Augsburg überflügelt Berlin
Bundesliga Mit dem 4:0-Sieg zieht der FCA in der Tabelle an den Berlinern vorbei. Max glänzt als Kunstschütze und einem Geburtstagskind ist nicht zum Feiern zumute
Augsburg Der letzte Sieg des FC Augsburg gegen die Hertha aus Berlin datiert aus dem Jahr 2014. Am 28. September gewann der FCA 1:0 durch einen verwandelten Foulelfmeter von Paul Verhaegh. Es war die Zeit, als der FCA noch als der Klub ohne Skandale galt, weil Spieler wie Verhaegh im FCA mehr sahen als ein Sprungbrett. Seitdem hat sich viel verändert. In letzter Zeit herrschte viel Unruhe. Es gibt Spieler, die ihre Wechselwünsche aggressiv in den Medien anmelden, auch weil der FCA zwar offensiv mit dem Argument um Spieler wirbt, sie für größere Bühnen vorzubereiten, sie aber nur ziehen lassen will, wenn die eigenen Transfer-Vorstellungen erfüllt sind. Eben weil man auch eigene Ambitionen hat. Zum Beispiel nicht immer bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern zu müssen.
Dass dies auch in dieser Saison möglich ist, zeigte der FCA gegen die Hertha. Mit einem verdienten 4:0 (2:0)-Erfolg, es war der 50. Sieg in der Bundesliga, überholte man die Berliner nicht nur, sondern setzte sich vor 29 233 Zuschauern mit 13 Punkten als Zwölfter auch ein wenig vom Tabellenkeller ab. Nach einem verpatzten Start hat der FCA nun aus den letzten fünf Spielen acht Punkte geholt. Die vor einigen Wochen noch so heftige Kritik an Trainer Martin Schmidt ist (vorerst) verstummt, während die Zukunft von Hertha-Trainer Ante Covic immer ungewisser wird. Vier Niederlagen in Folge passen nicht ins Selbstverständnis der Berliner.
Nationalspieler Niklas Stark sagte: „So zu verlieren, ist schon ein Schlag in die Fresse.“Trainer Covic stellte seine Situation hintenan. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich der Allerletzte bin, der an sich denkt. Es geht nur um den Verein, dem ich seit 20 Jahren diene.“Die Frage ist, wie viel Zeit kommt da noch dazu. Hertha-Manager Michael Preetz wollte das Erlebte nach dem Spiel „erst mal sacken lassen“.
FCA-Trainer Martin Schmidt bilanzierte hingegen zufrieden: „Langsam wird vielleicht aus einem Trendchen ein Trend.“Er war hin und her gerissen: „Es bleibt eng, aber wir haben jetzt mit Paderborn und Hertha zwei wichtige Klassenerhaltsspiele gewonnen. Das ist auch wichtig für den Kopf. Jetzt kommt Köln, und wenn wir da nicht nachlegen, sind wir mittendrin.“Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert der FCA beim Tabellenvorletzten.
Schmidt und seine Mannschaft ließen sich auch nicht von der Causa Gregoritsch ablenken. Der hatte sich zuletzt lautstark über seine Reservistenrolle beklagt und machte deutlich, dass er in der Winterpause unbedingt wegwill. Dafür wurde er vom Verein erst einmal bis Dienstag suspendiert. Es war nicht nur schlechter Stil, sondern auch schlechtes Timing des österreichischen Nationalspielers, denn damit fiel er als erster Nachrücker für den verletzten Alfred Finnbogason aus. FCA-Trainer Martin Schmidt entschied sich für Sergio Cordova, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand. Er war aber nicht der einzige Debütant. Auch Jeffrey Gouweleeuw feierte sein Comeback als Erste-Elf-Akteur in dieser Spielzeit. Der Niederländer ersetzte in der Innenverteidigung Felix Uduokhai, der nach einer Risswunde am Knöchel auf der Bank Platz nahm.
Der FCA begann mit aggressivem Anlaufen, auch, um den schon verunsicherten Gegner aus der Hauptstadt gar nicht in Fahrt kommen zu lassen. Mit Erfolg. Maximilian Mittelstädt foulte in der 17. Minute Marco Richter an der Außenlinie, was für den FCA-Spieler Folgen haben sollte. Den fälligen Freistoß schlug Philipp Max mit so viel Effet und Raffinesse Richtung Tor von Rune Jarstein, dass er ohne weitere Berührung zum 1:0 (17.) einschlug. Das 200. Bundesligator war der zweite direkt verwandelte Freistoß von Max in Folge. Schon beim 1:0 in Paderborn hatte sich der 26-jährige Linksfuß als Kunstschütze betätigt.
Dem Geburtstagskind Richter, der am Spieltag 22 Jahre alt wurde, war aber nicht so richtig zum Feiern zumute, musste er doch in der 26. Minute ausgewechselt werden. Nach der Partie gab es aber leichte Entwarnung. Er hat „nur“einen großen Bluterguss am linken Oberschenkel.
Für ihn kam André Hahn. Der war noch gar nicht richtig auf dem Feld, als Hertha-Torhüter Jarstein, von Florian Niederlechner bedrängt, den Ball nicht richtig klären konnte. Auch gegen Cordova, der dann zum 2:0 (28.) einschob, kam der 35-Jährige mit gestreckter Sohle zu spät. Jarstein sah für sein hartes Einsteigen die Rote Karte. Ein doppelter Nackenschlag, von dem sich Hertha nicht mehr erholte. Auch, weil der FCA in der zweiten Hälfte nachlegte. Der zuletzt vier Mal in Folge nicht berücksichtigte André Hahn – in Paderborn fehlte er wegen einer Verletzung – erhöhte auf 3:0. Auch so kann man seinen Frust bewältigen. Den Schlusspunkt setzte Florian Niederlechner mit dem 4:0. Damit war die Hertha noch gut bedient.
FCA Koubek – Framberger, Gouweleeuw, Jedvaj, Max – R. Khedira, Baier – M. Richter (26. Hahn), Vargas – Niederlechner (85. Moravek), Cordova (72. Schieber)
Hertha BSC Jarstein – Klünter, N. Stark, Boyata, Mittelstädt – Skjelbred (30. Smarsch), Grujic (70. Maier) – M. Wolf, Darida, Dilrosun (46. Lukebakio) – Selke
Tore 1:0 Max (17.), 2:0 Cordova (27.), 3:0 Hahn (52.), 4:0 Niederlechner (79.)
Zuschauer 29 233