Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg überflügel­t Berlin

Bundesliga Mit dem 4:0-Sieg zieht der FCA in der Tabelle an den Berlinern vorbei. Max glänzt als Kunstschüt­ze und einem Geburtstag­skind ist nicht zum Feiern zumute

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Der letzte Sieg des FC Augsburg gegen die Hertha aus Berlin datiert aus dem Jahr 2014. Am 28. September gewann der FCA 1:0 durch einen verwandelt­en Foulelfmet­er von Paul Verhaegh. Es war die Zeit, als der FCA noch als der Klub ohne Skandale galt, weil Spieler wie Verhaegh im FCA mehr sahen als ein Sprungbret­t. Seitdem hat sich viel verändert. In letzter Zeit herrschte viel Unruhe. Es gibt Spieler, die ihre Wechselwün­sche aggressiv in den Medien anmelden, auch weil der FCA zwar offensiv mit dem Argument um Spieler wirbt, sie für größere Bühnen vorzuberei­ten, sie aber nur ziehen lassen will, wenn die eigenen Transfer-Vorstellun­gen erfüllt sind. Eben weil man auch eigene Ambitionen hat. Zum Beispiel nicht immer bis zum Schluss um den Klassenerh­alt zittern zu müssen.

Dass dies auch in dieser Saison möglich ist, zeigte der FCA gegen die Hertha. Mit einem verdienten 4:0 (2:0)-Erfolg, es war der 50. Sieg in der Bundesliga, überholte man die Berliner nicht nur, sondern setzte sich vor 29 233 Zuschauern mit 13 Punkten als Zwölfter auch ein wenig vom Tabellenke­ller ab. Nach einem verpatzten Start hat der FCA nun aus den letzten fünf Spielen acht Punkte geholt. Die vor einigen Wochen noch so heftige Kritik an Trainer Martin Schmidt ist (vorerst) verstummt, während die Zukunft von Hertha-Trainer Ante Covic immer ungewisser wird. Vier Niederlage­n in Folge passen nicht ins Selbstvers­tändnis der Berliner.

Nationalsp­ieler Niklas Stark sagte: „So zu verlieren, ist schon ein Schlag in die Fresse.“Trainer Covic stellte seine Situation hintenan. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich der Allerletzt­e bin, der an sich denkt. Es geht nur um den Verein, dem ich seit 20 Jahren diene.“Die Frage ist, wie viel Zeit kommt da noch dazu. Hertha-Manager Michael Preetz wollte das Erlebte nach dem Spiel „erst mal sacken lassen“.

FCA-Trainer Martin Schmidt bilanziert­e hingegen zufrieden: „Langsam wird vielleicht aus einem Trendchen ein Trend.“Er war hin und her gerissen: „Es bleibt eng, aber wir haben jetzt mit Paderborn und Hertha zwei wichtige Klassenerh­altsspiele gewonnen. Das ist auch wichtig für den Kopf. Jetzt kommt Köln, und wenn wir da nicht nachlegen, sind wir mittendrin.“Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert der FCA beim Tabellenvo­rletzten.

Schmidt und seine Mannschaft ließen sich auch nicht von der Causa Gregoritsc­h ablenken. Der hatte sich zuletzt lautstark über seine Reserviste­nrolle beklagt und machte deutlich, dass er in der Winterpaus­e unbedingt wegwill. Dafür wurde er vom Verein erst einmal bis Dienstag suspendier­t. Es war nicht nur schlechter Stil, sondern auch schlechtes Timing des österreich­ischen Nationalsp­ielers, denn damit fiel er als erster Nachrücker für den verletzten Alfred Finnbogaso­n aus. FCA-Trainer Martin Schmidt entschied sich für Sergio Cordova, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand. Er war aber nicht der einzige Debütant. Auch Jeffrey Gouweleeuw feierte sein Comeback als Erste-Elf-Akteur in dieser Spielzeit. Der Niederländ­er ersetzte in der Innenverte­idigung Felix Uduokhai, der nach einer Risswunde am Knöchel auf der Bank Platz nahm.

Der FCA begann mit aggressive­m Anlaufen, auch, um den schon verunsiche­rten Gegner aus der Hauptstadt gar nicht in Fahrt kommen zu lassen. Mit Erfolg. Maximilian Mittelstäd­t foulte in der 17. Minute Marco Richter an der Außenlinie, was für den FCA-Spieler Folgen haben sollte. Den fälligen Freistoß schlug Philipp Max mit so viel Effet und Raffinesse Richtung Tor von Rune Jarstein, dass er ohne weitere Berührung zum 1:0 (17.) einschlug. Das 200. Bundesliga­tor war der zweite direkt verwandelt­e Freistoß von Max in Folge. Schon beim 1:0 in Paderborn hatte sich der 26-jährige Linksfuß als Kunstschüt­ze betätigt.

Dem Geburtstag­skind Richter, der am Spieltag 22 Jahre alt wurde, war aber nicht so richtig zum Feiern zumute, musste er doch in der 26. Minute ausgewechs­elt werden. Nach der Partie gab es aber leichte Entwarnung. Er hat „nur“einen großen Bluterguss am linken Oberschenk­el.

Für ihn kam André Hahn. Der war noch gar nicht richtig auf dem Feld, als Hertha-Torhüter Jarstein, von Florian Niederlech­ner bedrängt, den Ball nicht richtig klären konnte. Auch gegen Cordova, der dann zum 2:0 (28.) einschob, kam der 35-Jährige mit gestreckte­r Sohle zu spät. Jarstein sah für sein hartes Einsteigen die Rote Karte. Ein doppelter Nackenschl­ag, von dem sich Hertha nicht mehr erholte. Auch, weil der FCA in der zweiten Hälfte nachlegte. Der zuletzt vier Mal in Folge nicht berücksich­tigte André Hahn – in Paderborn fehlte er wegen einer Verletzung – erhöhte auf 3:0. Auch so kann man seinen Frust bewältigen. Den Schlusspun­kt setzte Florian Niederlech­ner mit dem 4:0. Damit war die Hertha noch gut bedient.

FCA Koubek – Framberger, Gouweleeuw, Jedvaj, Max – R. Khedira, Baier – M. Richter (26. Hahn), Vargas – Niederlech­ner (85. Moravek), Cordova (72. Schieber)

Hertha BSC Jarstein – Klünter, N. Stark, Boyata, Mittelstäd­t – Skjelbred (30. Smarsch), Grujic (70. Maier) – M. Wolf, Darida, Dilrosun (46. Lukebakio) – Selke

Tore 1:0 Max (17.), 2:0 Cordova (27.), 3:0 Hahn (52.), 4:0 Niederlech­ner (79.)

Zuschauer 29 233

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Foto: Ulrich Wagner Sergio Cordova freut sich über seinen vorentsche­idenden Treffer zum 2:0 gegen Berlin.

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