eine dritte Kindertagesstätte habe. Kindergartenund Schulbetrieb müssten zudem strikt getrennt werden, auch was den Außenbereich angeht.
Lydia Warkentin zeigte auch die Kosten auf: Für den Umbau des Mehrzweckraums seien 141 000 Euro veranschlagt, für die Umwandlung des Physikraums in der Schule brauche man mindestens 340 000 Euro. Zudem wies sie daraufhin, dass bei der Unterbringung einer Gruppe in der Schule mindestens immer zwei pädagogische Fachkräfte immer anwesend sein müssten, was in Urlaubszeiten und bei Krankheitsvertretung schwierig werden könnte.
Hintergrund der Überlegungen der Gemeindeverwaltung bilden die steigenden Kinderzahlen, aber auch die Tatsache, dass die katholische Kirchengemeinde an einer langfristigen Einrichtung weiterer Plätze nicht interessiert sei, wie Warkentin darlegte. Denn ab dem Kindergartenjahr 2025/2026 werde es die fünfte Gruppe im Kindergarten Arche Noach nicht mehr geben. Dann sei auch spätestens die Umwandlung der altersgemischten Gruppe in eine reine U3-Gruppe erforderlich und eine weitere Ü3-Gruppe würde im Haus für Kinder nötig werden. In Ergänzung sei nach den aktuellen Berechnungen zum Kindergartenjahr 2030/ 2031 in Westerheim wohl eine weitere U3-Gruppe nötig.
Zum Hintergrund: Die Gemeinde muss in den kommenden Jahren für rund 150 Jungen und Mädchen im Ü3-Bereich einen Kindergartenplatz anbieten. Dies soll in insgesamt sechs Gruppen erfolgen: fünf Gruppen im katholischen Kindergarten Arche Noach sowie eine Gruppe im bürgerlichen Haus für Kinder. Die
Krux an der gefundenen Lösung: Der Betrieb der fünften Kindergartengruppe in der Arche Noach ist auf fünf Jahre befristet, da aus baurechtlichen Gründen die zusätzlich benötigten Module nur für die Zeitspanne von fünf Jahren aufgestellt werden dürfen. So stellt die Aufstockung in der Arche Noach nur eine Interimslösung und ein Provisorium dar, eine langfristige Lösung hat der Westerheimer Gemeinderat zu finden, was nun mit dem Anbau an das Haus für Kinder erfolgen soll.
Beschlossen hat der Gemeinderat mit Zustimmung des katholischen Kirchengemeinderats im Juli 2019, dass in der Arche Noach vom 1. September 2020 an eine fünfte Kindergartengruppe eröffnet wird, die zunächst als Kleingruppe startet und von März 2021 an zu einer ganzen Kindergartengruppe aufgestockt wird. Die Finanzierung der weiteren Gruppe für 25 Kinder liegt ganz bei der bürgerlichen Gemeinde.
Zur Entwicklung im Kleinkindbereich meinte Lydia Warkentin: „Der Betreuungsbedarf wird sicherlich steigen. Deshalb ist eine langfristige Ausweitung der U3-Betreuung sinnvoll und erforderlich.“Um dies vorrangig zu gewährleisten könnte mitteloder langfristig die altersgemischte Gruppe im Haus für Kinder in eine reine U3-Gruppe umgewandelt werden. In den vergangenen beiden Kindergartenjahren seien im Schnitt 27 Prozent aller Westerheimer Kinder U3-betreut worden, bei einer Betreuungsquote von 29 Prozent im Jahr 2018 in Baden-Württemberg. Der tatsächliche Bedarf könne nur schwer vorhergesagt werden, so die Hauptamtsleiterin.
Um langfristig allen Jungen und Mädchen aus Westerheim einen U3und Ü3-Betreuungsplatz bieten zu können, schlägt die Gemeindeverwaltung nun vor, am Haus für Kinder einen Ü3-Raum, einen U3-Raum sowie einen gemischten Raum anzubauen. Der Anbau würde natürlich weitere Sanitär- und Personalräume wie auch ein Kinderrestaurant mit sich bringen. Bei den drei Gegenstimmen von Wolfram Meyer, Pius Kneer und Richard Tritschler beauftragte das Gremium das Architekturbüro Ott aus Laichingen sowie die im Haus für Kinder einst zuständigen Fachingenieure, einen Vorentwurf samt Kostenschätzung zu erstellen.
Im Vermögenshaushalt 2019 der Gemeinde Westerheim sind bereits Planungskosten von 30 000 Euro für das Vorhaben eingesetzt. Im Investitionsplan sind für die Kinderbetreuung 800 000 Euro ausgewiesen.