Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Polizei startet Notfallortung per GPS
Neues System, das im Frühjahr startet, soll Hilfe auf dem Land verbessern
RAVENSBURG - Gerade im ländlichen Raum ist es für Rettungskräfte mitunter schwierig, schnell den richtigen Einsatzort zu finden. Oft können Verletzte und in Not geratene Menschen ihren Aufenthaltsort nur unzureichend beschreiben. Eine neue Technik soll nun Abhilfe schaffen.
Ab dem kommenden Frühjahr sollen die Führungs- und Lagezentren der baden-württembergischen Polizei so ausgerüstet sein, dass Einsatzkräfte Verunglückte per GPS orten können. Das bestätigte das Stuttgarter Innenministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Voraussetzung ist, dass der in Not Geratene über ein Mobiltelefon mit Internetverbindung und aktivierter GPS-Funktion verfügt. Die Polizei kann ihm dann eine SMS auf sein Handy senden, mit der er seinen Standort freigeben kann.
In akuten Notsituationen kann die Polizei zwar bislang schon auf Telekommunikationsdaten zurückgreifen. „Die bisherigen Möglichkeiten sind allerdings nicht ausreichend“, erläutert die stellvertretende Regierungssprecherin Nadia El Almi. Oftmals könnten die Einsatzgebiete nur grob eingegrenzt werden. Damit soll nun Schluss sein. Mit der neuen Technik, an der bereits seit 2016 gearbeitet wird, sollen Verunglückte künftig bis auf wenige Meter genau geortet werden können.
In Bayern, wo das neue System schon seit März im Regelbetrieb läuft, hat man gute Erfahrungen gemacht. Bislang sei in 1300 Fällen die Möglichkeit zur Standortbestimmung genutzt worden – überwiegend in ländlichen Gebieten, teilte das Bayerische Innenministerium mit. 70 000 Euro hat der Freistaat dafür investiert.
Im März fanden etwa Pilzsammler eine Sprenggranate in einem Waldstück. Per GPS konnte die Polizei den Fundort genau bestimmen und den Sprengsatz schließlich entschärfen. In einem anderen Fall konnte die Technologie sogar Leben retten. Auf einer Bundesstraße war nachts ein Motorradfahrer schwer gestürzt und nicht ansprechbar. Weil die Anruferin nicht ortskundig war, ortete die Polizei den Unfallort. So konnte die Unfallstelle nach Angaben des Innenministeriums punktgenau lokalisiert und mitgeteilt werden. Der Motorradfahrer wurde schließlich vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.
So gut wie in diesen Fällen läuft es allerdings nicht immer. Nach Einschätzung der bayerischen Polizei liegt das aber meist an den Menschen, die den Notruf absetzen. Problematisch seien etwa mangelnde Kenntnis im Umgang mit dem Smartphone, ein zu schwacher Akku oder Sprachbarrieren beim Einschalten der GPS-Funktion. SmartphoneNutzer sollten sich daher mit ihrem Gerät vertraut machen, um im Ernstfall schnell Hilfe holen zu können, rät das Innenministerium.