Das Asyl-Ankerzentrum Augsburg startet
Soziales Nächste Woche beginnt der Betrieb im neuen Verwaltungszentrum im Industriegebiet in Lechhausen. Es ist nicht die einzige Änderung bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Das sagt die Polizei zum Thema Sicherheit
Bei der Registrierung von ankommenden Flüchtlingen und deren späterer Unterbringung kommt der Stadt Augsburg ab sofort eine zentrale Rolle zu. Was seit einigen Monaten bekannt ist, wird nun in die Praxis umgesetzt. Nächste Woche startet der Betrieb im Verwaltungsgebäude des Ankerzentrums Augsburg. Das Verwaltungszentrum liegt in einem Industriegebiet in Lechhausen. Hier werden Flüchtlinge, die ausschließlich aus den Ländern Türkei, Gambia und Nigeria kommen, für kurze Zeit aufgenommen. Wenig später werden sie auf andere Unterkünfte verteilt.
Bei der Neuregelung geht es nicht nur um das Verwaltungszentrum in Lechhausen. Eine seit einigen Jahren bestehenden Unterkunft an der Berliner Allee im Stadtteil Herrenbach wird künftig unter anderen Voraussetzungen betrieben. Hier entsteht eine Anker-Zweigstelle, in der Familien mit schulpflichtigen Kindern leben. In der Anfangsphase werden es exakt 98 Bewohner sein, davon allein 95 Türken. Drei Flüchtlinge kommen aus Nigeria.
Verantwortlich für die Betreuung und Verteilung der Flüchtlinge ist die Regierung von Schwaben. Frank Kurtenbach, der für das Asylwesen zuständige Beamte, managt die Organisation: „Bei den Menschen, die in die Berliner Allee kommen, handelt es sich um Familien, die bereits im Ankerzentrum Donauwörth gelebt haben.“Das politisch umstrittene große Ankerzentrum Donauwörth, in dem bis zu 1000 Flüchtlinge untergebracht waren, wird zum Jahresende aufgegeben. Ein riesiges Ankerzentrum vergleichbar mit Donauwörth gibt es nun nicht mehr. Flüchtlinge werden auf mehrere Standorte in Schwaben – unter anderem auch in Mering – verteilt. Augsburg trägt hier eine Hauptlast.
Im Ankerzentrum (Zentrum für Ankunft, Entscheidung Rückführung) in Lechhausen erfolgt nun künftig die Registrierung von Flüchtlingen. Das eingezäunte Areal, das zudem von einem Sicherheitsdienst kontrolliert wird, ist auf eine kurzfristige Belegung für Neuankömmlinge ausgelegt. Es handelt sich um ein ehemaliges Gebäude der Verlagsgruppe Weltbild in der Aindlinger Straße. Kurtenbach sagt: „In Donauwörth waren es zuletzt im
Die Zentrale des neuen Ankerzentrums liegt im Industriegebiet in Lechhausen.
Durchschnitt fünf Personen, die täglich eintrafen.“Mit einer ähnlichen Zahl rechne man auch für Augsburg. In der Mehrzahl sind es gegenwärtig Türken, die um Asyl in Deutschland suchen. Dass der Regierungsbezirk Schwaben geflüchtete Türken, Gambier und Nigerianer aufnimmt, beruht auf einer staatlich verordneten Entscheidung.
In Lechhausen werden die Personalien der Flüchtlinge aufgenommen. Es gibt zudem eine medizinische Erstuntersuchung. Dolmetscher unterstützen die Arbeit der zuständigen Behördenmitarbeiter. Die Regierung von Schwaben sieht vor, dass Neuankömmlinge lediglich drei Tage im Verwaltungszentrum bleiben. Damit ist das Aufnahmeverfahren noch nicht abgeschlossen. Es kommt eine weitere bereits bestehende Anker-Zweigstelle im
Stadtgebiet ins Spiel. Die Einrichtung am Kobelweg in Kriegshaber wird ebenfalls für einen überschaubaren Zeitraum Aufenthaltsort der Flüchtlinge. Hier sollen sie noch eine weitere Woche bleiben, sagt Kurtenbach. Daher wurde die Anker-Zweigstelle, die im November 2018 startete, ebenfalls neu aufgestellt. Bislang waren hier 140 Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum untergebracht. Nun werden 80 Plätze für eine kurzfristige Belegung bereitgestellt.
Für alle drei Zweigstellen in Augsburg – auch in Inningen gibt es eine Unterkunft – gilt die Regelung, dass ein Sicherheitsdienst vor Ort ist. Kurtenbach erläutert: „Die Bewohner können das Areal verlassen. Es geht darum, festzustellen, wer auf das Gelände gelangen möchte.“Flüchtlinge in Anker-Zweigstellen werden mit Essen beliefert. Es stehen Speiseräume zu Verfügung.
Die Anker-Zweigstellen in Inningen und Kriegshaber sind schon länger in Betrieb. Es läuft aus Sicht der Polizei weitgehend problemlos. Größere Zwischenfälle seien nicht aktenkundig, sagt Peter Trippmacher, Leiter der Polizeiinspektion Süd. Diese Polizeidienststelle ist für die Berliner Allee zuständig. Trippmacher sagt: „Wenn die Polizei in der Vergangenheit ausgerückt ist, waren es meist Streitigkeiten unter Bewohnern.“Es könne auch passieren, dass einmal wegen eines Ladendiebstahls eine Anzeige erfolge.
Das Ankerzentrum Donauwörth war wiederholt in die Schlagzeilen geraten, weil es unter den Bewohnern Streit gegeben hatte und die Polizei dann stets mit einem Großaufgebot an Beamten vorfuhr.
Foto: Silvio Wyszengrad
Trippmacher sieht für Augsburg keine Sicherheitsbedenken: „Man kann man die beiden Standorte nicht vergleichen.“Auch wenn er die Details aus Donauwörth nicht kenne, spiele dabei sicherlich eine Rolle, „dass hier viele Menschen an einem Ort zusammen waren“.
Regierungspräsident Erwin Lohner teilt diese Einschätzung: „Der Betrieb in Donauwörth läuft seit eineinhalb Jahren. Aus unserer Sicht wurden die Geschehnisse in der Öffentlichkeit teils anders wahrgenommen.“In der Stadt Donauwörth selbst habe es wenig Konfliktpotenzial gegeben.
Die Regierung von Schwaben, die Stadt Augsburg und die Polizei hatten am Montagabend auch über die Einrichtung in der Berliner Allee informiert. Mehr auf Seite 34.