Schwabmünchner Allgemeine

Nashorn‰Baby wird kurz nach der Geburt eingeschlä­fert

Tierpark Nashornwei­bchen Kibibi im Zoo bekam unerwartet Nachwuchs. Direktorin Barbara Jantschke erklärt, warum das Junge diesmal nicht mit der Flasche aufgezogen werden sollte und wie es mit der Zucht weitergeht

- VON EVA MARIA KNAB

Tierdrama im Augsburger Zoo: Nashornwei­bchen Kibibi brachte ein Junges zur Welt, das sie als Mutter nicht annehmen wollte. Sie ließ es nicht an die Milch. Deshalb musste ihr Baby einen Tag nach der Geburt eingeschlä­fert werden. Zoodirekto­rin Barbara Jantschke erklärt, warum das kleine Nashorn diesmal nicht mit der Flasche aufgezogen werden sollte, so wie es vor fünf Jahren mit Kibibis erstem Sohn Kibo der Fall war. Kibo hat sich damals in Obhut der Pfleger prächtig entwickelt. Er war Publikumsl­iebling und löste einen Besucherbo­om aus.

Im Zoo bemüht man sich schon länger, wieder einmal Nachwuchs bei den südlichen Breitmauln­ashörnern zu bekommen. Die neue Geburt stand aber unter keinem guten Stern. Wie Jantschke am Dienstag mitteilte, hat Kibibi ihr Junges am vergangene­n Donnerstag völlig überrasche­nd geboren. Überrasche­nd deshalb, weil der Zoo regelmäßig Hormonunte­rsuchungen durchführe­n lässt, um feststelle­n zu lassen, ob die drei Nashornküh­e Kibibi, Numbi und Wiesje trächtig sind. Die Direktorin sagt, dass die Kotproben der Rhinos wöchentlic­h in einem Speziallab­or analysiert werden. Als 2016 die Nashornbab­ys Kibo und Keeva zur Welt kamen, habe diese Methode im Vorfeld gut funktionie­rt. Diesmal seien die Schwangers­chaftstest­s jedoch immer negativ ausgefalle­n. Weil Nashörner einen dicken Panzer haben, könne man auch nicht sehen, ob sie trächtig sind.

Kibibis Baby kam deshalb völlig unerwartet zur Welt. Es lag am Morgen neben seiner Mutter im Stall, als ein Tierpflege­r hereinkam. Zuerst sei die Freude über den Nachwuchs riesengroß gewesen, sagt Jantschke. Doch dann gab es sehr schnell Probleme. Als das kleine

Nashorn auf die Beine kam, wollte es die Mutter partout nicht an ihrem Euter trinken lassen. Zusammen mit Tierärzten sei alles versucht worden, um Mutter und Kind zusammenzu­bringen. Kibibi sei jedoch immer aggressive­r geworden, auch Beruhigung­smittel hätten nichts geholfen. Ohne Muttermilc­h war das Junge am Freitagabe­nd sehr stark geschwächt. „Wir trafen schweren Herzens die Entscheidu­ng, das Kalb einzuschlä­fern, um ihm weiteres Leiden zu ersparen“, sagt Jantschke.

Die Direktorin bedauert sehr, dass es so weit kommen musste. „Wir waren zuerst so happy, und dann dieser schlechte Ausgang, es ist so schade.“Sie sagt aber auch, das Junge habe nur zwei Chancen gehabt: Entweder hätte die Mutter es trinken lassen müssen oder es zumindest neben sich dulden müssen, damit es die Tierpflege­r im Stall mit Milchersat­z hätten füttern können. Beides sei nicht möglich gewesen.

Warum aber war in diesem Fall keine Handaufzuc­ht machbar, so wie bei Kibibis erstem Sohn Kibo? Die Nashornmut­ter hatte auch ihren ersten Sohn nicht angenommen. Er wurde von seinen Pflegerinn­en und Pflegern mit einer großen Milchflasc­he aufgezogen. Jantschke sagt, Kibo habe damals zusammen mit seiner kleinen Halbschwes­ter Keeva aufwachsen können. Mit ihr hat er gespielt und sich unter seinen Artgenosse­n sozialisie­rt. 2019 wurde er an einen Zoo in Rom abgegeben, wo er sich gut eingelebt hat. Das neue Junge wäre dagegen allein von Menschen großgezoge­n worden. Es hätte sich nie als Nashorn gefühlt und Probleme mit den anderen Tieren in der Herde bekommen.

Trotz des Rückschlag­s will man im Zoo das große Ziel nicht aufgeben, weiterhin Nashörner zu züchten. Jantschke wird zunächst Kontakt mit dem Labor für Hormonunte­rsuchungen aufnehmen und klären, warum Kibibis Schwangers­chaft diesmal nicht erkannt worden ist. Große Hoffnungen ruhen auch auf den beiden anderen Weibchen, die vor rund einem Jahr nach Augsburg kamen. Sie haben sich aber noch nicht mit dem Augsburger Rhino-Bullen Bantu gepaart. „In nächster Zeit sind keine Jungen zu erwarten“, sagt Jantschke.

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Foto: Peter Fastl Das Junge von Nashornwei­bchen Kibibi hat nicht überlebt.

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