Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Tragödie durch Managerfehler
Den entscheidenden Fehler hat der Firmengründer selbst gemacht. Er übertrug seine Firma nicht an seine beiden Söhne, sondern brachte sie an die Börse, ohne dafür zu sorgen, dass ein Ankeraktionär Verantwortung übernimmt. Mit dem Börsengang 1995 gab es keinen Eigentümer mehr, der eine Richtung vorgab.
Seitdem hat die Hauptversammlung es versäumt, einen Aufsichtsrat zu installieren, der die operativ agierenden Vorstände kontrolliert und strategische Weichenstellungen hinterfragt. Im Gegenteil, vielmehr gab es Aufsichtsräte, die Honorare kassierten, weil sie das Management berieten – ein Umstand, der eine unabhängige Kontrolle von vornherein verhinderte.
Die Folge waren wechselnde Vorstände, die alle paar Jahre mit neuen Ideen nach Pfullendorf kamen – und nach nicht allzu langen Amtszeiten mit hohen Abfindungen wieder verschwanden. All diese Vorstände versäumten es, Alno zu modernisieren. Anstatt die Produktion auf den neusten Stand zu bringen, suchten sie immer wieder nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten, um die überall aufbrechenden Löcher zu stopfen.
Im letzten Jahr der 90-jährigen Geschichte lähmte ein Streit zwischen alten Vorständen und neuen Investoren den Küchenbauer. Die neuen Chefs gingen zwar endlich das an, was jahrelang versäumt worden war: Sie kappten alte Seilschaften, kündigten teure Verträge, trimmten die Produktion auf Effizienz, sie machten aber auch den Fehler, dass sie die Methoden der Automobilindustrie auf die völlig anders funktionierende Möbelindustrie übertrugen.
Leidtragende der Pleite sind nun die Mitarbeiter des Traditionsunternehmens. Es ist eine Tragödie für Stadt und Region – verursacht nicht durch einen unaufhaltsamen Wandel einer Branche, sondern einzig und allein durch Managementfehler.