Zum Winterschlussverkauf
Traditionell sinken die Preise im Einzelhandel nach Weihnachten deutlich. Für Online-Riesen wie Amazon gelten dagegen eigene Gesetze
Der klassische Winterschlussverkauf ist zwar abgeschafft. Dennoch beteiligen sich viele bayerische Einzelhandelsgeschäfte an der Rabattaktion.
Schon seit vergangener Woche hängen die roten Reduziert-Schilder in den Geschäften im Augsburger Land. Der klassische Winterschlussverkauf ist zwar abgeschafft, doch die Kundschaft ist ihn gewöhnt, sagt Bernd Ohlmann vom Handelverband Bayern: „Für viele Kunden ist der Schlussverkauf immer noch ein wichtiges Signal.“Erfahrungsgemäß beteiligen sich zwei Drittel der bayerischen Einzelhandelsgeschäfte an dieser Rabattaktion, deren offizieller Start am heutigen Montag ist. Da allerdings die gesetzlichen Regelungen dafür vor Jahren abgeschafft wurden, haben viele Geschäfte bereits vorher die Preise gesenkt.
Die Bedeutung früherer Jahre hat der Winterschlussverkauf für Thomas Zettler nicht mehr. Der Geschäftsführer des Schuhhauses Forstner und blackHole Sports in Schwabmünchen beobachtet: „Aktionen, Angebote, Trends – es ist heute alles viel kurzlebiger.“Er hat festgestellt, dass die Kunden sich weniger durch gute Angebote locken lassen, sondern mehr nach dem unmittelbaren Bedarf einkaufen. Früher hätten die Menschen eher gesagt: „Ich brauche zwar gerade keine Turnschuhe, aber gerade gibt es ein gutes Angebot.“Und dann trotzdem gekauft. Durch die ständige Verfügbarkeit aller Waren im Internet sei dies stark eingeschränkt.
Mit den großen Ketten im Internet oder als Geschäft könne ein kleiner Einzelhändler auch preislich nicht mithalten. Der Grund seien schlicht unterschiedliche Geschäftsideen: „Ein kleinerer Unternehmer muss mit seinen Waren Geld verdienen, großen Ketten geht es vorwiegend um die Marktanteile.“Dadurch seien dort extreme niedrigere Preise möglich: „Es gab den Fall, dass eine Firma einen Schuh für weniger als den Einkaufspreis angeboten hat. Nach EU-Recht konnte man ihr aber nicht einmal Preisdumping vorwerfen.“Kunden, die auf die besten Schnäppchen schauen, würden nicht mehr in seinem Laden kaufen, sagt Thomas Zettler. Was ihn ärgert, sind Kunden, die sich im Geschäft beraten lassen und dann die Schnäppchen im Internet kaufen.
Für viele Kunden sei das Wort Winterschlussverkauf trotzdem noch ein wichtiger Kaufanreiz. Deshalb gibt Zettler in seinem Geschäft weiterhin Rabatte. Allerdings gebe jetzt bei ihm, wie bei vielen Geschäften, mehr Rabattaktionen im Jahr verteilt als früher.
Blick nach Graben, wo der Online-Riese Amazon eine Niederlassung unterhält. Den weltweit agierenden Online-Händler hängt seine Sonderverkäufe sowieso nicht am Winter- oder Sommerschlussverkauf auf. Auch dienen sie dort offenbar überhaupt nicht dem Zweck, im Lager für neue Ware Platz zu machen. Im Gegenteil: Diese würden dazu eigens prall gefüllt, heißt es auf Werbeseiten. Und das nicht nur am nahen Standort Graben. Auf Anfrage sagt Amazon: Besondere Angebote wie am Prime-Day oder in der Cyber-Monday-Woche müssten hohe Anforderungen erfüllen, um sich als Angebot des Tages oder Blitzangebot zu qualifizieren. Zues dem würden attraktive Produkte und Marken aus nahezu allen Kategorien ausgesucht.
Vorverlegt hat den Schlussverkauf auch das Modehaus Tamaro Fashion aus Gersthofen. Sabine Hader aus der Geschäftsleitung erklärt: „Bei uns haben die Rabatte schon im Januar begonnen.“Das sei zum Saisonwechsel üblich, da nun Platz für die neue Frühjahrsware gemacht werden soll. Bei Tamaro Fashion wird hierfür auf die klassische Prozentrabattierung zurückgegriffen. „Da wissen die Kunden gleich, was sie bekommen“, sagt Hader. Eine andere Möglichkeit wäre ein Mengenrabatt im Stil „Kauf’ drei, zahl’ zwei“, was zum Beispiel in einigen Schuhläden verbreitet ist.
Auch das Outdoor-Sportgeschäft McTrek aus Gersthofen hat vergangene Woche den Winterschlussverkauf eingeläutet. Pressesprecherin Johanna Weichert sagt: „Die Kunden nehmen die Rabatte gut an.“Das Geschäft arbeitet hauptsächlich mit Prozentrabatten. „Bei unseren hochpreisigen Produkten funktioniert ein solches Rabattsystem besser als ein Mengenrabatt“, sagt Weichert. „Niemand kauft beispielsweise ein Zelt, weil ein weiteres dazugeben wird.“