Untermeitingens Straßen sind zu breit
Infrastruktur Viele Änderungen könnten laut einer Verkehrsanalyse für weniger Autos, mehr Fahrräder und einen besseren öffentlichen Nahverkehr sorgen
Untermeitingen Breite, gerade Straßen, keine Ampeln und Tempo 50 – für Autofahrer ist Untermeitingen ein Traum. Sie kommen zügig und bequem voran. Genau das muss sich allerdings ändern, wenn die Zahl der Autos nicht weiter steigen soll: Eine Verkehrsanalyse legt nahe, Radund Fußwege sowie die Buslinie aufzuwerten und Autofahrern die Lust am Fahren zu nehmen.
Dafür sollen die breiten Straßen enger werden und stattdessen die Fuß- und Radwege breiter, rät Sophie Pürckhauer vom Büro Schlothauer und Wauer dem Untermeitinger Gemeinderat. Auch sollten Bäume und eine kurvige Straßenführung die Situation unübersichtlicher für Autofahrer machen. Dadurch würden sie das Tempo drosseln und die Straßen weniger gern benutzen.
Zudem legte Pürckhauer den Gemeinderäten nahe, Verkehrsinseln direkt an die Ortseingänge zu verlegen. Am Schlossberg sei die Insel zu weit im Ortsinneren, deshalb würden hier viele Autofahrer zu schnell in die Gemeinde einfahren. Bei einigen Straßen sollten außerdem Mittelstreifenmarkierungen entfernt und die erlaubte Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden.
Diese Ideen kamen nicht bei allen Anwesenden gut an. Maximilian Osterried (CSU) machte sich nachdrücklich für das Autofahren stark und erntete mit seinem hitzigen Beitrag einige herzliche Lacher im Gemeinderat. „Ich habe mir von dem Verkehrsgutachten etwas anderes erhofft. Fahrbahnverengungen und dergleichen sind für mich keine Lösung“, stellte er klar. Der Verkehr sollte möglichst flüssig laufen, denn die Leute würden nach wie vor Auto fahren und nicht mit dem Rad oder Bus zum Supermarkt kommen. Der Transport schwerer Einkäufe sei schlicht nur mit dem Auto möglich, meinte er.
Ganz anderer Ansicht waren freilich die Grünen: Marianne Grönninger sagte, dass der Verkehrswandel sehr schnell komme und entsprechende Schritte in der Straßenplanung wichtig seien. Ihr Kollege Peter Daake ergänzte, dass die meisten Einkäufer nur Kleinigkeiten an die Kasse brächten, die sie ohne Probleme in einer Tasche mit sich tragen könnten.
Gegen Lastwagenverkehr im Ort könnten kurzfristig Absprachen vor allem mit den Kiesabbau- und Transportunternehmen helfen, sagte Pürckhauer. Auf lange Sicht könne sie sich Gewichtsbeschränkungen und Lastwagenverbote auf manchen Straßen vorstellen. Bürgermeister Simon Schropp (CSU) merkte an, dass solche Maßnahmen aus rechtlichen Gründen nur sehr schwer umzusetzen seien. Als dritte und teuerste Möglichkeit nannte Pürckhauer Umgehungsstraßen, um möglichst viele Lastwagen aus dem Ort fernzuhalten.
An einem normalen Werktag fahren nach Pürckhauers Angaben rund 7000 Autos und 270 Lastwagen auf der Lechfelder Straße zwischen Untermeitingen und Klosterlechfeld. Die Zahlen stammen von 2017. Bis 2030 würden es 10 500 Autos und 410 Lastwagen sein, wenn niemand gegensteuere. Eine ähnliche Entwicklung gebe es auf allen untersuchten Straßen im Lechfeld. Eine Umgehungsstraße, wie sie bereits ausgiebig diskutiert wurde, würde die Situation innerorts kaum verbessern, rechnete Pürckhauer vor. Diese Maßnahme würde nur dafür sorgen, dass 2030 so viel Verkehr fließt wie zum Zeitpunkt der Erhebung 2017. Dieses Ergebnis müsse allerdings mit viel Geld und Flächenverbrauch erkauft werden.
Neben Maßnahmen gegen den zunehmenden Auto- und Lastwagenverkehr sprach Pürckhauer auch über alternative Verkehrsmittel. Ein gutes Angebot für Car- und Bikesharing könnte in ihren Augen die Straßen ebenfalls entlasten, außerdem müsse eine bessere Infrastruktur für Fahrradfahrer geschaffen werden. Einige der Radwege in Untermeitingen endeten derzeit unvermittelt. An der Lechfelder Straße sprach sie sich für mehr Sicherheit gegen Zweirichtungsradwege auf beiden Straßenseiten aus: Autofahrer, die die zahlreichen Ein- und Ausfahrten nutzen, rechneten oft nicht mit Radlern aus beiden Richtungen, wenn sie den Radweg überqueren.
Schließlich müsse auch die Buslinie 712 attraktiver werden. Eine höhere Taktung und eine Haltestelle direkt am Bahnhof Klosterlechfeld mache das Busfahren attraktiver. Für Pendler, die momentan aus Zeitgründen mit dem Auto zum Bahnhof in Kaufering fahren, müsse der öffentliche Nahverkehr die schnellere Option sein, forderte Bernd Früchtl (SPD/FDP). Manfred Salz (CSU) kritisierte: „Müssen wir dem AVV alles sagen – da müsste er doch selber draufkommen.“
Der Gemeinderat entschied sich mit einer Gegenstimme von Osterried dafür, sich an den Ergebnissen der Verkehrsanalyse zu orientieren. Konkrete Maßnahmen werde der Gemeinderat in den nächsten Sitzungen ausarbeiten, sagte Bürgermeister Schropp. Die Analyse des Verkehrs im Lechfeld kostete etwa 50 000 Euro, von denen die Hälfte der Freistaat übernimmt. Untermeitingen zahlt rund 8000 Euro, auch Graben, Klosterlechfeld und Obermeitingen sind am Projekt beteiligt.
Car- und Bikesharing können Straßen entlasten