Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wilder Turbo-Balkan-Brass der Bühne
Polnische Band entfacht explosive Tanzparty am Blautopf – Volltreffer gelandet
BLAUBEUREN - Mit der siebenköpfigen Band „Bubliczki“aus Stettin hat die Sommerbühne am Blautopf wieder einmal einen Volltreffer gelandet. Die wilden Polen haben dem Publikum mit ihrem „Turbofolk“kräftig eingeheizt – eine explosive BalkanKlezmer-Gipsy-Mischung aus Tradition und Moderne. Zusammen mit dem Auftritt von Gospel-Starsängerin Siyou & Band am Tag zuvor ein gelungener musikalischer Auftakt der Sommerbühne, die 2018 in ihre 14. Spielzeit gestartet ist – mit insgesamt 14 Abendterminen. Das Finale bestreitet Jazz-Altmeister Klaus Doldinger am 11. August.
Gestaffelte Tribünensitze und die besondere Atmosphäre am Blautopf bieten ein einmaliges Ambiente für das nicht-kommerzielle Kulturprojekt, das von 20 Ehrenamtlichen und Sponsoren aus der Wirtschaft unterstützt wird. Pro Saison kommen rund 10 000 Kultur-Fans aus ganz Süddeutschland nach Blaubeuren mit bis zu 500 Besuchern pro Abend. Und Bubliczki gehört auf jeden Fall zu den Top-Acts dieser Saison.
Virtuos und leidenschaftlich haben die sieben Jungs aus Polen ihre Gäste von den Sitzen gerissen und mit ihrer Musik von der Tribüne herunter geholt. Vor der Bühne entwickelte sich eine lebhafte Tanzparty, wo jeder nach Herzenslust herum hüpfen konnte. Der Beat dieser Band geht in die Beine – ein Einfluss der kaschubischen Musikkultur. Doch der Balkan ist weit und die Band hat viele verschiedene Stilrichtungen genutzt für ihr musikalisches Feuerwerk. Brass, Beat, Kletzmer, Gipsy – wie auch immer man die Zutaten für diese feurige Musik nennen mag, eines ist sicher: Der Funke springt aufs Publikum über.
Warm spielen müssen sich die sieben Polen nicht, sie geben von Anfang an gleich Vollgas. Drei Bläser sorgen für Power. Sie geben dem Balkan-Beat auch eine typische und einmalige Note. Percussion und Cachon liefern einen mitreißenden Sound, angetrieben von der Bassgitarre. Immer schneller und schneller pulsiert der Rhythmus, treibt den Herzschlag an und lässt den Blutdruck nach oben schnellen. Ein wilder Wettlauf mit immer schneller werdendem Tempo. Sehr gelungen.
Anders als bei Rockbands hat der polnische Frontman keine Gitarre, sondern ein Akkordeon. Mit flinken Fingern spielt er irrwitzige Läufe auf den schwarz-weißen Tasten und lässt seine Hände über den Knöpfen vibrieren, bis bei den Musikern und Tänzern der Schweiß in Strömen läuft: Wer Balkan-Beat mag, braucht kein Sportstudio mehr: Beim Ausdauer-Training ist Bubliczki konkurrenzlos. Die Tänzer halten mit, bis ihnen die Luft weg bleibt – um so bald wie möglich wieder einzusteigen.
Doch die Polen bieten mehr als eine lustige Tanzmusik. Diese Band hat einen neuen Musikstil geprägt. Traditionelle Elemente aus der polnischen und kaschubischen Volksmusik werden mit jüdischen Klängen, Klezmer- und Zigeunermusik gemischt. Seit ihrer Gründung vor elf Jahren hat Bubliczki hunderte Konzerte absolviert. Im Frühjahr 2016 kam ihre dritte CD heraus mit dem Titel „Turbofolk“. In Polen ist die Band längst Dauergast auf den Hauptbühnen großer Festivals.
Sicher auch deshalb, weil die sieben Musiker einen Draht zum Publikum haben und auch als Entertainer einfach umwerfend sind. Einziger Wermutstropfen: Die hübschen Tänzerinnen auf dem Video der Sommerbühnen-Homepage waren leider nicht mit auf Tournee. Ein Jammer!
Karten für die Sommerbühne am Blautopf gibt es in Laichingen bei der Buchhandlung Aegis und in Blaubeuren bei der Tourist-Information im Urgeschichtlichen Museum. Das Programm ist abrufbar auf der Homepage der Sommerbühne, wo man auch online Karten bestellen kann: www.sommerbuehne.com.