Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kardiologen über das schwache Herz
Informationsnachmittag mit Krankenhausärzten, Ehinger VHS und Herzstiftung
EHINGEN - Das schwache Herz stand im Mittelpunkt des diesjährigen Herztages im Ehinger Krankenhaus, einer Kooperationsveranstaltung der Kardiologen Annett Schiefer, Rudi Sauer und Oliver Boy mit der Deutschen Herzstiftung und der Ehinger Volkshochschule.
Zwei bis drei Millionen Menschen in Deutschland sind von Herzschwäche betroffen, jedes Jahr kommen 300 000 dazu, 45 000 sterben jährlich daran. „Die Herzleistung reicht nicht aus um den Organismus mit Sauerstoff zu versorgen. Ursache dieser Herzinsuffizienz ist meist hoher Blutdruck oder eine koronare Herzerkrankung, aber auch Diabetes und Übergewicht können Ursachen sein“, beschrieb Sauer das Leiden. Chronische Herzschwäche zeigt sich durch Atemnot bei Belastung wie schnellem Laufen und Treppensteigen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Wassereinlagerungen an den Knöcheln, erfuhren die Besucher im bis auf den letzten Platz besetzten Hopfenhausrestaurant.
Vier Stufen der Herzinsuffizienz
Es gibt vier Stufen, die erste Stufe machte keine oder kaum Beschwerden im Alltag, bei der zweiten Stufen gibt es leichte Einschränkungen bei leichter Belastung, sagte Sauer. Bei der dritten Stufe gibt es höhergradige Einschränkungen bei gewohnter Tätigkeit, aber keine im Ruhezustand. Geringe körperliche Belastung wie Gehen in der Ebene verursacht Erschöpfung oder Luftnot. Bei der vierten Stufe nach der New Yorker Heart Association (NYHA) gibt es Herzbeschwerden bei allen Aktivitäten und in Ruhe.
Wenn der Hausarzt Herzschwäche feststellt, überweist er den Patienten zum Kardiologen, Untersuchungen durch Ultraschall zum Fest- stellen der Größe der Herzhöhlen, Bewegung der Herzwände, dicke des Herzmuskels und Hinweise auf Klappendefekte werden vorgenommen, ein Ruhe- und ein Belastungsund Langzeit-EKG werden gemacht. Röntgen, Herzkatheter und Laborwerte geben weitere Aufschlüsse über die Herzschwäche, erklärte Sauer. Begleiterkrankungen der Herzschwäche können Nierenfunktionsstörungen, Atemwegserkrankungen, Blutarmut, schlafbezogene Atemwegserkrankungen, körperlicher und geistiger Abbau sein, so der Kardiologe. Komplikationen beim schwachen Herz sind die akute Verschlechterung, verbunden mit Luftnot, Nierenversagen, schnellem Puls Kammerflimmern, schwere Herzrhythmusstörungen und Kreislaufstillstand sein.
Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten
Chefärztin Schiefer sprach über Behandlungsmöglichkeiten bei Herzschwäche. Die Grunderkrankung be- handeln, Durchblutung wiederherstellen, Stents und Bypass nannte sie als Mittel der Wahl. Sie wies darauf hin, dass das Herzlabor für Herzkatheter rund um die Uhr in Ehingen besetzt ist. Blutdruckkontrolle ist das A und O, als ideal wird seit neuestem ein Wert von 130/80 angesehen. Als Medikamente nannte Schiefer ACE Hemmer, Sartane und Betablocker. Bei Diabetes sei eine sorgfältige Einstellung Voraussetzung. Der BMI müsse bei Übergewicht auf Werte unter 30 gesenkt werden. „Es sterben mehr Menschen an Herzschwäche als an Tumoren“, betonte die Kardiologin.
Oliver Boy behandelte in seinem Vortag das Alltagsverhalten von Menschen, die an Herzschwäche leiden, so sollten sie sich bei Stufe drei und vier nach NYHA nicht in Höhen über 1500 Meter begeben oder fliegen. Bei der Ernährung empfahl er Mittelmeerkost und Zurückhaltung im Gebrauch von Salz. Mit einer Besichtigung des Herzlabors ging der Informationsnachmittag zu Ende.