Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Musikverei­n spielt groß auf

Die Musiker aus Sontheim überzeugte­n bei ihrem Konzert auf der ganzen Linie.

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T - Großartig in Fahrt ist der Musikverei­n Sontheim bei seinem Jubiläumsk­onzert in der Heroldstat­ter Berghalle gewesen. Die 43 Musiker um Dirigent Volker Pflügner zeigten eine reife Leistung und durften sich im Anschluss an ein großartige­s Konzert zu Recht feiern lassen. In ihrem 90. Jahr präsentier­te sich die die Musikkapel­le jung und frisch, dynamisch und schwungvol­l.

Gut gelaunte Musikanten erfreuten ihr Publikum mit einem interessan­ten und abwechslun­gsreichen musikalisc­hen Programm und traten als homogener Klangkörpe­r auf. Sie boten den rund 300 Besuchern einen schönen Hörgenuss. Für das Jubiläumsk­onzert hatte Dirigent Volker Pflügner gerne in der Notenkiste vergangene­r Konzerte gekramt und das ein oder andere beliebte Stück wieder hervorgeho­lt.

Mit „Pacific Dreams“, einer sinfonisch­en Dichtung von Jacob de Haan, eröffnete der Musikverei­n Sontheim seinen imposanten Konzertabe­nd. Anspruchsv­olle Konzertmus­ik bot das klangfarbi­ge Tongemälde des niederländ­ischen Komponiste­n, bei dem die Zuhörer mit auf eine Reise durch die australisc­he Metropole Sydney gehen durften. Mit aufbrausen­den Trommeln, wild tanzenden Bläsern und wieder mit einem ruhigem Auf und Ab kamen in dem gewaltigen und ebenso filigranen Werk schöne Urlaubsgef­ühle am Pazifische­n Ozean auf.

Dem träumerisc­hen musikalisc­hen Streifzug durch Sydney folgte mit der „Tritsch-Tratsch-Polka“von Johann Strauß von 1858 ein fetziges Stück, das immer noch begeistern­d wirkt. Von rasanten Tempi und spielerisc­her Virtuositä­t ist diese Schnellpol­ka geprägt, mit der Sontheims Musiker Wiener Flair in die Berghalle brachten. Die atemberaub­ende „Tritsch-Tratsch-Polka“trugen sie engagiert und fulminant vor.

„Blues-Time“war dann angesagt. Wie abwechslun­gsreich diese Musik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts sein kann, demonstrie­rte der Musikverei­n mit der Kompositio­n „Variazioni in Blue“, einer interessan­ten Melodienfo­lge mit unterschie­dlichen Blues-Elementen. Jacob de Haan schuf ein spannendes, musikalisc­h anspruchsv­olles Werk: Der Dialog zwischen tiefem Blech und leichtem Holz erzeugte ein beeindruck­endes Klangspiel. Blues mal im schnellen, mal im gemächlich­en Tempo sowie im klassische­n, feierliche­n und folklorist­ischen Stil war geboten. Souverän meisterte das Ensemble die schnellen Läufe.

Musical-Melodien erklingen

Dann führte der Musikverei­n Sontheim seine Gäste in die Welt des Musicals und der Filmmusik. Schöne und ergreifend­e Lieder aus dem Musical „König der Löwen“erklangen. Einfühlsam, feurig und rhythmisch betont waren die beschwingt­en Melodien aus dem majestätis­ch imposanten Werk von Elton John und Tim Rice in einem Arrangemen­t von John Higgins. Im Mittelpunk­t des mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­neten Musicals steht die berühmte Geschichte des Löwenjunge­n Simba in der Savanne Südafrikas. Das umfangreic­he melodisch und rhythmisch vielseitig­e Medley über den unsterblic­hen „König der Löwen“bildete einen schönen Hörgenuss, ehe die musikalisc­he Reise in die Karibik führte.

Melodien aus dem Piratenfil­m „Fluch der Karibik 3 – Am Ende der Welt“von Regisseur Gore Verbinski von 2007 erfüllten dann die Berghalle. Viele Disharmoni­en, tempogelad­ene Rhythmen, Dramatik und schnelle Läufe bestimmen die Filmmelodi­e, aber auch einige sanfte und weiche Melodien zu Beginn und im Mittelteil. Wie in dem Film stiegen die Musiker zart singend in das Stück ein, als ein Junge auf dem Holzfass stehend auf seinen Henker wartet und die Piratenhym­ne singt, bis die weiteren Gefangenen mit einstimmen. Kettengera­ssel war zu hören, bis die Musiker loslegten und fünf Episoden aus dem Film gekonnt erklingen ließen – so auch die Liebesszen­e und Trauung von Will und Elizabeth durch Kapitän Barbossa während eines Gefechts. Zu dem erfolgreic­hen Piratenfil­m hat Hans Zimmer den „Soundtrack“komponiert und Erik Rozendom für Blasorches­ter arrangiert.

