Innenstadt Händler fordern ein Parkleitsystem
Der Vorstoß der Grünen, die Parkgebühren zu erhöhen, stößt auf Widerspruch. Der Tenor: Wenn man Kunden aus dem Umland nicht noch stärker an Fachmärkte am Stadtrand verlieren will, darf das Auto nicht verteufelt werden
Der Vorstoß der Grünen, die Gebühren an städtischen Parkscheinautomaten im Zentrum von zwei auf drei Euro pro Stunde zu erhöhen, stößt bei den Innenstadt-Einzelhändlern auf Widerstand. „So etwas ist kontraproduktiv“, so Ulrich Mayer, Geschäftsinhaber (Steingasse No. 7) und Vorsitzender des Innenstadtgewerbebeirats. Man verstehe sich sicher nicht als Lobby der Autofahrer, zumal der Anteil der Innenstadtbesucher, die mit Rad, Nahverkehr oder zu Fuß kommen, steigt. „Aber man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass gerade bei den Kunden aus dem Umland viele das Auto wählen“, so Mayer.
Eine Passantenbefragung der Stadt ergab zuletzt, dass der Anteil der City-Besucher aus dem Umland gesunken ist. Mayer führt dies auch auf das fehlende Parkleitsystem zurück. Ein solches Wegweisersystem zu Innenstadtparkhäusern und den Park-and-ride-Plätzen mit elektronischen Anzeigen ist seit der Verkehrsumlegung im Zuge des Königsplatz-Umbaus im Jahr 2012 im Gespräch, bisher wartet man aber vergeblich. Momentan behilft sich die Stadt mit einem provisorischen Schildersystem und Resten des veralteten Leitsystems. Auch Ekkehard Schmölz, der das Marketing der Stadt und somit auch die Innenstadtvermarktung leitet, hält ein solches System für dringend nötig.
„Ein Verkehrsleitsystem würde speziell die Hürde für Autofahrer von auswärts senken“, so Mayer. Die hätten seit der Verkehrsumlegung vor sechs Jahren mitunter Probleme, sich zu orientieren. Die Innenstädte als Handelsplätze kämen immer stärker unter Druck – durch Internet, vor allem aber durch Ansiedlungen auf der grünen Wiese. „Um Augsburg herum ist ein richtiger Gürtel entstanden. Diese Geschäfte bieten kostenlose Parkplätze und schnelle Erreichbarkeit.“Die Innenstadt müsse dem etwas entgegenzusetzen haben.
Wann ein Parkleitsystem kommt, ist offen. Die Stadt hatte schon Vorarbeiten geleistet, dann verließ der zuständige Mitarbeiter die Verwaltung. Die Stelle im Tiefbauamt ist seit Monaten unbesetzt, weil die Bauverwaltung angesichts des Baubooms Schwierigkeiten hat, Bewerber zu finden – sie gehen lieber in die private Wirtschaft. Inzwischen wurde die Stelle erneut ausgeschrie- Man hoffe, sie bald besetzen zu können, so das Baureferat. Wie viel das System kostet, ist noch unklar. Die Stadt will sich die Anschaffung aus dem eine Milliarde Euro schweren Diesel-Topf von Bund und Autoindustrie fördern lassen. Das Umweltamt wird bis zum Sommer ein Gesamtkonzept zu Luftreinhaltung und Verkehrsmaßnahmen – etwa intelligente Ampeln und Förderung der E-Mobilität – erstellen. Das Parkleitsystem taucht darin auf, weil es den Parkplatzsuchverkehr verringern könnte.
Dass Autofahrer von einem vollen Parkhaus zum nächsten fahren, kommt aber in Augsburg allenfalls im Advent vor. Die vor Jahren aufdas gekommene Idee, ein weiteres Parkhaus im Osten der Innenstadt zu ermöglichen, wird von der Stadt aktuell nicht weiterverfolgt. In den Innenstadt-Parkhäusern gibt es rund 6150 Stellplätze (mit City-Galerie). Hinzu kommen in einem erweiterten Innenstadtbereich rund 6000 Stellplätze am Straßenrand, die teils für Bewohnerparken reserviert sind oder für die man einen Parkschein ziehen muss. Die Grünen möchten, dass die Stadt für die Plätze in der Kernzone künftig drei Euro pro Stunde verlangt, für die bisher schon gebührenpflichtigen Plätze am Rand der Innenstadt 1,50 Euro. Sie begründen dies damit, dass die kommunalen Plätze so teuben. rer würden als die Plätze in den privaten Parkhäusern (maximal zwei Euro pro Stunde). Dies schaffe Anreize für Autofahrer, ein Parkhaus gezielt anzusteuern, statt auf der Suche nach einem Stellplatz am Straßenrand herumzufahren.
Die Mehreinnahmen (momentan erlöst die Stadt aus dem Parkscheinverkauf 1,5 bis zwei Millionen Euro jährlich) sollen in die Förderung des Nahverkehrs, etwa eines 365-EuroTickets ab 8 Uhr fließen. Die Parkgebühren am Straßenrand sind seit 2012 gleich geblieben. Zwischen 2014 und 2018 ließen die meisten der 20 privaten Parkhäuser ihre Gebühren gleich, vier Häuser erhöhten um 10 bis 25 Prozent.