Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Musikverein spielt groß auf
Die Musiker aus Sontheim überzeugten bei ihrem Konzert auf der ganzen Linie.
HEROLDSTATT - Großartig in Fahrt ist der Musikverein Sontheim bei seinem Jubiläumskonzert in der Heroldstatter Berghalle gewesen. Die 43 Musiker um Dirigent Volker Pflügner zeigten eine reife Leistung und durften sich im Anschluss an ein großartiges Konzert zu Recht feiern lassen. In ihrem 90. Jahr präsentierte sich die die Musikkapelle jung und frisch, dynamisch und schwungvoll.
Gut gelaunte Musikanten erfreuten ihr Publikum mit einem interessanten und abwechslungsreichen musikalischen Programm und traten als homogener Klangkörper auf. Sie boten den rund 300 Besuchern einen schönen Hörgenuss. Für das Jubiläumskonzert hatte Dirigent Volker Pflügner gerne in der Notenkiste vergangener Konzerte gekramt und das ein oder andere beliebte Stück wieder hervorgeholt.
Mit „Pacific Dreams“, einer sinfonischen Dichtung von Jacob de Haan, eröffnete der Musikverein Sontheim seinen imposanten Konzertabend. Anspruchsvolle Konzertmusik bot das klangfarbige Tongemälde des niederländischen Komponisten, bei dem die Zuhörer mit auf eine Reise durch die australische Metropole Sydney gehen durften. Mit aufbrausenden Trommeln, wild tanzenden Bläsern und wieder mit einem ruhigem Auf und Ab kamen in dem gewaltigen und ebenso filigranen Werk schöne Urlaubsgefühle am Pazifischen Ozean auf.
Dem träumerischen musikalischen Streifzug durch Sydney folgte mit der „Tritsch-Tratsch-Polka“von Johann Strauß von 1858 ein fetziges Stück, das immer noch begeisternd wirkt. Von rasanten Tempi und spielerischer Virtuosität ist diese Schnellpolka geprägt, mit der Sontheims Musiker Wiener Flair in die Berghalle brachten. Die atemberaubende „Tritsch-Tratsch-Polka“trugen sie engagiert und fulminant vor.
„Blues-Time“war dann angesagt. Wie abwechslungsreich diese Musik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sein kann, demonstrierte der Musikverein mit der Komposition „Variazioni in Blue“, einer interessanten Melodienfolge mit unterschiedlichen Blues-Elementen. Jacob de Haan schuf ein spannendes, musikalisch anspruchsvolles Werk: Der Dialog zwischen tiefem Blech und leichtem Holz erzeugte ein beeindruckendes Klangspiel. Blues mal im schnellen, mal im gemächlichen Tempo sowie im klassischen, feierlichen und folkloristischen Stil war geboten. Souverän meisterte das Ensemble die schnellen Läufe.
Musical-Melodien erklingen
Dann führte der Musikverein Sontheim seine Gäste in die Welt des Musicals und der Filmmusik. Schöne und ergreifende Lieder aus dem Musical „König der Löwen“erklangen. Einfühlsam, feurig und rhythmisch betont waren die beschwingten Melodien aus dem majestätisch imposanten Werk von Elton John und Tim Rice in einem Arrangement von John Higgins. Im Mittelpunkt des mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Musicals steht die berühmte Geschichte des Löwenjungen Simba in der Savanne Südafrikas. Das umfangreiche melodisch und rhythmisch vielseitige Medley über den unsterblichen „König der Löwen“bildete einen schönen Hörgenuss, ehe die musikalische Reise in die Karibik führte.
