Eines Tages Königin
Porträt Ist ihr Leben nun ein Privileg oder eine Strafe? Thronerbin Leonor ist die vielleicht letzte Hoffnung für Spaniens Monarchie. Doch nun geht sie erst einmal zum Militär.
„Was willst du einmal werden?“, fragte unschuldig ein Mädchen, als sie vor ein paar Jahren auf Mallorca mit Spaniens Thronerbin, Prinzessin Leonor, zusammentraf. Leonor, die mit ihren Eltern ein Bildungszentrum besuchte, kam nicht zu einer Antwort. Ihre Mutter Letizia, die neben ihr stand, war schneller: „Es geht nicht darum, was sie werden will, sondern was sie werden muss.“Die Anekdote illustriert, dass Leonor, älteste Tochter von Spaniens königlichem Staatsoberhaupt Felipe VI. und seiner Königsgemahlin Letizia, sich ihre Zukunft schwerlich aussuchen kann. Die 17-Jährige wird vorbereitet, von ihrem Vater die Krone zu erben und Spaniens Königin zu werden.
Für Spaniens Bevölkerung ist Leonor eine große Unbekannte. Ihr Teenagerleben wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Paparazzi machen immer wieder unsanfte Bekanntschaft mit den Leibwächtern, die Leonor bei privaten Ausflügen abschirmen. Immerhin weiß man, dass Leonor seit 2021 auf dem Eliteinternat Atlantic College in Wales büffelt, das wegen seines historischen Flairs gerne mit Hogwarts aus Harry Potter verglichen wird.
Gerade erlaubte der Palast einen
Einblick in das
Leben der Thronerbin: Das Königshaus kündigte an, dass Leonor im Spätsommer eine dreijährige Offiziersausbildung auf einer spanischen Militärakademie starten werde – wie es ihr Vater gemacht hatte. Ziel: Die Königstochter auf ihre Rolle als Armee-Befehlshaberin vorzubereiten, die ihr als Königin zufallen wird. Was Leonor selbst dazu sagt, ist nicht bekannt. Aber der Palast versichert in einem Kommuniqué, dass sie „Wille, Interesse und Freude“darüber gezeigt habe, für drei Jahre ihren bisherigen Teenager-Alltag gegen das Kasernenleben eintauschen zu dürfen. Wirklich?
„Ihr Leben ist ein Privileg und zugleich eine Strafe“, kommentierte die Zeitung El País. Die Prinzessin sagte einmal: Der Einsatz und das Handeln der jungen Generation seien mitentscheidend für eine hoffnungsvolle Zukunft. Das gilt zweifellos auch für Leonors eigene Zukunft. Denn diese ist alles andere als problemlos. Seit Leonors Großvater, Altkönig Juan Carlos, mit einer Serie von Skandalen den Ruf des Königshauses ruinierte, kann sich die Monarchie einer breiten Unterstützung nicht mehr sicher sein. Sogar bei Leonors Auftritten sind inzwischen nicht nur Applaus, sondern zugleich Pfiffe zu hören.