Bremsschläuche porös, aber TÜV bestanden
Wie eine Autokäuferin vier Männer vor Gericht bringt und was diese jetzt zahlen müssen
Der Auto-TÜV, wie die Hauptuntersuchung (HU) nach Paragraf 29 der Straßenverkehrszulassungsordnung im Volksmund genannt wird, ist für die meisten PkwBesitzer eine lästige Angelegenheit. Und bei Mängeln kann der TÜV, oder genauer: die nötigen Reparatur, recht teuer werden. Kein Wunder, wenn da immer mal wieder versucht wird, zu tricksen. Vier Männer, darunter ein Prüfingenieur, saßen jetzt vor Strafrichterin Ulrike Ebel-Scheufele auf der Anklagebank, weil sie ein gebrauchtes Auto als „mängelfrei“samt Prüfplakette verkauften, obwohl die Bremsschläuche porös und die Federn verrostet waren. Ein fünfter Angeklagter, ein Werkstattbesitzer, soll außerdem in 22 Fällen die Abgasuntersuchung manipuliert haben – ein Vorwurf der „Fälschung technischer Aufzeichnungen“.
Eine 31-jährige Kundin hatte bei einem Gebrauchtwagenhändler einen alten Ford Focus für 900 Euro gekauft, der mit einer nagelneuen HU-Plakette versehen war. Bei einer ersten Fahrt merkte sie jedoch, dass der Wagen „quietschte“und offenbar Mängel aufwies. Der Kauf wurde rückgängig gemacht, die Polizei wurde eingeschaltet. Die Ermittler stellten fest, dass ein Ingenieur, 59, einer Prüforganisation dem Ford Focus trotz der gravierenden Mängel ein positives Prüfzeugnis ausgestellt hatte. Staatsanwältin Yvonne Möller klagte die vier Männer daraufhin des Betrugs an. Nach einem Gespräch hinter verschlossenen Türen zwischen Gericht, Anklage und den Verteidigern wurde das Verfahren wegen „geringer Schuld“gegen Geldauflage eingestellt. Alle vier müssen je 500 Euro an den Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) bezahlen.
Im Rahmen der Ermittlungen hatte die Kriminalpolizei auch Manipulationen bei der Abgasuntersuchung in der Werkstatt des fünften Angeklagten entdeckt. Von 350 überprüften Fällen hatten 22 Autos die Abgasprüfung bestanden, obwohl die Werte schlechter als vorgeschrieben waren. Der Inhaber der kleinen Werkstatt (Verteidiger: Gerd Müssig) behauptete, nicht er, sondern seine Mitarbeiter hätten die Manipulationen vorgenommen: „Ich hatte so viel Arbeit, da haben meine Leute die Untersuchungen gemacht.“Er habe einfach nicht aufgepasst. Dass in der kleinen Werkstatt auffällig viele Abgasuntersuchungen über die Bühne gingen, war auch einem Kontrolleur der Kfz-Innung Schwaben aufgefallen. Mit rund 1400 Untersuchungen im Jahr, so der Prüfer, komme der kleine Betrieb an die Zahl einer großen Autoniederlassung mit 60 Mitarbeitern heran. Die Innung hat der Werkstatt in Augsburg-Lechhausen inzwischen die Zulassung zur AUPrüfung entzogen.
Der Innungs-Mitarbeiter nannte die Manipulationen „schönprüfen“, indem man Daten des Messgerätes manipuliert habe. Der Prozess gegen den Werkstattinhaber wird am 28. Februar fortgesetzt. Dann will das Gericht die Mitarbeiter der Werkstatt als Zeugen vernehmen.