Melodien aus dem Piratenfilm „Fluch der Karibik 3 – Am Ende der Welt“von Regisseur Gore Verbinski von 2007 erfüllten dann die Berghalle. Viele Disharmonien, tempogeladene Rhythmen, Dramatik und schnelle Läufe bestimmen die Filmmelodie, aber auch einige sanfte und weiche Melodien zu Beginn und im Mittelteil. Wie in dem Film stiegen die Musiker zart singend in das Stück ein, als ein Junge auf dem Holzfass stehend auf seinen Henker wartet und die Piratenhymne singt, bis die weiteren Gefangenen mit einstimmen. Kettengerassel war zu hören, bis die Musiker loslegten und fünf Episoden aus dem Film gekonnt erklingen ließen – so auch die Liebesszene und Trauung von Will und Elizabeth durch Kapitän Barbossa während eines Gefechts. Zu dem erfolgreichen Piratenfilm hat Hans Zimmer den „Soundtrack“komponiert und Erik Rozendom für Blasorchester arrangiert.
Für den zweiten Konzertteil hatte Dirigent Pflügner klassische Blasmusik gewählt. Mit einem der weltweit meistgespielten Konzertmärsche, dem „Florentiner Marsch“von Julius Fucik, kam Schwung in die Halle, ehe die fünf Solisten Hermann Hilsenbeck, Markus Oßwald, Kerstin Schöpf, Hartmut Wager und Dirk Süßmuth am Tenorhorn und Bariton als „Oberschlawiner“und die weiteren „Schlawiner“der Kapelle eine Polka von Peter Schad vortrugen.
Locker, frech, fröhlich und dynamisch präsentierten sie die „Oberschlawiner-Polka“, ehe mexikanische Klänge mit dem Stück „Concierto de Mariachi“von Hector Sevillianas aus den Instrumenten drangen. Es vermittelte gekonnt feurig-mexikanisches Lebensgefühl mit temperamentvollen Rhythmen, aber auch mit einem gefühlvollen Trompetensolo im Mittelteil und ruhigen Melodien. Als Solisten überzeugten in dem sinfonischen Werk Rebecca Pflünger und Helmut Zäh.
Medley von Simon und Garfunkel
Titel des berühmten Pop-Duos Paul Simon und Art Garfunkel hat Komponist Kurt Gäble in einem modernen Medley für Rock- und Popmusik verarbeitet, das beim Publikum in Heroldstatt sehr gut ankam. Strahlende Klänge und leichte Rhythmen weckten Erinnerungen an die 1960er Jahre und bei den Hits „Bridge over troubled Water“, „Mrs. Robinson“, „The Sound of Silence“und „The Boxer“durften die Gäste mitsummen. Mit der Polka „Die Liebste“von Jaroslav Tvrdy wollten sich Sontheims Musiker verabschieden, kamen jedoch nicht umhin, geforderte Wünsche nach Zugaben des begeisterten Publikums zur erfüllen.
Da sangen zunächst Dirigent Volker Pflügner und seine Tochter Franziska den Schlager „Schön ist es auf der Welt zu sein“und erinnerten an nette Auftritte aus vergangenen Tagen, ehe die Musiker Sontheims mit dem „Marsch-Konfetti“von Xaver Lecheler einen lustigen Schlusspunkt unter ihr tolles Jubiläumskonzert setzten. In dem heiteren Musikstück waren alle nur erdenklichen Marschmelodien zu einem vergnüglichen Potpourri zusammen gemixt: von Radetzky bis Aida, von Bizets „Carmen“bis Lohengrins „Brautmarsch“, vom Militärsignal bis zum „Narhalla-Marsch“. Dirigent Volker Pflügner hatte da seine Truppe nicht mehr im Griff. Es war eine wahrhaft köstliche Nummer mit allerlei Verkleidungen und Lachtreffern: Am Ende standen manche Musikerinnen gar an Lederhosen und einige Musiker als „Holzhacker-Burschen“da.
Eröffnet hatte das Jubiläumkonzert des Musikvereins Sontheim in der Berghalle die Blockflötengruppe unter Leitung von Kornelia Kiem und die Jugendkapelle unter dem Dirigat von René Zäh. Die beiden Klangkörper boten dabei eine sehr beachtliche Leistung. Für seine Verdienste um die Blasmusik ist René Zäh mit der Fördermedaille in Silber des Blasmusikverbands Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Grüße der Gemeinde Heroldstatt entbot der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß, der Glückwünsche zum 90. Geburtstag des Musikvereins Sontheim aussprach (Berichte folgen).