Schwabmünchner Allgemeine

Was tun mit dem Weltkultur­erbe?

Diskussion Der deutsche Unesco-Botschafte­r kommt mit Ideen und Lob zu einer Veranstalt­ung der Grünen nach Augsburg. Nur über die abgedeckte­n Brunnen wundert er sich

- VON STEFANIE SCHOENE

Augsburg hat sich mit seinem Wassersyst­em den Titel Unesco-Welterbe gesichert. Und nun kam auf Einladung der Grünen zum ersten Mal der deutsche Unesco-Botschafte­r aus Paris, Peter Reuss, zu Besuch: Beim Kulturempf­ang der Stadtratsf­raktion sagte der Diplomat: „Ich sehe eine weltoffene Stadt, wenn auch mit geschlosse­nen Brunnen“, erklärte er. Sie werden bislang im Winter abgedeckt. Reuss ermutigte die Augsburger zu einem kreativen, kulturelle­n und politische­n Umgang mit der Auszeichnu­ng. Wenn die Augsburger das Element Wasser, das in vielen Teilen der Welt hart umkämpft ist, auch als Friedensko­mponente begreifen, werde man Augsburgs Stimme in der Welt hören.

Die Diskussion um den Umgang mit dem neuen Status Weltkultur­erbe rollt erst langsam an und auch der internatio­nal renommiert­e Diplo

brachte weder Geld noch fertige Konzepte. Er betonte vielmehr den ideellen Wert des neuen Status: „Die Unesco hat ein Zeichen gesetzt. Von Augsburg kam eben keine Bewerbung für die x-te Kirche, Brücke oder ein anderes Einzeldenk­mal, sondern für ein lebenswich­tiges Ressourcen­system“, erklärte er. Dass die Stadt schon in der frühen Neuzeit die Hälfte der Steuereinn­ahmen gemeinscha­ftlich für

Energiegew­innung und Hygiene einsetzte und nicht nur für die oberen Zehntausen­d, sei ein wichtiges Entscheidu­ngskriteri­um gewesen. Dies spreche für einen frühen „Stadtgeist“, der in kreativen Prozessen lokal, national und internatio­nal für Zusammenha­lt und Nachhaltig­keit wegweisend sein könne. Auch bei verschloss­enen Brunnen.

Aus Sicht der Grünen dürfe der Tourismus-Faktor nicht die kultumat

rellen, ökologisch­en Verpflicht­ungen, die die Auszeichnu­ng mit sich bringe, überdecken, erklärte OBKandidat­in Martina Wild. Der Kulturempf­ang, zu dem die Stadtratsf­raktion Bürger und Kulturinst­itutionen in die Kongressha­lle geladen hatte, sollte einer Debatte dienen, wie Wasser als Teil des Nachhaltig­keitskonze­pts in der Stadt verankert, darüber hinaus auch in der Kultur als Thema und künstleris­che

Metapher verwendet werden kann. „Der Umgang mit Ressourcen spielt hier hinein, aber auch, dass ein Zuviel oder Zuwenig an Wasser Fluchtursa­che sein kann“, erklärt Wild. Mit „Wasser“verbinden die Grünen auch die Allianz „Sicherer Hafen“. Dieser solle sich Augsburg anschließe­n und sich wie andere Städte verpflicht­en, Flüchtling­skontingen­te aus den europäisch­en Mittelmeer­anrainerst­aaten aufzunehme­n. Weitere Lechkanäle in der Altstadt sollten – auch wegen des Stadtklima­s – frei gelegt werden. Ein zentrales Besucherze­ntrum für das Weltkultur­erbe lehnen die Grünen ab. Sie befürworte­n statt dessen dezentrale Informatio­nsstellen, eine könne zusammen mit dem Umweltbild­ungszentru­m im Botanische­n Garten entstehen, in das langfristi­g auch das Naturkunde­museum eingeglied­ert werden solle.

An dem Kulturempf­ang nahmen etwa 90 Interessie­rte teil, darunter der Intendant des Staatsthea­ters.

 ??  ?? Der deutsche Unesco-Botschafte­r Peter Reuss kam zum Kulturempf­ang der Grünen nach Augsburg. Fotos: Annette Zoepf
Der deutsche Unesco-Botschafte­r Peter Reuss kam zum Kulturempf­ang der Grünen nach Augsburg. Fotos: Annette Zoepf
 ??  ?? Ein „geschlosse­ner“Brunnen: der Augustus am Rathauspla­tz.
Ein „geschlosse­ner“Brunnen: der Augustus am Rathauspla­tz.

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