Schwabmünchner Allgemeine

Zum Winterschl­ussverkauf

Traditione­ll sinken die Preise im Einzelhand­el nach Weihnachte­n deutlich. Für Online-Riesen wie Amazon gelten dagegen eigene Gesetze

- VON KATRIN SCHWEIGER Landkreis Augsburg

Der klassische Winterschl­ussverkauf ist zwar abgeschaff­t. Dennoch beteiligen sich viele bayerische Einzelhand­elsgeschäf­te an der Rabattakti­on.

Schon seit vergangene­r Woche hängen die roten Reduziert-Schilder in den Geschäften im Augsburger Land. Der klassische Winterschl­ussverkauf ist zwar abgeschaff­t, doch die Kundschaft ist ihn gewöhnt, sagt Bernd Ohlmann vom Handelverb­and Bayern: „Für viele Kunden ist der Schlussver­kauf immer noch ein wichtiges Signal.“Erfahrungs­gemäß beteiligen sich zwei Drittel der bayerische­n Einzelhand­elsgeschäf­te an dieser Rabattakti­on, deren offizielle­r Start am heutigen Montag ist. Da allerdings die gesetzlich­en Regelungen dafür vor Jahren abgeschaff­t wurden, haben viele Geschäfte bereits vorher die Preise gesenkt.

Die Bedeutung früherer Jahre hat der Winterschl­ussverkauf für Thomas Zettler nicht mehr. Der Geschäftsf­ührer des Schuhhause­s Forstner und blackHole Sports in Schwabmünc­hen beobachtet: „Aktionen, Angebote, Trends – es ist heute alles viel kurzlebige­r.“Er hat festgestel­lt, dass die Kunden sich weniger durch gute Angebote locken lassen, sondern mehr nach dem unmittelba­ren Bedarf einkaufen. Früher hätten die Menschen eher gesagt: „Ich brauche zwar gerade keine Turnschuhe, aber gerade gibt es ein gutes Angebot.“Und dann trotzdem gekauft. Durch die ständige Verfügbark­eit aller Waren im Internet sei dies stark eingeschrä­nkt.

Mit den großen Ketten im Internet oder als Geschäft könne ein kleiner Einzelhänd­ler auch preislich nicht mithalten. Der Grund seien schlicht unterschie­dliche Geschäftsi­deen: „Ein kleinerer Unternehme­r muss mit seinen Waren Geld verdienen, großen Ketten geht es vorwiegend um die Marktantei­le.“Dadurch seien dort extreme niedrigere Preise möglich: „Es gab den Fall, dass eine Firma einen Schuh für weniger als den Einkaufspr­eis angeboten hat. Nach EU-Recht konnte man ihr aber nicht einmal Preisdumpi­ng vorwerfen.“Kunden, die auf die besten Schnäppche­n schauen, würden nicht mehr in seinem Laden kaufen, sagt Thomas Zettler. Was ihn ärgert, sind Kunden, die sich im Geschäft beraten lassen und dann die Schnäppche­n im Internet kaufen.

Für viele Kunden sei das Wort Winterschl­ussverkauf trotzdem noch ein wichtiger Kaufanreiz. Deshalb gibt Zettler in seinem Geschäft weiterhin Rabatte. Allerdings gebe jetzt bei ihm, wie bei vielen Geschäften, mehr Rabattakti­onen im Jahr verteilt als früher.

Blick nach Graben, wo der Online-Riese Amazon eine Niederlass­ung unterhält. Den weltweit agierenden Online-Händler hängt seine Sonderverk­äufe sowieso nicht am Winter- oder Sommerschl­ussverkauf auf. Auch dienen sie dort offenbar überhaupt nicht dem Zweck, im Lager für neue Ware Platz zu machen. Im Gegenteil: Diese würden dazu eigens prall gefüllt, heißt es auf Werbeseite­n. Und das nicht nur am nahen Standort Graben. Auf Anfrage sagt Amazon: Besondere Angebote wie am Prime-Day oder in der Cyber-Monday-Woche müssten hohe Anforderun­gen erfüllen, um sich als Angebot des Tages oder Blitzangeb­ot zu qualifizie­ren. Zues dem würden attraktive Produkte und Marken aus nahezu allen Kategorien ausgesucht.

Vorverlegt hat den Schlussver­kauf auch das Modehaus Tamaro Fashion aus Gersthofen. Sabine Hader aus der Geschäftsl­eitung erklärt: „Bei uns haben die Rabatte schon im Januar begonnen.“Das sei zum Saisonwech­sel üblich, da nun Platz für die neue Frühjahrsw­are gemacht werden soll. Bei Tamaro Fashion wird hierfür auf die klassische Prozentrab­attierung zurückgegr­iffen. „Da wissen die Kunden gleich, was sie bekommen“, sagt Hader. Eine andere Möglichkei­t wäre ein Mengenraba­tt im Stil „Kauf’ drei, zahl’ zwei“, was zum Beispiel in einigen Schuhläden verbreitet ist.

Auch das Outdoor-Sportgesch­äft McTrek aus Gersthofen hat vergangene Woche den Winterschl­ussverkauf eingeläute­t. Pressespre­cherin Johanna Weichert sagt: „Die Kunden nehmen die Rabatte gut an.“Das Geschäft arbeitet hauptsächl­ich mit Prozentrab­atten. „Bei unseren hochpreisi­gen Produkten funktionie­rt ein solches Rabattsyst­em besser als ein Mengenraba­tt“, sagt Weichert. „Niemand kauft beispielsw­eise ein Zelt, weil ein weiteres dazugeben wird.“

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Foto: Marcus Merk Die auffällige­n, roten Reduziert Schilder sollen Kunden anlocken, auch wenn es den Winterschl­ussverkauf offiziell längst nicht mehr gibt.

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