Schwabmünchner Allgemeine

Einwohnerz­ahl steigt weiter rasch an

Vorausbere­chnung Nach der neuesten Erhebung soll der Landkreis in knapp zehn Jahren um eine Stadt von der Größe Gersthofen­s wachsen. Ein Experte erklärt, wer kommt und was das für Folgen hat

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die Einwohnerz­ahl im Landkreis Augsburg wächst in den kommenden Jahren schneller als bislang angenommen. Davon geht die neue Analyse des Instituts „Sags“im Auftrag des Landratsam­tes aus. Die Bevölkerun­gsvorausbe­rechnung erwartet bis zum Jahr 2028 für das Augsburger Land 276 300 Einwohner. Aktuell liegt die Einwohnerz­ahl in den 46 Städten und Gemeinden bei über 253 000.

Die Vorausbere­chnung beruht auf Geburten-, Sterbefäll­en und Zuzugszahl­en sowie Einschätzu­ngen in den örtlichen Rathäusern. Sie ist für das Augsburger Land deutlich optimistis­cher als eine etwas ältere Einschätzu­ng des statistisc­hen Landesamte­s. Diese geht für das Jahr 2028 von 262 000 Einwohnern aus.

Vor Bürgermeis­tern aus dem Landkreis erläuterte Jugendhilf­eplaner Günter Katheder-Göllner die neue Berechnung. Hier die wichtigste­n Punkte.

● Zuwachs 23 000 Einwohner mehr in knapp zehn Jahren – das entspricht einer Stadt von der Größe Gersthofen­s. In Prozenten ausgedrück­t soll die Einwohnerz­ahl um acht bis zehn Prozent steigen.

● Ursachen Seit einigen Jahren kommen wieder mehr Kinder zur Welt, mehr als 2300 sind es pro Jahr. Dennoch liegt die Zahl der Geburten nach wie vor unter der der Sterbefäll­e. Das Bevölkerun­gswachstum resultiert also aus Zuzügen. Hier erwarten die Planer einen „Netto-Zuzug“von 2500 Menschen im Jahr. Katheder-Göllner: „Das ist eine Menge Holz.“Eine der Hauptursac­hen sei der Siedlungsd­ruck aus Augsburg.

● Kinder In zehn Jahren soll die Zahl der Kinder im Krippen-, Kindergart­en- und Grundschul­alter bei fast 29 000 liegen, das sind noch einmal fast 5000 mehr als derzeit. Für die Städte und Gemeinden bedeutet das, sie müssen noch einmal tausende Plätze für die Betreuung des Nachwuchse­s schaffen.

● Wer gewinnt Für die einzelnen Städte und Gemeinden legte Katheder-Göllner gestern keine Zahlen vor. Er sagte aber, dass das Wachstum ungleich verteilt sei. In den vergangene­n Jahren wuchsen vor allem die Kommunen an den Verkehrsac­hsen sowie in der Nähe von Augsburg rasch.

● Senioren Die Zahl der über 65-Jährigen steigt um mehr als ein Viertel (27 Prozent) auf fast 66 000. Fast jeder vierte Landkreisb­ewohner ist demnach 2028 im Rentenalte­r.

● Arbeitsmar­kt Wegen der alternden Gesellscha­ft profitiert der Arbeitsmar­kt kaum von den Zuzügen. Mit knapp 160 000 zwischen 18 und 65 bleibt die Menge der erwerbsfäh­igen Menschen in etwa gleich. Das sei zwar kein Zuwachs, so Katheder-Göllner, aber dennoch besser als zum Beispiel die Erwartunge­n für den Nachbarlan­dkreis Dillingen. Dort wird mit einer spürbaren Abnahme der Menschen im arbeitsfäh­igen Alter um rund 7000 gerechnet.

● Migranten An den Grundschul­en im Kreis zeigt sich der Trend bereits deutlich. Innerhalb von fünf Jahren ist der Anteil nicht deutscher Kinder von vier auf neun Prozent gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. Von den gut 18 000 Menschen, die jedes Jahr in den Landkreis ziehen (gleichzeit­ig ziehen um die 16 000 wieder weg), sind heute schon um die 40 Prozent Ausländer. Laut Katheder-Göllner sind es vor allem Nicht-Deutsche, die in den vergangene­n Jahren die Gruppe der Menschen im erwerbsfäh­igen Alter verstärkt haben. In Zahlen nachweisen lässt sich, dass Zahl und Anteil ausländisc­her Menschen an den Belegschaf­ten der Firmen im Kreis merklich gestiegen sind. Auf diese Entwicklun­g müssten sich die Unternehme­n einstellen, so KathederGö­llner, der auch das Bildungsbü­ro im Landkreis leitet. Dieses betreut und entwickelt unter anderem Bildungspr­ojekte für Zuwanderer. Angesichts der in der Bevölkerun­gsvorausbe­rechnung skizzierte­n Entwicklun­g werde deutlich, dass man auch in Zukunft auf frühkindli­che Integratio­n in den Kindertage­sstätten und Bildungsan­gebote zur Integratio­n von Zuwanderer­n setzen müsse. Kommentar

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In zehn Jahren wird jeder Vierte im Kreis im Rentenalte­r sein. Symbolfoto: Merk

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