Die Almhütten rufen
Rustikale Häuser, zünftige Musik und eine Stimmung wie beim Après-Ski in den Bergen: An drei Orten in der Stadt wird derzeit alpenländisch gefeiert. Ein Gastronom muss über den Trend etwas schmunzeln
Circa 100 Kilometer liegt Augsburg von den Alpen entfernt. Doch um rustikales Hüttenflair zu genießen oder bei einer Art Après-Ski-Party mitzufeiern, muss man nicht in die Berge fahren. Almhütten, die zur Winterzeit in der Stadt aufgebaut werden, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ein Augsburger Gastronom konnte mit so einer Idee bereits vor 13 Jahren punkten.
Drei große Almhütten stehen derzeit wieder im Martini-Park, vor der City-Galerie und im RiegeleBiergarten. Thomas Schnörzinger und Ehefrau Daniela vom DTS-Catering ließen in dieser Vorweihnachtszeit bereits zum vierten Mal das große Holzhaus im alpenländischen Stil im Martini-Park aufbauen. 30000 Euro koste dies, verrät Schnörzinger. Die Rechnung scheint aufzugehen. Vor allem für Weihnachtsfeiern und Neujahrsempfänge würde die Almhütte mit der integrierten Küche, dem Barbereich und der Bühne gebucht. Es gibt aber auch offene Abende. „Die Menschen mögen es, in besonderen Locations zu feiern“, weiß Schnörzinger. Weil die Nachfrage so groß ist, wurde die Holzhütte für diese Wintersaison vergrößert. Die Zahl der Sitzplätze wurde von 170 auf 240 erhöht.
Auch im Riegele-Biergarten ist man auf den alpenländischen Geschmack gekommen. „Vergangenes Jahr hatten wir noch eine Hütte zum Ausprobieren, dieses Jahr wurde eine neue errichtet, in der bis zu 120 Personen Platz haben“, erzählt eine Mitarbeiterin. Sie hätten auch viele Weihnachtsfeiern.
Volle Hütte ist beinahe jeden Abend im Bierstadl des Winterlands vor der City-Galerie, wie Helmut Wiedemann berichtet. Er setzt in der Holzhütte, die täglich bis 24 Uhr geöffnet ist, auf Après-Ski-Partys mit lauter Musik. „Es kommen so viele Leute zu uns, die feiern wollen, dass wir die Hütte nicht exklusiv an Firmen für Weihnachtsfeiern vermieten.“Bereits zum achten Mal gebe es den Bierstadl. Das Geschäft sei anfangs etwas zäh gewesen. Seit drei bis vier Jahren aber laufe es richtig gut. „Jedes Jahr kommen immer mehr Gäste.“Wenn man nicht rechtzeitig da ist, sagt er, kommt man an manchen Abenden nicht mehr rein, weil es so voll ist. „So eine Holzhütte hat Charme, ist gemütlich und die Gäste fühlen sich wie in den Bergen“, erklärt er den Erfolg des Konzepts von Almhütten. „In anderen Städten funktioniert das genauso.“Ein Augsburger muss bei dem Thema allerdings etwas schmunzeln. Denn für ihn ist das Konzept ein alter Hut.
Gastronom Harry Winderl hatte, wie er erzählt, bereits vor 13 Jahren alpenländisches Flair in die Innenstadt gebracht. „2004 haben wir den ersten Hüttenzauber im damaligen Pow Wow am Moritzplatz gestartet.“Unmengen von Bäumen, Holz und Moos seien herangekarrt worden, um das Pow Wow in eine Berghütte zu verzaubern. „Allein auf das Flachdach kamen 30 Bäume.“Bis 2012 seien dort in der Adventszeit legendäre Partys gefeiert worden. Winderl setzte das Alm-Konzept 2006 im Schaller-Zelt auf dem Plärrer weiter fort, drei Jahre später im einstigen Thorbräukeller und seit drei Jahren in der Almhütte von Dieter Held auf dem Christkindlesmarkt. Dass es in Augsburg inzwischen mehrere Almhütten gebe, halte er nicht für förderlich. „Schade, dass die Mitanbieter auf dem Markt bei der Namensgestaltung wenig kreativ sind.“Festwirt Dieter Held sieht das nicht eng. „Der Name ist ja nicht geschützt. Und wenn jemand meint, er muss sein Ding Almhütte taufen, dann soll er es machen.“Noch ein Gastronom in Augsburg setzt schon seit etlichen Jahren auf Hütten-Flair: Filip Knezovic betreibt seit neun Jahren das Lokal Berghütte am Predigerberg. Hüttenoptik mit massiven Holztischen, holzvertäfelte Wände und eine rustikale Theke gehören seit jeher dazu. Sein Publikum hat sich über die Jahre hinweg etwas geändert.
Früher sei die Berghütte die Anlaufstelle für Après-Christkindlesmarkt-Besucher gewesen, berichtet Knezovic. „Da gab es schon so Kandidaten, die nach fünf Schwipsis hier hereinkamen und in der Wärme auch mal umkippten.“Inzwischen stünde bei ihm längst das Essen und Gemütlichkeit im Vordergrund. „Das ist auch gut so. Man wird auch nicht jünger.“