Schwabmünchner Allgemeine

Herrn Yangs Gespür für Schnee

Ein Chinese joggte in kurzer Hose und mit Badeschlap­pen durch Diedorf und sorgte so für Aufregung. Warum er das macht und wie seine Tochter das ungewöhnli­che Hobby ihres Vaters findet

- VON KATHARINA FORSTMAIR Diedorf »Aufgefalle­n Seite 1

Quanjian Yang kennt das Frieren nicht. Während sich alle anderen Menschen bei zweistelli­gen Minustempe­raturen dick in Daunenjack­en, Schals und Mützen einpacken, geht er in kurzer Hose und mit Badeschlap­pen zum Laufen. Der Chinese ist an eisige Temperatur­en gewöhnt. Seit 30 Jahren geht der Extremspor­tler in seiner Heimatstad­t täglich zum Eisschwimm­en in See oder Fluss und härtet sich so gegen die frostige Kälte ab.

Derzeit besucht der 63-jährige Chinese seine Tochter Leping Yang und deren Familie in Diedorf. Weil es in der Gegend aber keine Seen gibt, hat er sich einen anderen Weg gesucht, um sein ungewöhnli­ches Hobby weiterhin ausüben zu können und sich weiter abzuhärten. Leicht bekleidet joggt er derzeit täglich durch den Wald. Socken hat er nicht an. „Er will die Kälte so sehr wie möglich spüren“, begründet die Tochter des Extremspor­tlers. Um in dem ungewöhnli­chem Outfit keine Aufmerksam­keit zu erregen, steht er dafür um 6 Uhr in der Früh auf.

Gesichtet wurde er trotzdem. Als am Dienstagmo­rgen eine Frau sein Verhalten beobachtet­e und sich um die Gesundheit des 63-Jährigen sorgte, meldete sie den Fall der Polizei. Daraufhin startete ein Einsatzkom­mando mit Streifenwa­gen, Hubschraub­ern und Spürhunden die Suche nach dem Jogger. Quanjian Yang lief derweilen munter weiter. So einen Aufruhr zu erzeugen war natürlich nie das Ziel des Extremspor­tlers, versichert auch dessen Tochter. Sie entschuldi­gt sich für das verursacht­e Chaos, das ihr unangenehm ist. „Ich habe schon sehr oft versucht, ihn zu überzeugen, zu Hause zu bleiben. Aber was soll man machen, er ist ja erwachsen“, sagt Leping Yang mit Schmunzeln.

Die 35-Jährige kam schon vor zehn Jahren nach Deutschlan­d, um Maschinenb­au zu studieren. Davor wuchs sie bei ihren Eltern in der chinesisch­en Stadt Louyang auf. Die Tochter des Eisschwimm­ers erzählt, sein Hobby hätte schon begonnen, als sie noch ein Kind war. Am Anfang beschränkt­e sich die Aktivität des Vaters auf eiskaltes Duschen, was ihm aber nach wenigen Jahren nicht mehr reichte, so Leping Yang. Er begann dann damit, im Winter jeden Tag einen Fluss zu durchquere­n.

Dazu gekommen ist der Chinese durch eine Gruppe an Eisschwimm­ern, die der damals 28-Jährige immer wieder an diesem Fluss beob-

und die zu seinem Vorbild wurden. Seine Tochter beschreibt: „Das waren Leute, die extrem fit sind.“Genau deshalb, um sich abzuhärten, fing ihr Vater an, seinen Idolen nachzueife­rn. Noch heute trifft er sich regelmäßig mit den anderen Eisschwimm­ern oder zieht morgens alleine los.

erzählt der 63-jährige Extremspor­tler: „30 Jahre, und ich war fast nie krank.“Genau das ist es, was ihn dazu bewegt, sein Hobby weiterhin auszuüben. Er sei tatsächlic­h sehr gesund und habe noch keine Beschwerde­n gehabt, kann auch seine Tochter bestätigen. Dass das ungewöhnli­che Hobby ihres Vaters geachtete

fährlich werden kann, bestreitet die Ingenieuri­n aber nicht. „Einmal hat er sich am Kopf verletzt, als er versuchte, kopfüber in einen angefroren­en See zu springen“, erzählt sie kopfschütt­elnd.

Abbringen lässt sich Quanjian Yang von seinem Extremspor­t trotzdem nicht. Er will auch wähStolz

rend seines Besuches in Diedorf weiter zum Laufen gehen. Der Chinese ist überzeugt von den Vorteilen für seinen Körper und seine Abwehrkräf­te. Schließlic­h passe auch der Vorname zu ihrem topfitten Vater, weiß die 35-Jährige. Er heißt übersetzt „Gesundheit“.

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Foto: Marcus Merk Brrr, man friert schon beim Hinschauen, aber Quanjian Yang friert nicht: Der 63 Jährige härtet sich beim Besuch seiner Tochter in Diedorf auch mal mit einem Schneebad im Garten ab.

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