Mein Kind nimmt es mit fremdem Eigentum nicht so genau
Der fremde Radiergummi ist nur aus Versehen hineingerutscht in den Schulranzen. Und den Kreisel hat es auf der Straße gefunden, echt! Also abhaken und nicht weiter darüber nachdenken. Aber was ist, wenn da immer wieder fremde Radiergummis auftauchen, sich vielleicht auch etwas Wertvolleres findet, am Ende sogar Geld? Wie soll man damit umgehen, wenn das Kind gestohlen hat?
Kinder müssen erst einmal lernen zu akzeptieren, dass andere mehr oder etwas Besonderes besitzen. Manche akzeptieren Grenzen, andere nicht, zu denen hat mein Sohn gehört. Ich glaube, er war zwei Jahre alt, vielleicht etwas älter, da hat er die Säckchen im Adventskalender geleert. Jahrelang hat er Süßigkeiten gemopst und die leeren Papiere hinter dem Schrank versteckt, bis ich die irgendwann dort entdeckt habe. Der Gipfel war, als er seiner Großmutter Geld aus dem Portemonnaie genommen hat. Was mich dann fast ohnmächtig vor Wut hat werden lassen, dass mein Sohn, obwohl er ertappt wurde, die Tat auch erst einmal noch geleugnet hat. Ich glaube letztendlich, dass es für Kinder, die eine solche Charaktereinstellung haben, ein ganz langer Prozess ist, zu der Balance zu gelangen, dass wir einerseits die Dinge wertschätzen, die wir haben, und andererseits Respekt gegenüber dem Eigentum anderer zeigen. Da muss man auch immer wieder reden. Kein Thema übrigens, über das Eltern untereinander gerne sprechen. Theresa, Erzieherin, eine Tochter (15) und ein Sohn (18)
Mein Sohn liebt alles, was glitzert und blinkt. Bei Freunden hat er das goldene Kommunionkreuz der Tochter aus deren Zimmer gestohlen. Zu Hause hat er mir erzählt, er habe es in der Hecke gefunden und dürfe es nun behalten. Das habe ich natürlich nicht geglaubt. Also habe ich meine Freunde angerufen… Wir haben nicht sehr geschimpft, ihm aber deutlich zu verstehen gegeben: Du musst jetzt das Richtige tun. Wir haben darauf bestanden, dass unser Sohn das Kreuz selbst zurückgibt. Er hat sich so schrecklich geschämt. Das war nicht nur für einen Sechsjährigen ein harter Gang. Und ich weiß auch nicht mehr, wer mehr geweint hat. Ich, weil ich genau wusste, wie mein Kleiner sich fühlt? Oder er, weil er da hin musste? Als er sich entschuldigt hatte, war das Thema abgehakt. Wir haben nicht mehr darüber geredet. Und wir glauben, es wird auch nicht mehr vorkommen. Christina, Hausfrau, zwei Söhne (7 und 9) und eine Tochter (11)
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