Einwohnerzahl steigt weiter rasch an
Vorausberechnung Nach der neuesten Erhebung soll der Landkreis in knapp zehn Jahren um eine Stadt von der Größe Gersthofens wachsen. Ein Experte erklärt, wer kommt und was das für Folgen hat
Landkreis Augsburg Die Einwohnerzahl im Landkreis Augsburg wächst in den kommenden Jahren schneller als bislang angenommen. Davon geht die neue Analyse des Instituts „Sags“im Auftrag des Landratsamtes aus. Die Bevölkerungsvorausberechnung erwartet bis zum Jahr 2028 für das Augsburger Land 276 300 Einwohner. Aktuell liegt die Einwohnerzahl in den 46 Städten und Gemeinden bei über 253 000.
Die Vorausberechnung beruht auf Geburten-, Sterbefällen und Zuzugszahlen sowie Einschätzungen in den örtlichen Rathäusern. Sie ist für das Augsburger Land deutlich optimistischer als eine etwas ältere Einschätzung des statistischen Landesamtes. Diese geht für das Jahr 2028 von 262 000 Einwohnern aus.
Vor Bürgermeistern aus dem Landkreis erläuterte Jugendhilfeplaner Günter Katheder-Göllner die neue Berechnung. Hier die wichtigsten Punkte.
● Zuwachs 23 000 Einwohner mehr in knapp zehn Jahren – das entspricht einer Stadt von der Größe Gersthofens. In Prozenten ausgedrückt soll die Einwohnerzahl um acht bis zehn Prozent steigen.
● Ursachen Seit einigen Jahren kommen wieder mehr Kinder zur Welt, mehr als 2300 sind es pro Jahr. Dennoch liegt die Zahl der Geburten nach wie vor unter der der Sterbefälle. Das Bevölkerungswachstum resultiert also aus Zuzügen. Hier erwarten die Planer einen „Netto-Zuzug“von 2500 Menschen im Jahr. Katheder-Göllner: „Das ist eine Menge Holz.“Eine der Hauptursachen sei der Siedlungsdruck aus Augsburg.
● Kinder In zehn Jahren soll die Zahl der Kinder im Krippen-, Kindergarten- und Grundschulalter bei fast 29 000 liegen, das sind noch einmal fast 5000 mehr als derzeit. Für die Städte und Gemeinden bedeutet das, sie müssen noch einmal tausende Plätze für die Betreuung des Nachwuchses schaffen.
● Wer gewinnt Für die einzelnen Städte und Gemeinden legte Katheder-Göllner gestern keine Zahlen vor. Er sagte aber, dass das Wachstum ungleich verteilt sei. In den vergangenen Jahren wuchsen vor allem die Kommunen an den Verkehrsachsen sowie in der Nähe von Augsburg rasch.
● Senioren Die Zahl der über 65-Jährigen steigt um mehr als ein Viertel (27 Prozent) auf fast 66 000. Fast jeder vierte Landkreisbewohner ist demnach 2028 im Rentenalter.
● Arbeitsmarkt Wegen der alternden Gesellschaft profitiert der Arbeitsmarkt kaum von den Zuzügen. Mit knapp 160 000 zwischen 18 und 65 bleibt die Menge der erwerbsfähigen Menschen in etwa gleich. Das sei zwar kein Zuwachs, so Katheder-Göllner, aber dennoch besser als zum Beispiel die Erwartungen für den Nachbarlandkreis Dillingen. Dort wird mit einer spürbaren Abnahme der Menschen im arbeitsfähigen Alter um rund 7000 gerechnet.
● Migranten An den Grundschulen im Kreis zeigt sich der Trend bereits deutlich. Innerhalb von fünf Jahren ist der Anteil nicht deutscher Kinder von vier auf neun Prozent gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. Von den gut 18 000 Menschen, die jedes Jahr in den Landkreis ziehen (gleichzeitig ziehen um die 16 000 wieder weg), sind heute schon um die 40 Prozent Ausländer. Laut Katheder-Göllner sind es vor allem Nicht-Deutsche, die in den vergangenen Jahren die Gruppe der Menschen im erwerbsfähigen Alter verstärkt haben. In Zahlen nachweisen lässt sich, dass Zahl und Anteil ausländischer Menschen an den Belegschaften der Firmen im Kreis merklich gestiegen sind. Auf diese Entwicklung müssten sich die Unternehmen einstellen, so KathederGöllner, der auch das Bildungsbüro im Landkreis leitet. Dieses betreut und entwickelt unter anderem Bildungsprojekte für Zuwanderer. Angesichts der in der Bevölkerungsvorausberechnung skizzierten Entwicklung werde deutlich, dass man auch in Zukunft auf frühkindliche Integration in den Kindertagesstätten und Bildungsangebote zur Integration von Zuwanderern setzen müsse. Kommentar