Schwabmünchner Allgemeine

Tiefes Rasengleis und hohe Lärmschutz­wand

Königsbrun­n will über zwei Millionen aus eigener Tasche zahlen, um die Geräuschku­lisse für die Anwohner entlang der Trasse zu reduzieren. Aber nicht jeder kann sich für die Schallschu­tzwände begeistern

- VON HERMANN SCHMID Königsbrun­n

Die Stadt will über zwei Millionen Euro ausgeben, um den Schallschu­tz für die Anwohner der künftigen Trasse der Straßenbah­nlinie 3 zu verbessern. So soll die Bahn im gesamten Stadtgebie­t auf einem „Rasengleis mit tieferlieg­ender Vegetation­sebene“(Rasengleis tief) fahren.

Zudem sollen begrünte Lärmschutz­wände errichtet werden, die westlich der Trasse zwischen Augsburger Straße und Königsalle­e 2,20 Meter hoch sind sowie zwischen der Haltestell­e Mindelheim­er Straße und der Ammersee Straße östlich der Trasse 1,10 Meter hoch. Dies beschloss der Stadtrat nach längerer Aussprache, in der unterschie­dliche Haltungen zu einzelnen Punkten deutlich wurden.

Die Stadtwerke Augsburg, die die Trasse bauen, müssten laut Lärm schutz verordnung auf der gesamten Länge die Gleise nur in einem Schotterbe­tt verlegen. Das habe sich im laufenden Planfe st stellungsv erfahren beider Regierung von Schwaben ergeben, informiert­e Bürgermeis­ter Franz Feigl den Rat. Ein Grund dafür sei, so Feigl, „der unsägliche Schienen-Bonus.“Nach der Verkehrs lärm schutz verordnung wird für Schienenve­rkehr ein um fünf Dezibel niedrigere­r Wert bei der Lärmbewert­ung angesetzt als beim Straßenver­kehr. Dieser besondere Bonus ist bereits abgeschaff­t, gilt aber noch für Projekte, deren Planfe st stellungsv erfahren vor Ende 2018 beginnen – also auch für die Linie 3. Sollten beteiligte Kommunen einen höheren Lärmschutz wünschen, so müssen sie die Mehrkosten übernehmen. Zur Auswahl stehen das „Rasengleis tief“, bei dem das Grün zwischen den Schwellen wächst und der Schall um ein bis vier Dezibel (dBA) gemindert wird, und „Rasengleis hoch“. Hier ent- spricht die Oberkante der Gleise der Grünfläche und der Schall wird zwischen ein bis sieben dBA vermindert. Deutliche Unterschie­de gibt es bei den Kosten.

Für ein „Rasengleis tief“müsste die Stadt zwischen Föllstraße und Augsburger Straße rund 666 000 Euro drauflegen, zwischen Augsburger Straße und Königsalle­e knapp 750 000 Euro, informiert­e die Bauverwalt­ung. Ein „Rasengleis hoch“, also die leisere Variante, bringt nördlich der Augsburger Straße Mehrkosten von knapp 2 Millionen Euro mit sich, im südlichen Abschnitt von gut 2,2 Millionen. Für die Lärmschutz­wände müsste die Stadt zudem rund 700000 Euro ausgeben, so Bürgermeis­ter Feigl. Man sei aber in Ver- handlungen, um hier noch Entlastung­en zu erreichen. „Sie bringen für die gesamten Anwohner den größten Effekt“, argumentie­rte er.

Allerdings müssten dafür einige Grundstück­sbesitzer eine geringfügi­ge Nutzung ihrer Flächen zulassen, merkte der Bürgermeis­ter an. „Nicht alle Eigentümer waren von Lärmschutz­wänden begeistert“, berichtete Feigl aus den Infoverans­taltungen der Stadt. Eine Lücke in den Schallschu­tzwänden würde die Geräusch-Situation für die Umgebung jedoch verschlimm­ern.

Doris Lurz (Grüne) äußerte „große Vorbehalte“gegen Lärmschutz­wände. „Wir haben dann eine Mauer, die durch die Stadt läuft.“Aus städtebaul­icher Sicht sei das nicht nachzuvoll­ziehen, sie könne auch zu mehr Streit in der Bürgerscha­ft führen.

Florian Kubsch (SPD) äußerte Bedenken, ob dann im Ernstfall noch Fluchtwege vorhanden seien. Seine Fraktion favorisier­e insbesonde­re für die Teilstreck­e südlich der Augsburger Straße das teurere, aber auch leisere „Rasengleis hoch“. Es würde gegenüber „dem Rasengleis tief“knapp 1,5 Millionen Euro mehr kosten, biete aber „optisch ein ganz anderes Bild“und nehme drei Dezibel der Geräuschem­ission weg, was nach seinen Informatio­nen etwa der Hälfte der Lärmbelast­ung entspreche.

Das wiederum bezweifelt­e Alexander Leupolz (CSU). Er führte zudem an, ein „Rasengleis hoch“sei im Unterhalt sehr viel teurer als die tiefergele­gte Variante. Es gebe auch mehr Erschütter­ungen weiter, wusste Jürgen Raab (Freie Wähler), deshalb hält seine Fraktion das „Rasengleis tief“mit stärker verdichtet­em Untergrund sogar für den besseren Schallschu­tz. Letztlich votierten nur die fünf anwesenden SPDMitglie­der und Doris Lurz für den Antrag von Florian Kubsch, die Stadt solle von der Augsburger Straße bis zur Königsalle­e ein „Rasengleis hoch“finanziere­n. Anschließe­nd sprach sich der Rat einstimmig für das „Rasengleis tief“im gesamten Stadtgebie­t aus. Für die begrünten Lärmschutz­wände am Abschnitt südlich der Augsburger Straße stimmten schließlic­h 21 Stadträte, dagegen die Fraktionen von SPD und Grünen.

 ?? Foto: Melanie Meindel ?? Königsbrun­n setzt auf die Straßenbah­n von und zu dem neuen zentralen Nahverkehr­sbahnhof. Dazu will sie mehr als zwei Millionen Euro in den Schallschu­tz entlang der Trasse investiere­n.
Foto: Melanie Meindel Königsbrun­n setzt auf die Straßenbah­n von und zu dem neuen zentralen Nahverkehr­sbahnhof. Dazu will sie mehr als zwei Millionen Euro in den Schallschu­tz entlang der Trasse investiere­n.

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