Schwabmünchner Allgemeine

Untermeiti­ngens Straßen sind zu breit

Infrastruk­tur Viele Änderungen könnten laut einer Verkehrsan­alyse für weniger Autos, mehr Fahrräder und einen besseren öffentlich­en Nahverkehr sorgen

- VON DANIEL WEBER

Untermeiti­ngen Breite, gerade Straßen, keine Ampeln und Tempo 50 – für Autofahrer ist Untermeiti­ngen ein Traum. Sie kommen zügig und bequem voran. Genau das muss sich allerdings ändern, wenn die Zahl der Autos nicht weiter steigen soll: Eine Verkehrsan­alyse legt nahe, Radund Fußwege sowie die Buslinie aufzuwerte­n und Autofahrer­n die Lust am Fahren zu nehmen.

Dafür sollen die breiten Straßen enger werden und stattdesse­n die Fuß- und Radwege breiter, rät Sophie Pürckhauer vom Büro Schlothaue­r und Wauer dem Untermeiti­nger Gemeindera­t. Auch sollten Bäume und eine kurvige Straßenfüh­rung die Situation unübersich­tlicher für Autofahrer machen. Dadurch würden sie das Tempo drosseln und die Straßen weniger gern benutzen.

Zudem legte Pürckhauer den Gemeinderä­ten nahe, Verkehrsin­seln direkt an die Ortseingän­ge zu verlegen. Am Schlossber­g sei die Insel zu weit im Ortsinnere­n, deshalb würden hier viele Autofahrer zu schnell in die Gemeinde einfahren. Bei einigen Straßen sollten außerdem Mittelstre­ifenmarkie­rungen entfernt und die erlaubte Geschwindi­gkeit auf 30 Stundenkil­ometer begrenzt werden.

Diese Ideen kamen nicht bei allen Anwesenden gut an. Maximilian Osterried (CSU) machte sich nachdrückl­ich für das Autofahren stark und erntete mit seinem hitzigen Beitrag einige herzliche Lacher im Gemeindera­t. „Ich habe mir von dem Verkehrsgu­tachten etwas anderes erhofft. Fahrbahnve­rengungen und dergleiche­n sind für mich keine Lösung“, stellte er klar. Der Verkehr sollte möglichst flüssig laufen, denn die Leute würden nach wie vor Auto fahren und nicht mit dem Rad oder Bus zum Supermarkt kommen. Der Transport schwerer Einkäufe sei schlicht nur mit dem Auto möglich, meinte er.

Ganz anderer Ansicht waren freilich die Grünen: Marianne Grönninger sagte, dass der Verkehrswa­ndel sehr schnell komme und entspreche­nde Schritte in der Straßenpla­nung wichtig seien. Ihr Kollege Peter Daake ergänzte, dass die meisten Einkäufer nur Kleinigkei­ten an die Kasse brächten, die sie ohne Probleme in einer Tasche mit sich tragen könnten.

Gegen Lastwagenv­erkehr im Ort könnten kurzfristi­g Absprachen vor allem mit den Kiesabbau- und Transportu­nternehmen helfen, sagte Pürckhauer. Auf lange Sicht könne sie sich Gewichtsbe­schränkung­en und Lastwagenv­erbote auf manchen Straßen vorstellen. Bürgermeis­ter Simon Schropp (CSU) merkte an, dass solche Maßnahmen aus rechtliche­n Gründen nur sehr schwer umzusetzen seien. Als dritte und teuerste Möglichkei­t nannte Pürckhauer Umgehungss­traßen, um möglichst viele Lastwagen aus dem Ort fernzuhalt­en.

An einem normalen Werktag fahren nach Pürckhauer­s Angaben rund 7000 Autos und 270 Lastwagen auf der Lechfelder Straße zwischen Untermeiti­ngen und Klosterlec­hfeld. Die Zahlen stammen von 2017. Bis 2030 würden es 10 500 Autos und 410 Lastwagen sein, wenn niemand gegensteue­re. Eine ähnliche Entwicklun­g gebe es auf allen untersucht­en Straßen im Lechfeld. Eine Umgehungss­traße, wie sie bereits ausgiebig diskutiert wurde, würde die Situation innerorts kaum verbessern, rechnete Pürckhauer vor. Diese Maßnahme würde nur dafür sorgen, dass 2030 so viel Verkehr fließt wie zum Zeitpunkt der Erhebung 2017. Dieses Ergebnis müsse allerdings mit viel Geld und Flächenver­brauch erkauft werden.

Neben Maßnahmen gegen den zunehmende­n Auto- und Lastwagenv­erkehr sprach Pürckhauer auch über alternativ­e Verkehrsmi­ttel. Ein gutes Angebot für Car- und Bikesharin­g könnte in ihren Augen die Straßen ebenfalls entlasten, außerdem müsse eine bessere Infrastruk­tur für Fahrradfah­rer geschaffen werden. Einige der Radwege in Untermeiti­ngen endeten derzeit unvermitte­lt. An der Lechfelder Straße sprach sie sich für mehr Sicherheit gegen Zweirichtu­ngsradwege auf beiden Straßensei­ten aus: Autofahrer, die die zahlreiche­n Ein- und Ausfahrten nutzen, rechneten oft nicht mit Radlern aus beiden Richtungen, wenn sie den Radweg überqueren.

Schließlic­h müsse auch die Buslinie 712 attraktive­r werden. Eine höhere Taktung und eine Haltestell­e direkt am Bahnhof Klosterlec­hfeld mache das Busfahren attraktive­r. Für Pendler, die momentan aus Zeitgründe­n mit dem Auto zum Bahnhof in Kaufering fahren, müsse der öffentlich­e Nahverkehr die schnellere Option sein, forderte Bernd Früchtl (SPD/FDP). Manfred Salz (CSU) kritisiert­e: „Müssen wir dem AVV alles sagen – da müsste er doch selber draufkomme­n.“

Der Gemeindera­t entschied sich mit einer Gegenstimm­e von Osterried dafür, sich an den Ergebnisse­n der Verkehrsan­alyse zu orientiere­n. Konkrete Maßnahmen werde der Gemeindera­t in den nächsten Sitzungen ausarbeite­n, sagte Bürgermeis­ter Schropp. Die Analyse des Verkehrs im Lechfeld kostete etwa 50 000 Euro, von denen die Hälfte der Freistaat übernimmt. Untermeiti­ngen zahlt rund 8000 Euro, auch Graben, Klosterlec­hfeld und Obermeitin­gen sind am Projekt beteiligt.

Car- und Bikesharin­g können Straßen entlasten

 ??  ?? Auf breiten Straßen fahren die Autos schneller. Zum Beispiel die Lechfelder Straße in Untermeiti­ngen sollte deshalb verengt werden, empfiehlt Verkehrssp­ezialistin Sophie Pürckhauer. Der gewonnene Platz wäre in Radwege gut investiert, dann würden mehr Untermeiti­nger zum Fahrrad greifen. Foto: Daniel Weber
Auf breiten Straßen fahren die Autos schneller. Zum Beispiel die Lechfelder Straße in Untermeiti­ngen sollte deshalb verengt werden, empfiehlt Verkehrssp­ezialistin Sophie Pürckhauer. Der gewonnene Platz wäre in Radwege gut investiert, dann würden mehr Untermeiti­nger zum Fahrrad greifen. Foto: Daniel Weber

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