Deutsche und Kurden feiern gemeinsam Neujahr
Geflüchtete, Helfer und Freunde tanzen zur Feier des Frühlings. Doch ungetrübt ist die Stimmung nicht bei allen
Mehrere hundert kurdische Flüchtlinge und deutsche Freunde waren es am Ende, die gemeinsam in Königsbrunn das kurdische Neujahrsfest Nevroz gefeiert haben. In den Räumen des katholischen Pfarrzentrums „Zur göttlichen Vorsehung“hatte eine Gruppe junger kurdischer Männer aus Königsbrunn und Bobingen ausgehend von Mohammad Sulaiman dieses bedeutsame traditionelle kurdische Fest von langer Hand über mehrere Monate vorbereitet.
Von Neusäß und Leitershofen, aus der Hammerschmiede und über den Lech aus Mering waren Freunde gekommen, meist im Großfamilienverband. Der Saal war festlich geschmückt, die Tische mit weißen Stoffläufern, Kerzen, Zierrat und Tulpen gedeckt.
Auch die Anwesenden waren in festliche Gewändern gekleidet. Viele Frauen trugen stolz bunte Kleider mit passendem Kopfschmuck (Kiras û Xivtan) und die Männer im traditionellen Anzug (Sal u Sapik). Ein großes reichhaltiges Essensbuffet mit typischen Speisen, eine Musikgruppe mit kurdischem Gesang zu dem in langen Ketten getanzt wurde, machte das Fest komplett. Für die deutschen Gäste schien alles wie im Märchen aus 1001 Nacht. Auf persönliche Einladung waren einige Ehrenamtliche, die ihnen nach der Ankunft geholfen hatten, gekommen. Angelika Kirschke sagte: „Es ist ein in vielerlei Hinsicht bewegender Abend.“Vor allem das über Stunden fröhliche anhaltende Tanzen in langen Reihen verblüffte und animierte zugleich. Und man hatte als Deutscher auch nicht wirklich die Chance sitzenzubleiben. Frauen, Männer, Kinder und ältere Personen gemischt, selbst das Baby auf dem Arm wurde schunkelnd mitgenommen.
Doch ganz ungetrübt war die Freude über das gemeinsame Fest nicht. Manch einer blieb aufgrund des Krieges und der türkischen militärischen Aktionen rund um das Kurdengebiet in Afrin dem Fest fern. Andere wiederum freuten sich, dass dieses wichtige kurdische Fest gerade in diesem Jahr hier stattfand. Resan Rusho kam mit seinen beiden älteren Töchtern: „Die Beiden haben sich so sehr gefreut und einen Tanz mit den anderen Mädchen eingeübt, ich hätte nicht zuhause bleiben können.“Die Sorge um Angehörige in der umkämpften Region betrifft aber auch seine Familie: „Meine Frau hat nicht kommen wollen, weil sie in großem Kummer um ihren Bruder mit Familie, der direkt in Afrin unter diesen Umständen lebt.“