Herrn Yangs Gespür für Schnee
Ein Chinese joggte in kurzer Hose und mit Badeschlappen durch Diedorf und sorgte so für Aufregung. Warum er das macht und wie seine Tochter das ungewöhnliche Hobby ihres Vaters findet
Quanjian Yang kennt das Frieren nicht. Während sich alle anderen Menschen bei zweistelligen Minustemperaturen dick in Daunenjacken, Schals und Mützen einpacken, geht er in kurzer Hose und mit Badeschlappen zum Laufen. Der Chinese ist an eisige Temperaturen gewöhnt. Seit 30 Jahren geht der Extremsportler in seiner Heimatstadt täglich zum Eisschwimmen in See oder Fluss und härtet sich so gegen die frostige Kälte ab.
Derzeit besucht der 63-jährige Chinese seine Tochter Leping Yang und deren Familie in Diedorf. Weil es in der Gegend aber keine Seen gibt, hat er sich einen anderen Weg gesucht, um sein ungewöhnliches Hobby weiterhin ausüben zu können und sich weiter abzuhärten. Leicht bekleidet joggt er derzeit täglich durch den Wald. Socken hat er nicht an. „Er will die Kälte so sehr wie möglich spüren“, begründet die Tochter des Extremsportlers. Um in dem ungewöhnlichem Outfit keine Aufmerksamkeit zu erregen, steht er dafür um 6 Uhr in der Früh auf.
Gesichtet wurde er trotzdem. Als am Dienstagmorgen eine Frau sein Verhalten beobachtete und sich um die Gesundheit des 63-Jährigen sorgte, meldete sie den Fall der Polizei. Daraufhin startete ein Einsatzkommando mit Streifenwagen, Hubschraubern und Spürhunden die Suche nach dem Jogger. Quanjian Yang lief derweilen munter weiter. So einen Aufruhr zu erzeugen war natürlich nie das Ziel des Extremsportlers, versichert auch dessen Tochter. Sie entschuldigt sich für das verursachte Chaos, das ihr unangenehm ist. „Ich habe schon sehr oft versucht, ihn zu überzeugen, zu Hause zu bleiben. Aber was soll man machen, er ist ja erwachsen“, sagt Leping Yang mit Schmunzeln.
Die 35-Jährige kam schon vor zehn Jahren nach Deutschland, um Maschinenbau zu studieren. Davor wuchs sie bei ihren Eltern in der chinesischen Stadt Louyang auf. Die Tochter des Eisschwimmers erzählt, sein Hobby hätte schon begonnen, als sie noch ein Kind war. Am Anfang beschränkte sich die Aktivität des Vaters auf eiskaltes Duschen, was ihm aber nach wenigen Jahren nicht mehr reichte, so Leping Yang. Er begann dann damit, im Winter jeden Tag einen Fluss zu durchqueren.
Dazu gekommen ist der Chinese durch eine Gruppe an Eisschwimmern, die der damals 28-Jährige immer wieder an diesem Fluss beob-
und die zu seinem Vorbild wurden. Seine Tochter beschreibt: „Das waren Leute, die extrem fit sind.“Genau deshalb, um sich abzuhärten, fing ihr Vater an, seinen Idolen nachzueifern. Noch heute trifft er sich regelmäßig mit den anderen Eisschwimmern oder zieht morgens alleine los.
erzählt der 63-jährige Extremsportler: „30 Jahre, und ich war fast nie krank.“Genau das ist es, was ihn dazu bewegt, sein Hobby weiterhin auszuüben. Er sei tatsächlich sehr gesund und habe noch keine Beschwerden gehabt, kann auch seine Tochter bestätigen. Dass das ungewöhnliche Hobby ihres Vaters geachtete
fährlich werden kann, bestreitet die Ingenieurin aber nicht. „Einmal hat er sich am Kopf verletzt, als er versuchte, kopfüber in einen angefrorenen See zu springen“, erzählt sie kopfschüttelnd.
Abbringen lässt sich Quanjian Yang von seinem Extremsport trotzdem nicht. Er will auch wähStolz
rend seines Besuches in Diedorf weiter zum Laufen gehen. Der Chinese ist überzeugt von den Vorteilen für seinen Körper und seine Abwehrkräfte. Schließlich passe auch der Vorname zu ihrem topfitten Vater, weiß die 35-Jährige. Er heißt übersetzt „Gesundheit“.