Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Der Boden atmet und auch der Mensch soll atmen“
Pfarrer Karl Enderle setzt Vortragsreihe der katholischen Kirchengemeinde Westerheim zum Thema Luft fort
WESTERHEIM - Zum Thema „Atme in mir Heiliger Geist“hat Pfarrer Karl Enderle am Freitag in der Marienburg von Westerheim gesprochen. Sein Referat gehörte zu der Reihe von Vorträgen des Pastoralausschusses der katholischen Kirchengemeinde Westerheim zum Thema „Luft – Alles was atmet“. Der Seelsorger beleuchtete vor rund 30 Zuhörern die theologischen Perspektiven zum Jahresthema und zeigte das Wirken des Heiligen Geistes für die Christen auf.
Pfarrer Enderle bedankte sich eingangs gleich augenzwinkernd, dass er mal länger als zehn Minuten predigen dürfe, handle es sich bei seinen Ausführungen doch diesmal um einen Vortrag. Täglich frische Luft atmen zu dürfen, das sei keine Selbstverständlichkeit, sondern ein kleines Wunder, meinte einleitend der Seelsorger. „Nachts und tagsüber atmen wir und versorgen uns mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Wir atmen bewusst oder unbewusst, wir atmen ständig ein und aus. Wir bleiben dadurch am Leben und in ständiger Bewegung“, erläuterte Enderle und verwies auf die die Menschheit umgebende Luft.
„Der Globus hat die Atmosphäre als schützendes Kleid und die Erde hat nur dieses eine Kleid, das es zu erhalten gilt“, betonte Pfarrer Enderle und erinnerte an die Jahresthemen „Wasser ist Leben“und „Die Erde ist schön“, als die Elemente Erde und Wasser beleuchtet wurden. Die Erde sei unsere Lebensgrundlage und der feste Grund, das Wasser befeuchtet und befruchtet sie und macht Leben möglich. Hinzukommen müsse die lebenswichtige Luft, um den kleinen und großen Mikroorganismen den Lebensraum zu bieten.
„Die Elemente sind in einem Zusammenspiel geordnet“, erklärte Enderle. Luft und Wasser seien Bilder für etwas Wehendes, Fließendes, Strömendes. „Der Boden atmet und auch der Mensch soll atmen.“Die Schöpfung insgesamt sei voller Atmung und in voller Bewegung im Austausch untereinander. Enderle leitete dann auf das Thema seines Referats über: „Die Luft ist ein übertragenes Bild für die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“Gottes Geist schwebe über allem auf der Erde und über den Menschen, Gott sei durch den Geist in seiner Schöpfung zuinnerst gegenwärtig. „Gottes Geist ist gleichsam das alles durchdringende, fließende und dynamische Lebensprinzip“, legte er dar. Gott habe als Schöpfer jedes Geschöpf persönlich beatmet und diesem dadurch das Leben geschenkt.
Blick auf das Pfingstfest
Ausgehend vom Pfingstfest in der Apostelgeschichte mit dem Bild der Feuerzungen meinte Pfarrer Enderle zum Wirken des Heiligen Geistes: „Die Kraft aus der Höhe ist also eine Gabe für alle, für den ganzen Erdkreis, für alle an einem Ort und für alle Orte.“Beim Pfingstfest könnten die Christen beobachten, dass einmal der Geist Gottes über allen und über alles herabkomme, er bleibe nicht schweben, sondern senke sich herab. Der Referent erläuterte den griechischen Begriff dynamis als Energie, Macht, Schwung und Bewegung und unterstrich, dass die „dynamis Gottes“eine Gabe Gottes sei, die sich in uns auswirke, die in uns lebt und die uns gleichsam beatmet. Mit der Kraft Gottes von oben werde somit das menschliche Denken, Reden und Handeln bestimmt, sollten die Menschen darum beten und bitten. „Die Kraft aus der Höhe berührt uns zutiefst im eigenen Herzen und bewirkt all das, was zum Christsein gehört“, fasste Pfarrer Enderle zusammen, bevor er noch ein Koordinatenkreuz mit einem Herzen in der Mitte erläuterte.
Das Bild als „Kreuz der Beziehungen“verdeutliche den inneren Kompass und lenke das Herz in die richtige Richtung, falls der Mensch mit den Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet sein will: Liebe gegenüber jedermann, Ehrfurcht gegenüber Gott als Schöpfer, Achtsamkeit gegenüber allen Lebewesen und der Schöpfung und den Blick nach oben auf den dreieinigen Gott als Quelle des Lebens. Neben dem Kreuz der Beziehungen stellte Enderle noch ein farbenprächtiges Bild der Künstlerin Monika Sigloch aus Schwäbisch Hall vor, das den Titel „Der geistbewegte Mensch“trägt.
Die Zuhörer tauschten noch ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Heiligen Geist aus, der auch als Bindeglied zwischen Gottvater und Gottsohn gesehen werden könne. Den Heiligen Geist könne man beim Beten gut erfahren, so die Ansicht einiger Gäste. Juliane von Nathusius vom Pastoralausschuss der katholischen Kirchengemeinde Westerheim bedankte sich namens der Besucher bei Pfarrer Enderle für dessen Ausführungen zu einem doch schwierigen Thema. Ein kleiner Umtrunk mit Gedankenaustausch schloss sich dem Vortrag an.