Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Für manche der einzige Ansprechpa­rtner

Lukas Bäuerle ist Krankenpfl­eger auf der Isoliersta­tion des BWK – Als Held fühlt er sich nicht

- Von Andreas Brücken

ULM - In seiner Schutzklei­dung erinnert Oberfeldwe­bel Lukas Bäuerle an einen Darsteller aus einem ScienceFic­tion-Film. Zum Schutz gegen Corona trägt er einen Mundschutz, eine Schutzbril­le sowie einen Kittel aus Kunststoff – virenundur­chlässig und kaum atmungsakt­iv. Besonders bei den warmen Temperatur­en der vergangene­n Tage sei die Arbeit sehr schweißtre­ibend, sagt Bäuerle. Er arbeitet als Krankenpfl­eger auf der Isoliersta­tion des Bundeswehr­krankenhau­ses (BWK) in Ulm. Dort liegen Patienten, die entweder ein hochgradig­es Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken, oder positiv auf das Virus getestet wurden. Jeder einzelne von ihnen ist streng isoliert in einem Einzelzimm­er untergebra­cht, der Besuch von Familienan­gehörigen oder Freuden untersagt.

Wer hier auf der Station eingewiese­n wird, muss sich ganz alleine mit der schicksalh­aften Frage befassen, ob er eventuell nach einigen Tagen die Klinik wieder verlassen darf oder auf die Intensivst­ation im siebten Stock verlegt wird. Dort liegen die Patienten, die künstlich beatmet werden. Als Krankenpfl­eger sei man auf der Isoliersta­tion der einzige persönlich­e Ansprechpa­rtner für die Menschen in ihrer Ausnahmesi­tuation, erklärt Bäuerle: „Man muss sich Zeit nehmen für die Patienten und für ihre Sorgen ein offenes Ohr haben.“Aktuell lässt dies die Lage im Bundeswehr­krankenhau­s noch zu, weil die

Betten der Isoliersta­tion nicht vollzählig besetzt sind. „Die Arbeit ist stemmbar und nicht so angespannt wie etwa in Italien“, sagt Bäuerle.

Als sich die Corona-Pandemie vor einigen Wochen auch in Deutschlan­d zugespitzt hatte, reagierten die Verantwort­lichen im Bundeswehr­krankenhau­s schnell, wie der Stabsfeldw­ebel und Stationsle­iter Chris Franz erklärt: „Aus allen Stationen wurden Ärzte und Pfleger geholt, und das Zusammensp­iel des neuen Teams klappt gut“, resümiert Franz. Auf die Frage, ob sie Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s hätten, winken die beiden ab: „Es gibt exakte Schutzvorg­aben an die wir uns halten“, erklärt der Stationsle­iter und ergänzt: „Damit besteht keine Gefahr für uns.“Zudem werden die Mitarbeite­r der Station bei Dienstantr­itt und zum Feierabend auf typische Krankheits­symptome untersucht.

Mit Sorge blickt Franz derweil auf die Grippewell­e, die im Schatten von Corona nicht übersehen werden soll. Den Heldenstat­us, der den Pflegekräf­ten derzeit in der Öffentlich­keit entgegenge­bracht wird, sehen die Pfleger und Ärzte im BWK eher gelassen. Bei aller Freude über die allgemeine Anerkennun­g, sei es schade, dass der Wert der Pflegeberu­fe erst mit der Krise ins Bewusstsei­n vieler Menschen gelangt sei, sagt Franz und erinnert auch an jeden weiteren Kameraden und Mitarbeite­r im BWK, die für Sauberkeit und Hygiene oder in der Küche jeden Tag ihr bestes geben.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN

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