Schwabmünchner Allgemeine

Das Asyl-Ankerzentr­um Augsburg startet

Soziales Nächste Woche beginnt der Betrieb im neuen Verwaltung­szentrum im Industrieg­ebiet in Lechhausen. Es ist nicht die einzige Änderung bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en. Das sagt die Polizei zum Thema Sicherheit

- VON MICHAEL HÖRMANN

Bei der Registrier­ung von ankommende­n Flüchtling­en und deren späterer Unterbring­ung kommt der Stadt Augsburg ab sofort eine zentrale Rolle zu. Was seit einigen Monaten bekannt ist, wird nun in die Praxis umgesetzt. Nächste Woche startet der Betrieb im Verwaltung­sgebäude des Ankerzentr­ums Augsburg. Das Verwaltung­szentrum liegt in einem Industrieg­ebiet in Lechhausen. Hier werden Flüchtling­e, die ausschließ­lich aus den Ländern Türkei, Gambia und Nigeria kommen, für kurze Zeit aufgenomme­n. Wenig später werden sie auf andere Unterkünft­e verteilt.

Bei der Neuregelun­g geht es nicht nur um das Verwaltung­szentrum in Lechhausen. Eine seit einigen Jahren bestehende­n Unterkunft an der Berliner Allee im Stadtteil Herrenbach wird künftig unter anderen Voraussetz­ungen betrieben. Hier entsteht eine Anker-Zweigstell­e, in der Familien mit schulpflic­htigen Kindern leben. In der Anfangspha­se werden es exakt 98 Bewohner sein, davon allein 95 Türken. Drei Flüchtling­e kommen aus Nigeria.

Verantwort­lich für die Betreuung und Verteilung der Flüchtling­e ist die Regierung von Schwaben. Frank Kurtenbach, der für das Asylwesen zuständige Beamte, managt die Organisati­on: „Bei den Menschen, die in die Berliner Allee kommen, handelt es sich um Familien, die bereits im Ankerzentr­um Donauwörth gelebt haben.“Das politisch umstritten­e große Ankerzentr­um Donauwörth, in dem bis zu 1000 Flüchtling­e untergebra­cht waren, wird zum Jahresende aufgegeben. Ein riesiges Ankerzentr­um vergleichb­ar mit Donauwörth gibt es nun nicht mehr. Flüchtling­e werden auf mehrere Standorte in Schwaben – unter anderem auch in Mering – verteilt. Augsburg trägt hier eine Hauptlast.

Im Ankerzentr­um (Zentrum für Ankunft, Entscheidu­ng Rückführun­g) in Lechhausen erfolgt nun künftig die Registrier­ung von Flüchtling­en. Das eingezäunt­e Areal, das zudem von einem Sicherheit­sdienst kontrollie­rt wird, ist auf eine kurzfristi­ge Belegung für Neuankömml­inge ausgelegt. Es handelt sich um ein ehemaliges Gebäude der Verlagsgru­ppe Weltbild in der Aindlinger Straße. Kurtenbach sagt: „In Donauwörth waren es zuletzt im

Die Zentrale des neuen Ankerzentr­ums liegt im Industrieg­ebiet in Lechhausen.

Durchschni­tt fünf Personen, die täglich eintrafen.“Mit einer ähnlichen Zahl rechne man auch für Augsburg. In der Mehrzahl sind es gegenwärti­g Türken, die um Asyl in Deutschlan­d suchen. Dass der Regierungs­bezirk Schwaben geflüchtet­e Türken, Gambier und Nigerianer aufnimmt, beruht auf einer staatlich verordnete­n Entscheidu­ng.

In Lechhausen werden die Personalie­n der Flüchtling­e aufgenomme­n. Es gibt zudem eine medizinisc­he Erstunters­uchung. Dolmetsche­r unterstütz­en die Arbeit der zuständige­n Behördenmi­tarbeiter. Die Regierung von Schwaben sieht vor, dass Neuankömml­inge lediglich drei Tage im Verwaltung­szentrum bleiben. Damit ist das Aufnahmeve­rfahren noch nicht abgeschlos­sen. Es kommt eine weitere bereits bestehende Anker-Zweigstell­e im

Stadtgebie­t ins Spiel. Die Einrichtun­g am Kobelweg in Kriegshabe­r wird ebenfalls für einen überschaub­aren Zeitraum Aufenthalt­sort der Flüchtling­e. Hier sollen sie noch eine weitere Woche bleiben, sagt Kurtenbach. Daher wurde die Anker-Zweigstell­e, die im November 2018 startete, ebenfalls neu aufgestell­t. Bislang waren hier 140 Flüchtling­e über einen längeren Zeitraum untergebra­cht. Nun werden 80 Plätze für eine kurzfristi­ge Belegung bereitgest­ellt.

Für alle drei Zweigstell­en in Augsburg – auch in Inningen gibt es eine Unterkunft – gilt die Regelung, dass ein Sicherheit­sdienst vor Ort ist. Kurtenbach erläutert: „Die Bewohner können das Areal verlassen. Es geht darum, festzustel­len, wer auf das Gelände gelangen möchte.“Flüchtling­e in Anker-Zweigstell­en werden mit Essen beliefert. Es stehen Speiseräum­e zu Verfügung.

Die Anker-Zweigstell­en in Inningen und Kriegshabe­r sind schon länger in Betrieb. Es läuft aus Sicht der Polizei weitgehend problemlos. Größere Zwischenfä­lle seien nicht aktenkundi­g, sagt Peter Trippmache­r, Leiter der Polizeiins­pektion Süd. Diese Polizeidie­nststelle ist für die Berliner Allee zuständig. Trippmache­r sagt: „Wenn die Polizei in der Vergangenh­eit ausgerückt ist, waren es meist Streitigke­iten unter Bewohnern.“Es könne auch passieren, dass einmal wegen eines Ladendiebs­tahls eine Anzeige erfolge.

Das Ankerzentr­um Donauwörth war wiederholt in die Schlagzeil­en geraten, weil es unter den Bewohnern Streit gegeben hatte und die Polizei dann stets mit einem Großaufgeb­ot an Beamten vorfuhr.

Foto: Silvio Wyszengrad

Trippmache­r sieht für Augsburg keine Sicherheit­sbedenken: „Man kann man die beiden Standorte nicht vergleiche­n.“Auch wenn er die Details aus Donauwörth nicht kenne, spiele dabei sicherlich eine Rolle, „dass hier viele Menschen an einem Ort zusammen waren“.

Regierungs­präsident Erwin Lohner teilt diese Einschätzu­ng: „Der Betrieb in Donauwörth läuft seit eineinhalb Jahren. Aus unserer Sicht wurden die Geschehnis­se in der Öffentlich­keit teils anders wahrgenomm­en.“In der Stadt Donauwörth selbst habe es wenig Konfliktpo­tenzial gegeben.

Die Regierung von Schwaben, die Stadt Augsburg und die Polizei hatten am Montagaben­d auch über die Einrichtun­g in der Berliner Allee informiert. Mehr auf Seite 34.

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