Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Warten auf Maria: High Noon in Unterflossing
POLLING (KNA) - Rund 800 bis 1000 Menschen sind am Wochenende zu einer angeblichen Marienerscheinung nach Oberbayern gekommen. „Keiner hat die Gottesmutter persönlich getroffen, das war auch nicht zu erwarten“, erklärte der zuständige Pollinger Bürgermeister Lorenz Kronberger vor Journalisten. Er zeigte sich erleichtert über einen „friedlichen und geordneten“Ablauf.
Das Erzbistum München und Freising war durch einen Beobachter vertreten, der sich nicht öffentlich äußerte. Das Ordinariat hatte im Vorfeld angekündigt, die Vorgänge in Unterflossing zu prüfen. Die Gemeinde liegt 15 Kilometer entfernt vom größten deutschen Marienwallfahrtsort Altötting.
Der Sizilianer Salvatore Caputa behauptet seit 1986, dass ihm regelmäßig die Gottesmutter Maria erscheine, dies vorher mit Ort und Zeit ankündige und dabei Botschaften übermittle. Zu seinen Auftritten in Südtirol und in Kärnten in den vergangenen Jahren liegen ablehnende Stellungnahmen der jeweiligen Bistümer vor. Diese beziehen sich auf ein älteres Gutachten der norditalienischen Diözese Mantua, in der Caputa wohnt. Nach sorgfältiger Prüfung der angeblichen Visionen und Privatoffenbarungen gebe es nichts, das erlaube, „objektiv an Erscheinungen zu denken“.
Der wohlbekannte Herr Caputa
2009 unterband der Generalvikar der Diözese Brixen-Bozen einen zweiten „Erscheinungstermin“in der Kirche von Völser Aicha. Der Bischof von Gurk-Klagenfurt, Alois Schwarz, hat sich seit 2010 mehrfach von Caputa distanziert und rief dazu auf, die Auftritte nicht durch Besuche aufzuwerten. Der Italiener ist seither halbjährlich in Bad St. Leonhard im Lavanttal präsent, ein nächster Termin dort ist für Ende Oktober angekündigt.
In Unterflossing fand sich der 73-Jährige auf Einladung eines Kirchenmusikers auf dessen Privatgrundstück ein, zu dem eine Kapelle gehört. Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks verlas er etwa eine halbe Stunde nach seiner vermeintlichen Vision eine Botschaft, wonach Maria sich Frieden auf Erden wünsche und Deutschland und Österreich liebe. Zur Veranstaltung am Samstagnachmittag seien Reisebusse auch aus Österreich und Nordrhein-Westfalen gekommen.
Die katholische Kirche hält Marienerscheinungen prinzipiell für möglich, unterzieht derartige Vorkommnisse jedoch einer strengen Prüfung. Sie kann Jahrzehnte dauern. In Deutschland gibt es etliche Marienwallfahrtsorte, aber keinen kirchlich anerkannten Erscheinungsort wie Lourdes oder Fatima.