Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gute Aussichten nach dem Abbruch
Die Studentenzahlen steigen und mit ihr die Abbrecherquote. Fast die ●Hälfte beginnt schon kurz darauf eine duale Ausbildung, jeder zehnte ist arbeitslos. Wer an seinem Studium zweifelt, findet Hilfe in einem Online-Test, den das bundesministerium für Bildung und Forschung anbietet.
Alljährlich verkündet das statistische Bundesamt einen neuen Rekord bei den Studienanfängern. Im Wintersemester 2017/18 waren 2,8 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland eingeschrieben. Zehn Jahre davor sind es knapp zwei Millionen gewesen. Das ist ein gewaltiges Wachstum – das nicht ohne Folgen bleibt: fast jeder Dritte bricht sein Studium ab. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Zentrum für Hochschulund Wissenschaftsforschung in einer Studie. Doch dieses scheinbare Scheitern ist kein dauerhaftes Drama: wer sein Studium abbricht, macht das schon in den unteren Semestern und beginnt bald darauf eine Ausbildung. Für die Verantwortlichen der Studie weisen diese Erkenntnisse darauf hin, dass viele unsicher sind bei der Berufswahl. halbes Jahr danach hat fast die Hälfte von allen Abbrechern eine Ausbildung angefangen, rund ein Drittel ist erwerbstätig und die Zahl der arbeitslosen Studienabbrecher sinkt. Laut der genannten Studie waren es nur noch elf Prozent. Insgesamt aber zeigen die Studienergebnisse, dass ein Studienabbruch kein Scheitern der beruflichen Karriere bedeutet. Dennoch hat das Experiment Zeit und Geld gekostet. Mit einer ordentlichen Berufsorientierung bereits in der Schulzeit hätte das nicht sein müssen. Die steigenden Studentenzahlen sind die Konsequenz des Trends zur Höherqualifizierung: gut die Hälfte eines Jahrgangs schließt die Schule mit der Hochschulreife ab, um anschließend zu studieren. Mehr Akademiker bedeutet zwangsläufig weniger Lehrlinge. Das führt dazu, dass heute mehr Facharbeiter, Meister und Techniker fehlen, als Akademiker. Beim Einkommen und den Karrieremöglichkeiten gibt es schon keine großen Unterschiede mehr zwischen Hochschulabsolventen und Facharbeitern mit Weiterqualifizierung. Abiturienten sind gut beraten, bei ihrer beruflichen Planung über eine Ausbildung als Alternative zum Studium nachzudenken. Vielleicht ist ein Studium erst nach der Ausbildung das Richtige. Die Option besteht dann immer noch. Wer zweifelt, ob ein Studium die richtige Wahl für seinen beruflichen Weg war, für den bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Reflexion und Orientierung auf der Serviceseite www.studienabbruch-und-dann.de Informationen und Hilfe an. Interessierte erfahren hier, wie sie mögliche Motive für Selbstzweifel und den Gedanken an einen Studienabbruch herausfinden und damit umgehen, welche Alternativen es zum aktuellen Studium gibt und wo sie Beratung finden. In einem OnlineSelfAssessment-Tool kann die aktuelle Situation strukturiert erfasst werden, um dann fundiert eine Entscheidung treffen zu können.