Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Urgesteine feiern ein Urgestein
Verein zur Förderung des New Orleans Jazz begeht seinen 40. Geburtstag mit drei Bands
NEU-ULM - Mit einer fulminanten musikalischen Reise zu den Wurzeln des klassischen Jazz hat der Verein zur Förderung des New-Orleans-Jazz Ulm-Neu-Ulm sein 40-jähriges Bestehen im ausverkauften kleinen Saal des Edwin-Scharf-Hauses begangen. Ein Taxi nach dem anderen rauschte heran, um zahlreiche Gäste auszuladen, auf die ein spannender wie entspannender Abend mit drei Ausnahmebands der Region wartete, die sich dem traditionellen Jazz auf professionellem Niveau verpflichtet fühlen: die United Swing Band, das Acoustic Trio und „Stützles Halbe Stompers“.
Die Swingband wurde 1964 von Dima Spika, Rudi Hörl, „Bago“Steinle, Hans-Peter Ulrich und Rudolf Spiegel aus der Taufe gehoben und es war Bago, der mit Trompetenstößen das musikalische Jubiläumsfest eröffnete. Die genannten Gründerväter der Band sind bis heute zuweilen aktiv, ihre innige Liebe zu den Jazzstandards drückten sie im Scharff-Haus mit den Wiedergaben unsterblicher Kompositionen wie „Summertime“, dem meistgecoverten Jazz- und Popstandard aller Zeiten, aus.
Mit dem Acoustic-Trio zollte der Jubiläumsverein besonders dem Ulmer Schlagzeuger H. Peter Gruber seinen Respekt. In seiner Eingangsansprache nannte der Vereinsvorsitzende Hartmut Cohrs, selbst Jazzer am Bass, ein „Ulmer Urgestein“, das mit vielen internationalen Jazzgrößen spielte und in den 80er Jahren in der Ulmer Zehn-Mann-Besetzung Soundscape mitwirkte.
Auch der Jazzkeller Sauschdall ist mit seinem Namen eng verbunden. Mit beiden Profimusikern Peter Bockius aus München (Bass) und dem Stuttgarter Harald Schwer (Piano) markierte Gruber, übrigens Ehrenbürger der Stadt New Orleans, einen der Höhepunkte des Jazzabends, der mit dem Auftritt der Biberacher „Stützles Halbe Stompers“abschloss. Diese Hot-Jazz-Formation ohne Schlagzeug wurde fast zur gleichen Zeit gegründet wie der Verein zur Förderung des New Orleans Jazz und hat auch überregional mit seiner unkonventionellen Formation mit Klavier, Banjo und Tuba Aufmerksamkeit erregt. Wie die beiden Vorbands beherrschen sie den New-Orleans-Jazz, Dixieland und Swing aus dem Effeff. Die Begeisterung im Konzertsaal für die insgesamt 18 Musiker kannte keine Grenzen.
Auch mit von der Partie war an diesem Abend eine Ikone des Ulmer Jazz, Kone Neubrand. Ihn erkannte jedermann in der Stadt an seinem kahl geschorenen Kopf, stets mit dem Zeichenblock unterwegs. Er spielte jahrelang die Trompete mit seinem Dixie-Workshop, einer Ulmer Band die 1978 entstand und sich mittlerweile aufgelöst hat.
Palette der verschiedenen Stilrichtungen
Kone Neubrand war dieses Mal nicht als Musiker präsent, sondern als Fotograf. Seine Bilder zum Thema „Jazz“zeigte der frühere Lehrer im Foyer des Edwin Scharff-Hauses.
So bildete dieser Abend die ganze Palette der verschiedenen Stilrichtungen des traditionellen Jazz ab, der dank solcher Initiativen wie die des Jubiläumsvereins nicht allzu sehr in Vergessenheit geraten ist.
Denn eines bedauert der Vorsitzende Cohrs immer wieder: „Wir schaffen es kaum, jüngere Leute für diesen Jazz zu interessieren.“Der Einsatz von Cohrs & Co. wird dennoch gewürdigt, auch von Oberbürgermeister Gerold Noerenberg, selbst Jazzfan: In seinem Grußwort hob er die besondere kulturelle Bedeutung des Vereins für die Doppelstadt hervor.