Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Tonspur zu Khashoggis Ermordung
Türkische Medien veröffentlichen Zitate aus Aufnahme – Mörder soll zu hören sein
ISTANBUL/RIAD (dpa) - Sieben Wochen nach dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul hat eine türkische Webseite erstmals angebliche Zitate aus den Tonaufnahmen von der Tat veröffentlicht. Auf den Bändern sei zu hören, wie der Regierungskritiker ruft: „Lassen Sie meinen Arm los, was denken Sie, was Sie da tun“, heißt es in dem Bericht des Mediums „Habertürk“, den die große Zeitung „Hürriyet“am Dienstag aufgriff. „Habertürk“berief sich auf Quellen aus Sicherheitskreisen.
Die türkische Regierung lanciert über Medien seit Wochen Details zum Mord im Konsulat, die SaudiArabien schwer belasten. Der Öffentlichkeit hat sie bisher keinen Zugang zu den Tonaufnahmen gewährt.
Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat im Istanbuler Stadtviertel Besiktas gegangen, um Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen, aber nicht mehr herausgekommen. Saudi-Arabien hatte erst nach massivem internationalem Druck eingeräumt, dass der Regierungskritiker dort getötet wurde.
Dem „Habertürk“-Bericht zufolge dokumentieren die Tonaufnahmen zunächst eine sieben Minuten lange Auseinandersetzung zwischen Khashoggi und vier Angreifern. Danach sei zu hören, wie Khashoggi in einen anderen Bereich des Hauses gebracht wurde – eine Version, die einer früheren Darstellung widerspricht, wonach er nach Betreten des Gebäudes tot gewesen sein soll. Eine zweite Aufnahme aus diesem Teil des Hauses sei vier Minuten lang, berichten „Habertürk“und „Hürriyet“weiter. Zu hören sei nun eine weitere verbale Auseinandersetzung mit Khashoggi, aber auch die Geräusche eines Kampfes, dann die von „Schlägen“und „Folter“. Die Aufnahmen seien aber auch fast zwei Stunden lang unterbrochen worden, vermutlich von Störgeräten der Saudis.
Auch einer der mutmaßlichen Mörder soll mit den Worten zu hören sein: „Es ist unheimlich, die Kleider eines Mannes zu tragen, den wir vor 20 Minuten getötet haben.“Türkische Sicherheitsquellen hätten einen der Sprecher als Mahir Mutrib identifiziert, laut US-amerikanischen Medien regelmäßiger Begleiter des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Vom US-Finanzministerium hieß es vergangene Woche, die Mord-Operation sei von Mutrib koordiniert worden.
Trump bekräftigt Treue zu Saudis
US-Präsident Donald Trump hält indes trotz des Falls Khashoggi an der engen Partnerschaft mit Riad fest. Die USA blieben ein „unverbrüchlicher Partner“Saudi-Arabiens, erklärte Trump am Dienstag in Washington. Die Untersuchungen der US-Geheimdienste zu dem gewaltsamen Tod Khashoggis in Istanbul dauern nach seinen Angaben an.