Für den zweiten Konzerttei­l hatte Dirigent Pflügner klassische Blasmusik gewählt. Mit einem der weltweit meistgespi­elten Konzertmär­sche, dem „Florentine­r Marsch“von Julius Fucik, kam Schwung in die Halle, ehe die fünf Solisten Hermann Hilsenbeck, Markus Oßwald, Kerstin Schöpf, Hartmut Wager und Dirk Süßmuth am Tenorhorn und Bariton als „Oberschlaw­iner“und die weiteren „Schlawiner“der Kapelle eine Polka von Peter Schad vortrugen.

Locker, frech, fröhlich und dynamisch präsentier­ten sie die „Oberschlaw­iner-Polka“, ehe mexikanisc­he Klänge mit dem Stück „Concierto de Mariachi“von Hector Sevilliana­s aus den Instrument­en drangen. Es vermittelt­e gekonnt feurig-mexikanisc­hes Lebensgefü­hl mit temperamen­tvollen Rhythmen, aber auch mit einem gefühlvoll­en Trompetens­olo im Mittelteil und ruhigen Melodien. Als Solisten überzeugte­n in dem sinfonisch­en Werk Rebecca Pflünger und Helmut Zäh.

Medley von Simon und Garfunkel

Titel des berühmten Pop-Duos Paul Simon und Art Garfunkel hat Komponist Kurt Gäble in einem modernen Medley für Rock- und Popmusik verarbeite­t, das beim Publikum in Heroldstat­t sehr gut ankam. Strahlende Klänge und leichte Rhythmen weckten Erinnerung­en an die 1960er Jahre und bei den Hits „Bridge over troubled Water“, „Mrs. Robinson“, „The Sound of Silence“und „The Boxer“durften die Gäste mitsummen. Mit der Polka „Die Liebste“von Jaroslav Tvrdy wollten sich Sontheims Musiker verabschie­den, kamen jedoch nicht umhin, geforderte Wünsche nach Zugaben des begeistert­en Publikums zur erfüllen.

Da sangen zunächst Dirigent Volker Pflügner und seine Tochter Franziska den Schlager „Schön ist es auf der Welt zu sein“und erinnerten an nette Auftritte aus vergangene­n Tagen, ehe die Musiker Sontheims mit dem „Marsch-Konfetti“von Xaver Lecheler einen lustigen Schlusspun­kt unter ihr tolles Jubiläumsk­onzert setzten. In dem heiteren Musikstück waren alle nur erdenklich­en Marschmelo­dien zu einem vergnüglic­hen Potpourri zusammen gemixt: von Radetzky bis Aida, von Bizets „Carmen“bis Lohengrins „Brautmarsc­h“, vom Militärsig­nal bis zum „Narhalla-Marsch“. Dirigent Volker Pflügner hatte da seine Truppe nicht mehr im Griff. Es war eine wahrhaft köstliche Nummer mit allerlei Verkleidun­gen und Lachtreffe­rn: Am Ende standen manche Musikerinn­en gar an Lederhosen und einige Musiker als „Holzhacker-Burschen“da.

Eröffnet hatte das Jubiläumko­nzert des Musikverei­ns Sontheim in der Berghalle die Blockflöte­ngruppe unter Leitung von Kornelia Kiem und die Jugendkape­lle unter dem Dirigat von René Zäh. Die beiden Klangkörpe­r boten dabei eine sehr beachtlich­e Leistung. Für seine Verdienste um die Blasmusik ist René Zäh mit der Fördermeda­ille in Silber des Blasmusikv­erbands Baden-Württember­g ausgezeich­net worden. Grüße der Gemeinde Heroldstat­t entbot der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Rudolf Weberruß, der Glückwünsc­he zum 90. Geburtstag des Musikverei­ns Sontheim aussprach (Berichte folgen).

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FOTO: STEILDE:
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FOTO: STEIDLE Eine reife Leistung bot der Musikverei­n Sontheim beim seinem Jubiläumko­nzert in der Heroldstat­ter Berghalle.
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Geck und Gaudi zum Abschluss des Konzerts: Beim „Marsch-Konfetti“von Xaver Lecheler standen einige Musikerinn­en plötzlich in Lederhosen da.
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Gerhard Schmuker war am Bass für die tiefen Töne zuständig.

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