Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mesale Tolu ist skeptisch
Journalistin sieht keine Entspannung der Lage
BERLIN (dpa) - Trotz der Freilassung mehrerer Deutscher aus türkischer Haft glaubt die deutsche Journalistin Mesale Tolu nicht daran, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei kurzfristig entspannen werden.
„(Präsident Recep Tayyip) Erdogan hat am vergangenen Mittwoch moderate Töne angeschlagen. Aber lösen sich die Probleme bloß, weil man Journalisten freilässt?“, sagte Tolu der Tageszeitung „taz“(Samstag). Die Journalistin war Mitte Dezember aus der Untersuchungshaft in Istanbul entlassen worden. Sie darf jedoch nicht ausreisen. Der Prozess gegen sie wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation soll im April fortgesetzt werden.
„Die beiden Seiten fassen einander jetzt zwar sanfter an“, sagte Tolu. Doch es gebe noch immer andere inhaftierte und viele weitere Deutsche, die die Türkei nicht verlassen dürften. Erdogan hatte von einer Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen gesprochen. „Es gab Probleme, aber unsere letzten Gespräche waren überaus gut“, sagte er nach Angaben der Zeitung „Hürriyet“. Vor einer Woche war der Deutsche David Britsch aus türkischer Haft freigekommen. Danach ging die Bundesregierung davon aus, dass noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern sitzen, darunter der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel.
Beharrlicher Botschafter
„Die Bundesregierung hat mich die ganze Zeit über unterstützt, und ich denke, wenn der Botschafter sich am Abend meiner Haftentlassung nicht so beharrlich bemüht hätte, wäre ich sicher für ein paar Tage in irgendeiner Polizeizelle gelandet“, sagte Tolu.